Todesfessel - Franken-Krimi
unschlagbares Team der Kripo Coburg.
Spektakuläre Fälle haben wir gelöst: den Doppelmord in der Metzgergasse. Den Tankstellenmörder in Lichtenfels. Den Serienvergewaltiger droben im Frankenwald.
Ich war besessen von der Täterjagd. Nur um über Timmis Tod hinwegzukommen. Nein, um ihn zu verdrängen … und habe Andrea dabei automatisch mitverdrängt. Andrea, die zu Hause saß, sich um Valerie kümmern musste und niemanden hatte, um Timmis Verlust zu verarbeiten … Aus, CUT ! Zieh dich nicht noch selbst runter!
Er klopfte auf das Autodach. Bernies blondierte Rod-Stewart-Mähne fuhr herum, ein ärgerlicher Blick.
»Ja, gleich, Charly, is ja gut! … Also, alles klar so weit, Steve … So machen wir’s … Servus, bis morgen!« Er klappte sein Handy zu.
»Ja, steck fei endlich dei Scheißhandy weg!«, grummelte Charly und ließ sich in den Beifahrersitz fallen. »Bist ja schlimmer wie a Fraa …«
* * *
Er streckte den Kopf vor und lauschte. Durch die angelehnte Zimmertür hörte er das Klacken ihrer Absätze. Die Haustür fiel ins Schloss, endlich!
Erleichtert knipste er den Schalter an und fuhr den Laptop wieder hoch. »How to install a torture room«, wie man eine Folterkammer einrichtet … diese durchgeknallten Amis … Was für eine Fundgrube! Anbindevorrichtungen … Streckbänke … zu langweilig … aber hier: ein improvisierter gynäkologischer Untersuchungsstuhl …!
Seine Augen glänzten.
* * *
Der Mustang V8 röhrte durch den Thüringer Wald. Bernie heizte rücksichtslos über die kurvige, schmale Landstraße. Aus den Boxen dröhnte Steppenwolf: »Born to be wild« .
»Ich dachte, der SM -Club ist kurz hinter Sonneberg?«, brüllte Charly. »Wir sind doch schon dreißig Minuten weiter!«
»Bleib cool, Mann, wir sind gleich da!« Bernie schaltete einen Gang zurück, ohne vom Gas zu gehen; ohrenbetäubend heulte die Maschine auf. »Wie soll ich dich eigentlich einführen, Alter?« Ein spöttischer Seitenblick aus solariengebräuntem, zerfurchtem Gesicht Richtung Charly. »Das ist mein Lieblingskommissar aus Coburg, er sucht Entspannung und hat ein paar ganz spezielle Fragen?«
»Alter Schmarrbeudl.«
Charly nahm kurz seinen Zahnstocher aus dem Mund. »Alles inkognito heute! Ich bin Krimi-Autor und recherchiere für mein erstes Buch, ich interessiere mich für exotische Fesselungsarten.«
* * *
»Ahhrrrgg … gngggg!« Ihr Gesicht war blau angelaufen, angstvoll aufgerissene Augen traten fast aus den Höhlen. Geschickt lockerte der Mann den Zug des beigefarbenen Bademantelgürtels, der zweimal um ihren Hals gewickelt war. Sie japste nach Luft, mit dem unmenschlichen Ton einer Ertrinkenden. Sofort, bevor an einen Schrei überhaupt zu denken war, zog er wieder fester zu. Ein berauschendes Spiel, seit über fünf Minuten; Macht in höchster Vollendung, Herrschaft über Leben und Tod!
Aber nur im Film. Nur ein müder Abklatsch.
STOP und EJECT .
Prompt und gehorsam öffnete sich die Lade, willig bot sich die DVD zur Entnahme an.
Er reagierte nicht. Mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch betrachtete er das Cover.
Grazile nackte Mädchenkörper.
Phantasievoll und straff gefesselt.
* * *
»Rennsteig- DATSCHA .«
Versteckt im Wald gelegen, Thüringens exklusivster SM -Club, wie Insider Bernie wusste. »Wurde in den Fünfzigern von einem schwulen Sowjet-Oberst für seine perversen Privatspielchen gebaut. Angeblich ist sogar mal ein junger Soldat da drin verschwunden und nie mehr aufgetaucht …«
»Zwei Jackies!« Charly schob sich auf einen Barhocker, Bernie wurde vom Geschäftsführer sofort in Beschlag genommen: ein stämmig-untersetzter Dreitagebart, schwarze Hose, schwarzes Poloshirt und die offenbar unvermeidbare Goldkette auf der mächtigen Brust. Das Milieu karikiert sich selbst am besten, dachte Charly belustigt – und ertappte sich im nächsten Moment dabei, wie er nach seinem eigenen, allerdings deutlich dünneren Goldkettchen fingerte.
»Zwei Jackies.«
Die schlanke Brünette hinter der Bar verzog keine Miene, schien durch Charly förmlich hindurchzusehen. Flachbrüstig und desinteressiert, beides nicht gerade geschäftsfördernd, dachte Charly. Liegt’s an mir oder an der Uhrzeit? Die kleine grüne Digitalanzeige an der Hi-Fi-Anlage hinter dem Tresen sprang auf 22:27 Uhr.
»… nee, echt null Risiko, Bernie, absolut saubere Sache …« Der Geschäftsführer, seine Rechte auf Bernies Schulter, redete beschwörend auf diesen ein.
»Du kriegst Bescheid, Harry, spätestens
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