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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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steckte die Dienstmarke wieder zurück.
    Der Blonde machte auf dem Absatz kehrt und rief erschrocken nach hinten: »Chef! Keine GEZ , die sind von der Kripo!«
    Stille. Lange Stille. Dann endlich, der Blonde setzte gerade zum nächsten Ruf an, eine müde sonore Stimme aus dem Hintergrund: »Sollen reinkommen. Bring sie bitte rein!«
    Sie folgten dem blonden, erstaunlich dünnen Flipflopträger, auf dessen pinkfarbenem Hemd ein monströser schwarzgrauer Atompilz in die Höhe stieg, in einen großen hellen Raum. Altes Holzparkett, an den Wänden gerahmte XXXL -Fotografien:
    Wassertropfen, auf einem perfekten Dekolleté.
    » SÜC – The Colour of the Night«, der farbig leuchtende Glaspalast der Städtischen Werke bei Nacht.
    Ein halbnackter Balletttänzer, versunken in eine Pose des Schmerzes; schwarz-weiß.
    Eine Ballerina bei akrobatischer Dehnübung an der Stange; schwarz-weiß.
    »Ich begrüße Sie in meinem Atelier, meine Herren … Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Barfuß, enge weiße Hose, offenes weißes Hemd, ein Lederamulett auf blanker Brust. Pechschwarz gefärbte Haare, kunstvoll in alle Richtungen gestylt. Tokio Hotel mit fünfzig …
    »Sind Sie Hans-Viktor Schellenberg?«
    Der Weißgewandete verzog das Gesicht. Draußen begann der Hund wieder zu bellen.
    »Schon lange nicht mehr, ich bitte Sie, das war früher … Nennen Sie mich einfach Victor!«
    »Für gute Freunde einfach Vic!«, gluckste der blonde Assistent, der gerade an einem chromglänzenden italienischen Kaffeeautomaten hantierte, kokett dazwischen.
    »Bitte, Steve!«, wies ihn der Meister empört zurecht. »Das ist nun wirklich nicht angemessen, an diesem entsetzlichen Tag!« Er wandte sich mit bekümmerter Miene Tom und Charly zu. »Ich nehme doch an, Ihr Besuch hat mit dieser furchtbaren Geschichte unserer lieben Kim zu tun?«
    Charly antwortete nicht gleich und setzte sich unaufgefordert zu Victor auf das frei im Raum stehende neongrüne Zwei-Mann-Sofa.
    Der Künstler zeigte sich nur kurz irritiert, dann rief er, leicht verkniffen, nach hinten: »Mach doch bitte gleich vier Espressi, Steve! Die Herren machen es sich bequem bei uns!«
    Charly dachte nicht im Traum daran, aufs Tempo zu drücken. Der augenscheinlich nagelneue Kaffeeautomat und das Aroma, das sich dezent im Raum ausbreitete, versprachen feinste Qualität.
    »Danke, Victor … Es geht natürlich um die Tatnacht, Kim LaYoung war ja, wie uns der Intendant bestätigt hat, zu Gast auf Ihrem Atelierfest auf Schloss Hohenstein.«
    Victor nickte. »Wie jedes Jahr.«
    »Wann haben Sie Kim dort zuletzt gesehen?«
    »Um null Uhr achtundvierzig!«
    Victors gespannte Erwartung war kindlich-präsent, fast mit Händen zu greifen. Tu ihm den Gefallen … Charly zog anerkennend die Brauen hoch.
    »Respekt! Woher wissen Sie das noch so genau?«
    »Weil ich eine heftige Diskussion mit ihr hatte. Ich wollte sie überreden, noch zu bleiben. Ah, danke, lieber Steve!«
    Der Assistent servierte den Espresso auf einem schwarzen Teewagen mit leicht verblasstem psychedelischem Farbdekor, offenbar ein Originalstück aus der Hippie-Ära.
    Victor schien Charlys Gedanken zu erraten. »Ist das nicht ein Prachtstückchen? Dieser Servierwagen stand 1967 in Schwabing bei Uschi Glas im Zimmer!«
    Auch Tom, der eine Fotomappe im Stehen gelangweilt durchgeblättert hatte, blickte jetzt interessiert auf und zog sich einen kleinen Hocker an den Teewagen heran.
    »Wie gut kannten Sie Kim?«, fragte er, während er kräftig Zucker in die Tasse gab.
    Victor fuhr sich mit dem Zeigefinger bedächtig die gezupfte Augenbraue entlang.
    »Wir sind ja alle beide vor zwei Jahren, fast gleichzeitig, nach Coburg gekommen. Kim aus Berlin, ich aus München … tja, und seitdem sind wir uns eben immer wieder mal über den Weg gelaufen.«
    Charly leckte seinen Löffel ab und musterte das Ergebnis. »Interessant«, sagte er ironisch. »Welche Berührungspunkte oder welche Gemeinsamkeiten gab es denn zwischen Ihnen beiden?«
    Victors Miene verfinsterte sich. »Gefällt mir nicht, gefällt mir überhaupt nicht«, murmelte er zu sich selbst und nestelte aus der Rückenlehne der Ledercouch eine Packung Dannemann-Zigarillos samt Feuerzeug hervor.
    Stillos, dachte Charly. Keine Streichhölzer – geht ihm wohl nur um die Aufschrift. Scheinbar achtlos hatte Victor das Feuerzeug so zurückgelegt, dass Charly und Tom die Aufschrift entziffern konnten.
    »Porsche Design«. Dreihundertsiebzig Euro, gestern erst bei Juwelier Stahl in der

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