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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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weit! Mit einem schmatzenden Geräusch rutschte der Fuß aus den engen Lackpumps. Klappernd knickte der Schuh seitlich weg.
    Entsetzt vernahm er spöttisches Gekicher hinter sich. Das mussten diese verpickelten Polo-Bubis sein. Das Blut schoss ihm in die Wangen, als er sich, links immer noch auf seinem Absatz ausbalancierend, unbeholfen nach seinem rechten Schuh bückte.
    »Ey, Alde … oder bist du ein Alder … oder beides zusammen?« Hämisches Gelächter.
    Unter seiner blonden Lockenpracht brach ihm der Schweiß aus.
    »Dei Strümpf ham fei a Laufmasch’n!«
    Und sie hatten sogar noch recht, diese miesen kleinen Kreaturen! Brennend heiße Scham und Wut zugleich brandeten in ihm auf; mühsam, mit zitternden Fingern, brachte er Fuß und Schuh endlich wieder zusammen, richtete sich, tief durchatmend, endlich wieder auf – und stieß sich den Kopf heftig am Tresen!
    Grölendes Gewieher.
    »Saustark! … No, du g’hörst doch nei’s Fernsehen!«
    Jetzt wurden auch andere Kunden aufmerksam, selbst das Rasta-Girl hinter der Kasse grinste belustigt herüber.
    GAU … der absolute Super- GAU … hier, in Sichtweite von Grafenrheinfeld, Fukushima hoch zehn! Aus, aus, das Spiel ist aus … nur noch raus hier! Er schnappte sein Täschchen und stolperte hastig, von wahren Lachsalven verfolgt, zum Ausgang, wie zum Hohn säuselten ihm Tavares noch ihr »More than a woman, you are more than a woman to me« hinterher, während er sich aus dem sterilen Neonlicht des Shops atemlos hinausstürzte in die benzin- und abgasgeschwängerte Tankstellennacht.
    Ein trockenes Schluchzen entrang sich seiner Kehle, als er endlich hinters Steuer plumpste. Angstvoll hörte er eine Stimme durch seinen Kopf gellen: Du kannst das einfach nicht … du machst dich ja lächerlich … du lernst das nie!
    Nichts war vergessen. Gar nichts war erreicht. Ganz im Gegenteil.
    Je näher ich dran bin, je näher ich mich fühle – umso weiter bin ich plötzlich weg! Unendlich weit weg!
    Alles hatte sich gegen ihn verschworen, die Welt seiner Träume war unendlich weit weg; wieder wurde es höhnisch untermalt durch Musik, die jetzt aus dem Autoradio zu ihm ins Wageninnere floss, provozierend langsam und hämisch gedehnt.
    »… So if you’re downright disgusted and life ain’t worth a dime, get a girl with faraway eyes …
    * * *
    »… and if you’re down on your luck and you can’t harmonize, get a girl with faraway eyes!« Lautstark grölten Charly und Bernie im Ford Mustang mit.
    »Einfach geil, Mann! Die Stones auf Country! Das muss noch auf der ›Black and Blue‹ gewesen sein!«, überlegte Bernie.
    »Nix ›Black and Blue‹ , das war auf ›Some Girls‹ !«, verbesserte ihn Charly.
    » ›Some Girls‹ ?«, zweifelte Bernie. »Sicher?«
    »Absolut! Das war Sommer 78, Coburger Freibad und Oberwallenstadter Baggersee! Und ich hab sie heute wiedergetroffen, nach über dreißig Jahren, das ›Girl with Faraway Eyes‹ , das mich damals völlig ignoriert hat! Sitzt jetzt in der Rennsteig-Datscha und erfüllt Fesselungswünsche, stell dir das mal vor!«
    Bernie schaltete, mangels Überholmöglichkeit, widerwillig einen Gang zurück. »Coburg 60 km« leuchtete jetzt im Scheinwerferlicht seines Mustangs auf. Er grunzte verächtlich.
    »Nach dreißig Jahren, sagst du? Wie sehen denn da jetzt die Titten aus, lohnt sich das überhaupt noch?«
    »Es geht nicht um Titten, Bernie. Es geht um den Arsch dahinter.«

Dienstag
    07:45 Uhr – SOKO Franken
    Abendzeitung: »Franken: Ballerinas in Angst! Ist es ein Serienkiller?«
    Mir platzt gleich der Schädel, dachte Charly, dieser Scheißabsacker mit Bernie in der »Sonderbar«. Drei viertel zwei zu Hause, sechs Uhr wieder raus, das ging früher vielleicht, aber doch jetzt nicht mehr … Vorsichtig faltete er die Abendzeitung wieder zusammen und beförderte sie mit einem sorgsam dosierten Schleuderwurf auf den Schreibtisch von Schnauzer, der gerade damit beschäftigt war, sein völlig verheddertes Telefonkabel zu entwirren.
    »Egal, wo du hinschaust, beim örtlichen Krimi-Schmierer genauso wie beim überregionalen Boulevardjournalisten, unterhalb von Serienmord läuft überhaupt nichts mehr!«
    »Na, das ist doch aber genau deine These gewesen, als Stein hier war!«, versuchte sich Moser, der Pressesprecher, trotz beidseitigen Kauens eines Tomate-Mozzarella-Sandwichs von »Bernards Bäck«, zu Wort zu melden. »Und nach der Pressekonferenz gestern war es doch zu erwarten. Jede zweite Frage: Wie geht’s

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