Todesfessel - Franken-Krimi
Drecksau endlich wieder, blinder Hass blitzte in ihm auf … und wann finden die Kollegen endlich meine Spur … Dr. Sven Langenau ist die falsche Spur, obwohl ihn Corinna auf dem Bild erkannt hat, obwohl er nach Shibari gefragt hat … hoffentlich verschwenden die Kollegen nicht wertvolle Zeit damit …
Barbara!, schoss es ihm urplötzlich durch den Kopf, Antlkofer musste sich doch an seinen letzten Anruf erinnern, verzweifelt klammerte er sich an dem Gedanken fest, Antlkofer war die einzige Chance für ihn und Ann-Sophie …
* * *
»Ja … nein … I woaß ned … I ruf di nacherd moi zruck … ciao … Officer.« Mit ausdruckloser Miene drückte Barbara Antlkofer die rote Taste und schob ihr Handy unter interessierten Blicken der Kollegen zurück in ihre Tasche. »I kimm ja scho …«
Sie schnappte sich ihre Unterlagen und folgte den anderen in den Lageraum.
Allgemeines Stühlerücken, kurzes Begrüßungsnicken zu Oberstaatsanwalt Dr. Stein, den Ritter gerade im Flüsterton informierte. Der längst zur Gewohnheit gewordene Vesteblick vermittelte heute nur trügerische Ruhe und Sicherheit.
Dr. Steins Lippen waren zu einem bleistiftdünnen Strich zusammengepresst, seine Augen nur noch schmale Schlitze.
»Das ist ein unerträglicher Ermittlungsstand, meine Damen und Herren. Um es auf den Punkt zu bringen: katastrophal, einfach nur katastrophal! Die Uhr tickt, wir haben noch sechsundneunzig Stunden bis zur Theaterpremiere, und wir treten bei der Suche nach Ann-Sophie Langenau immer noch auf der Stelle! Die bayerische Staatsregierung defiliert am Samstag in unser Landestheater, und wir werden von diesem Wahnsinnigen sogar noch öffentlich vorgeführt und lassen uns den SOKO -Leiter unter dem, mit Verlaub, unter dem eigenen … Arsch wegziehen!«
Seine Hände zitterten vor Wut, abrupt verschränkte er die Arme. »Ich erwarte endlich Ergebnisse, die diesen Namen auch verdienen! Sie sind die Elitebeamten der fränkischen Kriminalpolizei …«, Steins Blick schweifte in die Runde, er schien den Faden zu verlieren, blieb an Barbara Antlkofer hängen, »… und, nicht zu vergessen, des Polizeipräsidiums München! Es ist doch ein Unding«, wandte er sich an seinen Nebenmann, einen finster dreinblickenden Polizeidirektor Frank Ritter, »dass die Überwachung von diesem Victor einfach mir nix, dir nix abreißt! Ein Tatverdächtiger und ein potenzielles Opfer tauchen vor unseren Augen einfach ab, da fehlen einem doch die Worte!«
Ritter, mit leichten Schatten unter den Augen, reagierte deutlich dünnhäutiger als in den letzten Tagen.
»Das kann ich jetzt so nicht stehen lassen, Herr Oberstaatsanwalt! Die SOKO Franken arbeitet professionell und hoch motiviert, auch unter extremster Belastung! Es wurden in kürzester Zeit konkrete Ergebnisse geliefert, allein in den letzten vierundzwanzig Stunden: erstens der Kreis der Tatverdächtigen weiter eingeengt, Stichwort: Bosko Djukic, zweitens ein weiterer Verdächtiger aufgespürt, Professor Henze, der zur Stunde immer noch in Bamberg verhört wird. Drittens heute Vormittag große Hausdurchsuchung auf der Ernstfarm – Walther, wenn Sie unseren Kreis hier kurz aus erster Hand informieren würden?«
»Wir waren heute früh von acht bis elf Uhr fünfzehn auf der Ernstfarm, durchsucht wurden sämtliche Wohn- und Geschäftsräume, die auf den Namen Hans-Victor Schellenberg angemietet sind, einschließlich Werkstatt, Atelier und Lager.«
»Ergebnis?«
»Negativ. Wohnung und Lager waren in unbeschreiblichem Zustand, fast messiehaft. Wir haben stundenlang alles durchwühlt und auf den Kopf gestellt. Kein Versteck, keine Hinweise auf Entführungen oder Shibari. Die PC -Auswertung dauert noch an, sie läuft über die Kollegen von der regionalen Beweissicherung und Auswertung. Victor selbst war nicht vor Ort, wir haben ihn telefonisch kurz nach acht in Stuttgart erreicht.«
»Da stand Victors Überwachung noch?«, unterbrach ihn Stein. »Wann genau ist der Kontakt in Stuttgart abgerissen?«
»Dreizehn Uhr«, sagte Ritter.
»Okay. Wie reagierte er auf die Nachricht von der Hausdurchsuchung?«
»Merkwürdig. Er lachte immer wieder, recht gekünstelt, dann fluchte er wieder, mehr zu sich selbst. Klang irgendwie …«, Schmidt rang nach einem passenden Wort, »… irgendwie schizophren«
»Wie sind Sie dann hineingekommen?«
»Victor hat seinen Assistenten, einen gewissen Aron Preile, telefonisch bevollmächtigt. Preile war acht Uhr fünfundvierzig vor Ort, hat uns aufgeschlossen
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