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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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war nur ein einziger roter Knopf. Er drückte darauf. Die Glastür ging mit einem Klicken auf. »Sie sollten am besten mitkommen.«
     
    Wir folgten Kotsos, der mit beschwingtem Watschelgang einen mit Makassar-Ebenholz getäfelten Korridor entlanglief, der von wandhohen Fotos und Darstellungen von Mastersons Projekten gesäumt war. Ferienanlagen, Bürokomplexe, Regierungshochhäuser in Hongkong, Singapur, den Emiraten, Sultanaten wie Brunei und Sranil, die durch ihre Ölvorkommen reich geworden waren. Trotz des Geredes von Harmonie wirkten die Bilder bedrohlich: dräuende Megalithen, haifischschnäuzige Wolkenfresser, mit Zinnen bewehrte Monster, gepanzert mit Stahl- und Goldbeschichtung, mit ganzen Steinbrüchen voller Marmor, Granit und Onyx verkleidet. In manchen Fällen fing die ästhetische Gestaltung mit einer Rückbesinnung auf klassische Motive an, wechselte aber rasch zu einem kalten, brutalen Vorgeschmack auf eine darwinistische Zukunft.
    Alle Beute dem Sieger, je höher und breiter, desto besser, Kühnheit ist göttlich.
    Im Gegensatz dazu war das Haus an der Borodi Lane trotz seiner prunkvollen Vermessenheit nur die mickrige Vorspiegelung eines klassischen Stils, der nicht recht in die Gegend passen wollte. Genauso wenig wie eine vertrauliche Übereinkunft, damit man an ausstehende Honorare kam, zu Masterson & Co passte.
    Kotsos wurde schneller und schlug das Foto der Unbekannten, das er noch immer in der Hand hatte, an seine Hüfte. Wir stürmten an einem Dutzend nicht gekennzeichneter Bürotüren vorbei. Hinter jeder herrschte Stille. Vielleicht waren sie gut schallgedämpft, aber ich hatte eher das Gefühl, dass niemand in den Büros war. Am Ende des Flurs saß eine junge, strohblonde Frau, die ein auf Figur geschnittenes, pflaumenfarbenes Kostüm im Schnitt der dreißiger Jahre trug und den Zugang zu Kotsos Ecksuite versperrte. Schwarzer Schreibtisch, rosa Laptop. Ihre Finger bewegten sich weiter, bevor sie sich dazu herabließ aufzublicken.
    »Elena«, sagte Kotsos und zeigte ihr das Bild, »wie hieß diese Frau?«
    »Brigid Ochs«, sagte Elena, ohne eine Sekunde zu zögern. »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte Milo. »So ist es«, sagte Elena. Harter slawischer Akzent, leicht verächtlicher Tonfall.
    »Sie ist tot, Elena«, sagte Kotsos. »Das nehme ich an.«
    »Erzählen Sie uns etwas über sie«, sagte Milo.
    »Was gibt’s da zu erzählen? Sie war eine Katastrophe.«
    »Wie das?«
    »Sie wurde als Aushilfe eingestellt. Nichts Kompliziertes, nur zur Ablösung am Telefon und als Allzweckassistentin, wenn ich mit Mr. Kotsos unterwegs bin oder aus irgendeinem anderen Grund nicht an meinem Schreibtisch sein kann. Ihr Lebenslauf war eindrucksvoll. Chefsekretärin bei Ebay, Microsoft und zwei Wagniskapitalgesellschaften in Los Gatos, und sie wirkte auch klug und eifrig. Später fanden wir dann heraus, dass alles gefälscht war. So viel zu dieser Agentur.«
    Kotsos wirkte verdutzt. »Elena, ich habe gar nicht gewusst -«
    »Nicht nötig. Ich beschütze dich.« Milo sagte: »Welche Agentur -«
    »Kersey und Garland. Wir arbeiten seitdem nicht mehr mit denen.«
    »Welche Entschuldigung hatten sie, dass sie Mrs. Ochs nicht richtig überprüft haben?«
    »Sie wären ihr ebenso aufgesessen wie wir.« Ein kurzes Schnauben. »Wenn sie sich die Mühe gemacht und ihre Referenzen überprüft hätten, hätte sich auf alle Fälle eine Menge Ärger vermeiden lassen.«
    »Was genau hat Brigid angestellt, Ma’am?«
    Elena wandte sich an Kotsos. »Mach dich auf was gefasst: Ich habe sie dabei ertappt, wie sie an Sachen ging, die sie nichts angingen.« Sie klopfte auf den Rand ihres Laptops.
    »O nein«, sagte Kotsos.
    »Keine Sorge, sie hat nichts ziehen können.«
    »Cyberschnüffelei?«, sagte Milo.
    »Sie hatte keinerlei Grund, sich auch nur in die Nähe der Dateien zu begeben. Ihre Aufgabe war es, mir zur Hand zu gehen.«
    »Wie haben Sie sie ertappt?«
    »Durch ein Keylogger-Programm«, sagte sie. »Jeder Tastendruck wurde aufgezeichnet. Ich mache das routinemäßig. Um die Vertraulichkeit zu gewährleisten.« Sie wandte sich wieder an Kotsos. »Siehst du? Nur keine Sorge.«
    »Ja, ja, danke«, sagte er.
    »Für welche Dateien hat sie sich außer den Firmendateien noch interessiert?«, fragte Milo.
    »Für nichts sonst«, erwiderte Elena. »Und sie ist nicht weiter gekommen als bis zu den Adressen, die sie ohnehin im staatlichen Archiv hätte finden können. Weil ich jede Datei mit einem Passwort gesichert

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