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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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Franken einen raschen Erfolg wünschen und überlasse Sie alle jetzt der bewährten Leitung von Kommissar Charly Herrmann!«
    Zwölf Männer- und zwei Frauenfäuste trommelten pflichtschuldig auf die Tische, als Ritter sich mit einem freundlichen Schulterklopfen für Charly erhob und federnden Schrittes den Lageraum verließ.
    »Fünf Minuten Kaffeepause, Kollegen!«
    Nur mühsam unterdrückte Charly seine spontane Gier nach einer Zigarette. Erleichtert griff er in die Gummibärentüte, die ihm die frischgebackene KK in Berchtold unter die Nase hielt.
    »Bist ein Schatz, Anja … nee, wart mal, das sind zu viel farblose … gib mir lieber noch ein paar rote …«
    Ein weiterer, unverschämt tiefer Griff in die Tüte. Er grinste über ihren empörten Protest und ließ seinen Blick zufrieden in die Runde schweifen. Erfreulicherweise war es auf Anhieb gelungen, ein paar herausragende Kollegen aus fränkischen Polizeidienststellen in die SOKO zu holen.
    Am Fenster stand KOK Tom Scherzer aus Erlangen, ein schlaksiger Zwei-Meter-Mann mit dünnem blondem Haar und einer Vorliebe für weiße T-Shirts unter Jeanshemden. Er war schon zum zweiten Mal in Coburg dabei; gerade erklärte er zwei neuen SOKO -Kollegen mit seinen langen Armen gestenreich die Veste, die im Hintergrund düster und trutzig in den dunkelgrauen Himmel ragte. Auch parteipolitisch war Scherzer, nach eigenem Bekunden ein »Erzfranke«, jetzt aktiv. Stolz hatte er von seiner Wahl zum stellvertretenden Erlanger Kreisvorsitzenden der »Partei für Franken« berichtet, was bei Löhlein auf besorgtes Unverständnis gestoßen war: »Du als Beamter? So gegen München? Kriegst du da keine Probleme mit unserem Dienstherrn oder deinem Chef?«
    »Mei Schäff is doch etz aach Mitglied worn! Der würd am liebsten selbst für’n Landtag kandidiern – bloß sei Fraa lässt na noch ned!«
    Nach Charlys Briefing zur aktuellen Tat- und Fahndungssituation begann die eigentliche SOKO -Arbeit: Teambildung, Klärung der nächsten Ermittlungsschritte – das Whiteboard neben der Fotowand hinter Charly füllte sich rasch mit bunten Pfeilen, Kreisen und Vierecken sowie großformatigen Tatortfotos mit der verschnürten Leiche von Kim LaYoung.
    »Sooo, Kollegen!« Charly klatschte zufrieden in die Hände. »Dann fass ich mal kurz unsere Stoßrichtungen zusammen. Team eins: Schlüsselbesitzer, Kollegen- und Freundeskreis, letzte Zeugen am Tatabend. Tatmotiv – Cui bono ? Täterprofil, das wird natürlich Aufgabe unserer Profilerin, Frau Dr. Barbara Antlkofer vom PP München; sie wird morgen zu uns stoßen. Schließlich die Recherchen zur Fesselungsart, Abklärung eines eventuellen Travestie-Backgrounds, mögliche Querverbindungen zur SM -Szene. Das nehme ich in Angriff.«
    Leichte Unruhe und Gemurmel im Raum, Tom brachte es auf den Punkt: »Des haaßd doch bloß, wir derfn die Schlüsselbreddla kondrolliern – und du gehst solang ‘nein Sexclub!« Zustimmendes Gelächter. Charly grinste und wedelte mit dem Zeigefinger.
    »Nur kein Neid, Kollegen! Ich nehm euch schließlich die körperlichen Schmerzen ab! Außerdem kann ich da endlich wieder einen persönlichen Kontakt nutzen. Es gibt da nämlich einen alten Kollegen von mir, der betreibt jetzt den größten Sicherheitsdienst hier in der Region, Se CO rity. Und dieser Kollege hatte schon immer beste Verbindungen ins Milieu …«
    20:05 Uhr – Coburg
    Graue Wolken jagten über den Großparkplatz Ketschenanger, der um diese Zeit nur noch spärlich besetzt war. Der Regen hatte aufgehört. Oder nur eine Pause eingelegt, der unangenehm auffrischende Wind verhieß nichts Gutes. Zwei pinkfarbene Flyer »Nebenverdienst 1.000 Euro!« wurden mitgerissen in eine große Pfütze.
    Charly fröstelte und stellte seinen Jackenkragen hoch. Missmutig schob er einen Kaugummi in den Mund und musterte den dunkelblauen Ford Mustang mit dem Heckscheiben-Aufkleber »www.se CO rity.com«. Unter der geöffneten Fahrertür schauten die zwei schlangenledernen Cowboy-Boots von Bernie Winter hervor, dem seit gefühlten zehn Minuten, »nur ganz kurz, Charly!«, das Handy ans Ohr gewachsen war.
    Über den hinteren Radläufen prangten unverkennbar Rostblasen unter dem metallicblauen Lack. Guter alter Bernie, dachte Charly, wie tief bist du gesunken. Oder bin ich jetzt selbst schon ein Beamtenspießer, einer dieser neiderfüllten kleinen Sesselfurzer, die wir nie, nie, niemals werden wollten? Damals, vor über zwanzig Jahren; Charly Herrmann und Bernie Winter, ein

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