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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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gegen Tänzerinnen in Coburg und Schweinfurt, kaum dass Aron aus München gekommen und wieder bei seiner Mutter eingezogen ist. Wenn Aron, so wie es aussieht, zufällig auf Henzes DVD s gestoßen ist, war Shibari für ihn natürlich das perfekte Ablenkungsmanöver, um unseren Verdacht auf Henze zu lenken.«
    Sie setzte sich wieder und griff nach einem Computerausdruck.
    »Lassen Sie mich kurz etwas zitieren: ›Die Tötungshandlung ist geprägt von extremer Gewalt, zum Beispiel durch ›Übertöten‹, und kein lustvoller Akt, sondern Ergebnis ungebremster aggressiver Impulse. Charakteristisch ist oft die fehlende Tatplanung, der Täter glaubt sich erniedrigt oder provoziert oder lässt sich bei latenter Tatbereitschaft und günstiger Tatgelegenheit spontan zum Tötungsakt animieren.‹«
    »Ist das jetzt ein Fallgutachten zu Kim oder Tanja?«
    »Eben nicht! Es passt zwar eins zu eins, aber dieses Zitat stammt von dem bekannten Kriminalisten Stephan Harbort und beschreibt den chiffrierten Matrizid – einen Mord, bei dem der Täter eine Person deshalb umbringt, weil sie ihn an die verhasste eigene Mutter erinnert. Meist ist der Mörder ein Außenseiter mit psychosozialen Defiziten aus einer frühgestörten Mutter-Kind-Beziehung. Er verschiebt sein unbewältigtes, feindseliges Gefühl von der dominanten Mutter auf eine andere, meist ältere Frau.« Barbara ließ das Blatt sinken. »In unserem Fall verschiebt der Täter allerdings nicht auf irgendeine ältere Person, sondern auf Ballettprotagonistinnen: auf ehrgeizige, perfekte Balletttänzerinnen, die ihn an seine ballettbesessene Mutter erinnern. Was aber leider nichts ändert an der extrem hohen Wiederholungsgefahr; gerade wegen dieser Verschiebung: ›Der eigentliche, innere Konflikt des Täters besteht fort und bricht unter Druck erneut aus.‹«
    Totenstille im Lageraum. Bis Stein anerkennend zweimal applaudierte.
    »Respekt, Frau Dr. Antlkofer! Das könnte der Durchbruch sein für die Ermittlungen!«
    »Nicht mein Verdienst«, wehrte Barbara sofort ab. »Das war der Geistesblitz eines Kollegen.«
    »Na, jetzt sind wir aber gespannt.«
    »Charly Herrmann. Sein letzter Anruf gestern Abend.«
    * * *
    Ann-Sophies Wimmern wurde leiser und verkümmerte zu stoßweisem Ächzen; Zunge, Gaumen und Rachen waren völlig ausgetrocknet und brannten wie Höllenfeuer. Heftiger Kopfschmerz quälte sie. Bilder stiegen in ihr hoch, langsam und unaufhörlich, wie Bläschen im Mineralwasser … Bilder von früher, längst vergessen … im Kuckucksnest, im Scheuerfelder Kindergarten, auf der Schaukel mit ihrer besten Freundin Emily, aus vollem Hals singend, ihr Lieblingslied, das ihr jetzt schon nicht mehr einfiel … Die pinkfarbene Schultüte … das allererste Training bei Ramona und Dominique Scholz, die Delle in Mamas rotem Golf beim Abholen … Training, Aufwärmen, Dehnen, an die Stange … wo sind meine Füße jetzt … ich kann sie nicht mehr spüren, ich kann sie nicht bewegen … macht doch nichts, Ann-Sophie, sagt Oma, weil ich hingefallen bin … es macht doch alles nichts … alles so tief und schwarz und doch so sanft … und das macht mich stark … meine Stärke kommt von ganz tief innen drin, sagt Nora immer … das kann ich ned verlieren … Du kannst mich fesseln, wie du willst, solange ich dich noch hasse, lebe ich! Die Tür ging auf … ich werde gerettet, die müssen mich doch finden, Hilfe … Nein. Das ist er. Er geht nur an den Schrank …
    * * *
    Wütend riss er die alte Schranktür auf. Die Hausdurchsuchung auf der Ernstfarm hatte seinen Zeitplan völlig durcheinandergebracht. Zwei wertvolle Stunden fehlten ihm schon. Zwei Stunden, fest eingeplant und herbeigesehnt für die tiefe Befriedigung, die ihn überkam beim Anblick des zunehmenden erbärmlichen Verfalls seiner Opfer … aus dem ihm unglaubliche Kraft und Stärke zuwuchsen …
    Er zuckte zusammen, als die Creme seine wundgekratzten Wangen berührte. Aus der kleinen Hautirritation war ein heftiger allergischer Ausschlag geworden. Das ständige An- und Abschminken der letzten Tage, forderte es seinen Preis?
    Gereizt überflog er die Inhaltsstoffe … jetzt war wirklich nicht die Zeit, um sich bei Müller oder Rossmann zwischen Kosmetikregalen herumzudrücken … nicht als Mann und erst recht nicht als Frau … jetzt, wo alle Welt hysterisch Ausschau hielt … Er biss die Zähne zusammen und verstrich hastig die Creme auf den wunden Stellen. Reiß dich zusammen! , gellte es durch seinen Kopf. Stell

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