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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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Strümpfen, weißer Bluse und einer blonden Perücke. Affektiert und unbeholfen zugleich tänzelte sie in der offenen Tür zu den Klängen der Musik. Das kalkweiße Gesicht starrte unverwandt zu ihm herüber, breite rote Lippen flüsterten leise den Text mit.
    »Riders on the storm, there’s a killer on the road.«
    Charly erwachte in einem Horrorfilm.
    * * *
    »Na endlich, Bernie!« Erleichtert klemmte Löhlein den Hörer zwischen Kinn und Schulter. »Du bist ja in deiner eigenen Firma noch schwerer zu erreichen als damals bei uns! Warte, ich schalte hier mal gleich auf Lautsprecher; wir sind gerade im Lageraum hier in der SOKO .«
    Bernie gähnte laut und ungeniert. »Was soll denn die Nummer jetzt, Heinz-Uwe? Akute Personalnot? Brauchst du ein paar zuverlässige, kompetente Sicherheitskräfte von mir?«
    »Später, Bernie, wir haben jetzt wirklich keine Zeit für Späßchen! Ist Charly gerade bei dir?«
    »Charly? Nee, den hab ich zuletzt gestern Mittag gesehen. Ganz kurz nur, auf dem tegut-Parkplatz in der Bamberger.«
    »Danach nicht mehr?«, fragte Löhlein enttäuscht. »Gestern Abend vielleicht?«
    Bernie lachte auf. »Jetzt sag bloß, der SOKO -Chef höchstpersönlich ist verschwunden! … Na klar, und dein erster Gedanke ist da natürlich Back to Jack! … Back to Jack Daniels … die zwei Saufkumpane von früher sind wieder mal abgestürzt, jetzt verstehe ich. Also pass mal auf, du Heinz …«, er raschelte im Hintergrund, »… so, hier ist meine letzte Nachricht von Charly, empfangen heute, nullsiebzehn: ›Danke – wir stürmen Hirschaid!‹«
    Ritters kantiges Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt. Reglos warteten alle auf seine Reaktion.
    »Geben Sie mir die PI Spezialeinheiten Nordbayern«, sagte er langsam. »Ich will in einer Stunde das SEK in Hirschaid haben.«
    »Und die PK ?«, fragte Tom Scherzer vorsichtig.
    »Ziehen wir jetzt ganz normal durch! Und anschließend legen wir unserem Shibari-Freund das Handwerk.«
    » PK SOKO Franken « stand auf dem großen Schild neben der Tür. Über sechzig Journalisten saßen oder standen dicht gedrängt im Presseraum. Für viele ein Déjà-vu – zwei Jahre waren vergangen, seit der Serienmörder Nik the Ripper die Medien hier weit über die Region hinaus in Atem gehalten hatte. Und doch war diesmal etwas anders, den Insidern von Coburger Tageblatt und Neuer Presse fiel es sofort auf: Kommissar Charly Herrmann fehlte.
    »… ist heute leider krankheitsbedingt ausgefallen«, versuchte Ritter gleich zu Beginn die drohenden Nachfragen im Keim zu ersticken.
    Löhlein, wie gewohnt detailfreudig und staubtrocken: »Die SOKO Franken wurde weiter aufgestockt, es sind also mittlerweile sechsundvierzig Kolleginnen und Kollegen, die, Stand heute, elf Uhr, über dreitausend Hinweise entgegengenommen, überprüft, ausgewertet und abgearbeitet haben. Hinzu kommen über siebenhundert Befragungen und persönliche Überprüfungen, auch psychisch oft unter schwierigsten Bedingungen, beispielsweise in der, äh, Travestie- und, äh, Crossdresser-Szene, in ganz Nordbayern und Südthüringen …«
    Ein Gluckser im Raum. »Verdeckte Ermittler, wa?«
    Gelächter.
    Löhlein umklammerte seinen Bleistift und fuhr, schneller und lauter jetzt, fort.
    »Nach aktuellem Ermittlungsstand müssen wir weiter davon ausgehen, dass es derselbe Täter ist, der Kim LaYoung ermordet, Tanja Malischek lebensgefährlich verletzt und Ann-Sophie Langenau jetzt entführt hat. Ich betone ausdrücklich«, er nickte wie zur Bekräftigung nach links und rechts in den Raum, »… betone ausdrücklich, dass wir in ständigem Kontakt mit dem Bundeskriminalamt stehen und selbstverständlich in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landeskriminalamt, dem Polizeipräsidium Oberfranken und«, er hob den Bleistift, »und mit Unterstützung des Polizeipräsidiums München, Abteilung Operative Fallanalyse, agieren!«
    In der Fragerunde dominierten wie üblich die Schreiber der überregionalen Boulevardpresse. Ein jugendlich-schmächtiger Brillenträger mit lichtem Haarschopf ging, mit norddeutschem Akzent, sofort in die Offensive.
    »Jörn Balke, Abendzeitung. Bei allem Respekt, Herr Hauptkommissar, aber was Sie uns heute präsentieren, ist doch trockenste Statistik; tun Sie mal Butter bei die Fische! Was hat Ihre Fallanalyse denn ganz konkret erbracht? Fürs Täterprofil, für den Täterkreis?«
    Löhlein räusperte sich und setzte umständlich zur Antwort an, als der AZ -Reporter wichtigtuerisch nachschob: »Ich

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