Todesfessel - Franken-Krimi
Elvis-Koteletten.
»Aber die Leitern.« Löhlein blickte den dreien skeptisch hinterher. »Stehen doch nur im Weg rum!«
»Sollen sie doch auch. Stell beide in den Flur, eine links, eine rechts vom Zimmer – schon sind alle Fluchtwege dicht!«
Tom griff mechanisch zum Handy, kontrollierte zum x-ten Mal das Display. »Immer noch nichts … Mensch, das gibt’s doch gar nicht … Wo steckt Charly bloß?« Missmutig kickte er einen Kieselstein an der Hauswand entlang.
»Sschtt!«, zischte Löhlein. »Jetzt halt doch mal die Klappe! Kann jeden Moment pas…«
Ein dumpfer Schlag im Inneren des Hotels. Angespannt lauschten sie.
Kurze Befehle wurden gebellt, ein, zwei dünne Schreckensrufe waren zu vernehmen.
Dann Stille.
Plötzlich Getöse und Geklapper, wie eine umstürzende Stehleiter, schon polterten Schritte auf der Treppe.
»Auf geht’s, weiter, weiter!«
14:05 Uhr – Hirschaid, Industriestraße, OMV -Tankstelle
Dieter Braasch, freier Mitarbeiter von Coburger Tageblatt und Neue Presse, starrte missmutig auf die Zapfsäule. Unaufhaltsam schnurrten die Zählwerke nach oben. 38 Liter, 39, 40, 41 … 62 Euro, 63, 64, 65 …
Ein ebenso teurer wie überflüssiger Ausflug nach Hirschaid, dachte er verdrossen. Drei Möbelhäuser haben wir in Rödental – aber nein, Renate musste unbedingt noch fünfundsechzig Kilometer weiter, »mir könnten doch aa noch zem Neubert!«.
Seit zwei Stunden war sie jetzt verschollen, in den unendlichen Weiten von XXXL Neubert und mömax, gleich hinter der Tankstelle. Und alles wegen zweier lumpiger kleiner Badregale … 72, 73, 74 Euro, immer noch kein Ende in Sicht. Sein Blick wanderte hinüber zum Center Hotel Drive Inn.
Er stutzte.
War das dort drüben, neben dem Eingang, nicht ein Coburger Gesicht? Er kniff die Augen zusammen. Zu weit weg. Kurz entschlossen riss er die Autotür auf und schnappte sich die Kamera, die immer griffbereit auf dem Rücksitz lag. Ein schneller Zoom … tatsächlich!
Dort stand Heinz-Uwe Löhlein, seines Zeichens Erster Hauptkommissar der Coburger Kripo, zusammen mit zwei anderen Männern. Löhlein vom Tennisclub Weiß-Rot, erst neulich hatte er ihn beim Ehrungsabend des Vereins mit auf dem Foto. Erstaunlich, dass er trotz der fieberhaften Suche nach Ann-Sophie und dem »Psycho-Killer« Zeit fand, hier in Hirschaid ein Pläuschchen zu halten …
Gerade wollte Braasch die Kamera wieder absetzen, als schlagartig Bewegung in die Szene kam: Wie auf Kommando zuckten Löhlein und Freunde zwei Schritte zurück, aus dem Hoteleingang stolperte ein Mann, weiße Unterhose, schwarze Socken; käsweiß, dachte Dieter Braasch spöttisch, und dann: Dich kenn ich doch, reflexartig löste er aus, Professor Henze vom Kunstverein!, einmal, zweimal, neben ihm plötzlich eine schlanke junge Frau, lange schwarze Haare, Asiatin, nein, Asiate, der Morgenmantel klaffte auf, nein – beides!
Wie in Trance schoss Braasch, die Zapfsäule und das erboste Gehupe des Golffahrers hinter sich ignorierend, ein Foto nach dem anderen.
Athletische junge Männer in dunklen Arbeitsoveralls und schwarzen Stiefeln eskortierten das halb nackte Paar zu einem VW -Bus mit getönten Scheiben, stießen es förmlich hinein, Löhlein und Co kamen dazu … Die Fotoserie meines Lebens, dachte Dieter Braasch atemlos, die Fotoserie meines Lebens … als Paparazzo hätte ich jetzt ausgesorgt …!
14:35 Uhr – Bamberg, KPI Schildstraße
»Unglaublich … unglaublich … einfach unglaublich …« Professor Claus-Olaf Henze saß zusammengesunken auf seinem Stuhl. Teilnahmslos, mit offenem Mund, starrte er auf den Schreibtisch, wo Wolfgang Lauer gerade eine Plastiktüte mit Henzes Habseligkeiten aus dem Hotelzimmer ausleerte: Brieftasche, Personalausweis, Jaguar-Schlüsselmäppchen, Schlüsselbund, ein prall gefüllter Kulturbeutel, zwei Aspirin, eine ungeöffnete 15er-Packung Billy Boy B 2 Sicheres Gefühl, ein angebrochene Blister-Packung der Firma Pfizer.
»Professor Henze, bitte konzentrieren Sie sich! Was wissen Sie über den Mord an Kim LaYoung und den Überfall auf Tanja Malischek? Wo ist Ann-Sophie?«
Henze hob den Kopf und blickte verständnislos von Lauer zu Löhlein. »Wie … ich verstehe nicht …«
»Hören Sie endlich mit dieser miesen kleinen Show auf!«, erregte sich Löhlein. »Sagen Sie uns lieber, wo Sie in den letzten achtundvierzig Stunden gesteckt haben!«
»Hier … im Hotel. Verstehen Sie … ich … ich fühlte mich nicht gut …«
»Wer kann das bestätigen?«
Henze
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