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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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schloss die Augen und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Sein schütteres blondes Haar klebte auf der hohen Stirn.
    »Wenn Sie dem Hotel nicht glauben … höchstens der Masseur … Herr Nam Pung Yhol hat mich mehrfach aufgesucht … für medizinische Massagen …« Seine Stimme brach ab.
    »Sie meinen den kleinen Thai-Stricher, die Transe Serena im Büro nebenan?«, provozierte Löhlein. »Möchte bloß wissen, wer da vor dem Hotel vorhin fotografiert hat … sah aus wie der dicke Braasch vom Tageblatt.«
    »Tageblatt«, hauchte Henze entsetzt, »Tageblatt! … Sie … Sie müssen das unterbinden, ich habe ein Recht am eigenen Bild. Und ich will unverzüglich einen Anwalt sprechen!«
    »Dürfen Sie.« Lauer lehnte sich bequem zurück und verschränkte die Arme. »Aber bis er da ist, brauchen wir Sie in einer ganz anderen Funktion – als Japan-Experten.«
    Henzes Züge entspannten sich etwas. Nur seine langen weißen Finger kneteten weiter unaufhörlich eine Büroklammer.
    Gerald Heym schaltete sich ein; freundlich, fast begütigend. »Herr Professor Henze, Ihre Meinung als Experte, was können Sie uns sagen über – Shibari?«
    Schlagartig verdüsterte sich Henzes Miene wieder. Ein kurzes, nervöses Räuspern, bevor er umständlich zu dozieren begann.
    »Shibari, ja, genau … Shibari ist, genau genommen, ein, im weitesten Sinne, eine Art altjapanisches Kulturgut. Eine kunstvolle Fesselungsart, die zurückgeht auf das Hojôjutsu, auf eine militärische Fesselung und Überwältigung von Gefangenen, wie sie teilweise heute noch von der japanischen Polizei praktiziert wird …«
    Henze war jetzt ganz in seinem Element, schien Anlass und Umgebung völlig zu vergessen. Lauer und Löhlein wechselten einen vielsagenden Blick.
    »Genug!« Lauer zog etwas Flaches aus der Innentasche seiner Jacke und knallte es mitten auf den Schreibtisch.
    Eine japanische Shibari- DVD . Aus Henzes Privatsammlung.
    »Sie sind Insider, Sie kennen Shibari, Sie kennen die Ballett-Szene! Wer hat Kim und Tanja auf dem Gewissen? Wo steckt Ann-Sophie? Sind Sie der Shibari-Killer , Henze, sind Sie der Psychopath in Frauenkleidern ?«
    15:10 Uhr – Coburg, SOKO Franken
    Antlkofer kaute nachdenklich auf ihrem Kuli herum. Mit dem würd ich jetzt auch gern tauschen … Schnauzer, der sie aus den Augenwinkeln heimlich beobachtete, verfiel in wüste Sekundenphantasien. Hastig krallte er nach dem nächstbesten Papier auf seinem Schreibtisch, als Barbara plötzlich aufschaute.
    »Du, i hob jetzt gschwind no recherchiert, wos mit dieser Henderson-Tochter damals passiert is …«
    »Ach … das Münchner Jahrhunderttalent?«, fragte Schnauzer mit leisem Spott. »Diese Ninotschka?«
    »Genau. Des hod doch aa den Charly interessiert, wie die gestorben ist.«
    »Und? Drogen? Magersucht?«
    »Weder noch. Sie stürzt in einer Novembernacht halb nackt vom Balkon der elterlichen Wohnung. Vierzehnter Stock, sofort tot. Kein Abschiedsbrief. Und das Wichtigste: Sie war allein in der Wohnung.«
    »Seltsam. Letzte SMS , E-Mails?«
    »Alles gecheckt. Alles negativ.«
    »Dann muss doch …«
    Die Tür flog auf, Ritter stürmte herein, knallte die Tür gleich hinter sich wieder zu.
    »Neueste Entwicklung, Kollegen: Wir haben den schwarzen Alfa gefunden! Langguth hat gerade angerufen, mitten auf dem Großparkplatz Ketschenanger.«
    »Und Charly?«
    »Weit und breit keine Spur. Der Wagen ist abgeschlossen, äußerlich völlig unauffällig, bis auf zwei Knöllchen von den kommunalen Verkehrsüberwacherinnen. Volkhardt und seine Spurensicherer vom K7 sind schon unterwegs.« Er blickte auf seine breite Fliegeruhr. »Das war das eine. Zweitens, Henze wird in Bamberg immer noch verhört, ich warte minütlich auf Löhleins Rückruf. Bitte halten Sie sich bereit – wir machen gleich im Anschluss große Lagebesprechung. Drittens«, er senkte die Stimme zu bedrohlichem Flüstern, »die Kollegen in Stuttgart haben Scheiße gebaut, ganz große Scheiße! Die Überwachung ist vor einer Stunde abgerissen – Victor und die Stuttgarter Ballerina sind spurlos verschwunden!«
    * * *
    Schweißperlen rannen ihm über die Schläfen, blieben im Augenwinkel hängen. Erschöpft presste Charly die Lider zusammen.
    »Konzentrier dich«, krächzte er mit ausgedörrtem Mund und versuchte fieberhaft, seinen stoßweisen Atem zu beruhigen. Immer heftiger wüteten die Krämpfe in seinem Unterleib. Und immer schwächer und hoffnungsloser hörte er Ann-Sophie schluchzen.
    Wann kommt die

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