Todesfeuer
nahm einen Stift. »Ehrlich gesagt, nicht. Sie war hervorragend. Hat als Chefsekretärin bei Kinsey gearbeitet und einen Bombenjob gemacht. Ich nehme an, sie war zu Recht außer sich. Trotzdem, Brigid war sehr überzeugend. Es ist ja nicht so, dass Elena von sich aus irgendetwas mitbekommen hätte.«
»Brigid war also eine gute Schauspielerin?«
»In dieser Stadt kriegen wir jede Menge davon. Sie würden sich wundern, wie viel Blödsinn mir aufgetischt wird. Aber Brigid wirkte nicht so, ganz und gar nicht.«
»Mit anderen Worten: Sie war also nicht theatralisch«, sagte ich.
»Ganz im Gegenteil. Ruhig, gute Manieren, spielte sich überhaupt nicht auf. So ein hübsches Mädchen, aber sie hat nichts aus sich gemacht. Es wirkte fast so, als wollte sie jedes Aufsehen vermeiden. Ich weiß, dass wir ihr Vorleben hätten überprüfen sollen, aber Elena war ungeduldig, brauchte sofort jemanden.«
»Könnten wir ihre Bewerbung sehen?«
»Tut mir leid, aber wir heben keine Unterlagen auf, wenn ein Vertragsverhältnis beendet ist.«
»Recycling?«
»Wir müssen den Müll nicht behalten. Aber ich kann Ihnen sagen, was sie hinterher behauptet hat, weil ich persönlich mit ihr gesprochen habe. Vermutlich sollte ich dafür keinen Dank verlangen. Aber ich werde auch nicht mit mir hadern. Brigid wirkte klug, ruhig, wortgewandt und schien begierig darauf zu gefallen. Ich dringe nicht tief in die persönlichen Daten vor, aber ich verschaffe mir gern einen Eindruck von der betreffenden Person, deshalb habe ich sie nach ihrer Herkunft gefragt, ihren Lebensverhältnissen. Sie hat gesagt, sie sei alleinstehend und auch glücklich darüber. Ich habe das so aufgefasst, dass sie möglicherweise unlängst geschieden wurde oder eine schlimme Beziehung hinter sich hatte. Sie sagte, sie sei im Nordwesten aufgewachsen, behauptete, für einen der obersten Assistenten von Bill Gates gearbeitet zu haben, dann sei sie nach Los Gatos gezogen und eine Zeitlang bei einem Risikokapitalgeber für neue Technologien beschäftigt gewesen, danach bei Ebay, wo sie die Website verwaltet habe. Von ihren Fähigkeiten her war sie meiner Meinung nach ideal für das geeignet, was Elena angeblich brauchte.«
»Angeblich?«
»Glauben Sie mir, diese Frau wird niemals mit etwas zufrieden sein«, sagte Millan. »In Wirklichkeit will sie außer sich und Kotsos niemanden da oben haben. Obwohl er, wenn Sie mich fragen, schwul ist.«
»Ein seltsames Paar«, sagte Milo.
»Hey«, sagte sie. »Wir sind in L.A.«
»Bei Masterson scheint es ziemlich ruhig zuzugehen«, sagte ich.
»Das ist eine Gruft«, sagte Jody Millan. »Man sieht nur alle Jubeljahre mal jemanden dort oben. Nur Kotsos und Elena sind ständig da. Das einzig Geschäftliche, das ich gesehen habe, besteht darin, dass sie mit reichen Ausländern essen gehen und sich schamlos bei denen einschleimen.«
»Was für reiche Leute?«, fragte Milo.
»Meistens Araber. Manchmal tragen sie diese Kutten und Kopfbedeckungen. Wie Scheiche. Vielleicht sind es ja wirklich Scheiche.«
»Haben Sie noch andere Leute zu Kotsos geschickt?«
»Zeitkräfte«, sagte sie. »Vor Elena. Das Mädchen hat Arbeitsmoral, das kann ich Ihnen versichern.«
»Brigid war also die Erste, die nach Elena eingestellt wurde.«
»Elena hat gesagt, sie hätten so viele neue Geschäfte an Land gezogen, dass sie Unterstützung brauchte. Weil sie und Kotsos öfter gemeinsam verreisen müssten.« Kopfschütteln. »Ich bilde mir ja eigentlich ein, die Leute ganz gut durchschauen zu können, aber in dem Fall wurde ich richtig reingelegt. Alles, was Brigid mir erzählt hatte, erwies sich als Blödsinn, bis hin zu ihrer Sozialversicherungsnummer.« Sie strahlte auf. »Die könnte ich vielleicht noch haben. Nicht dass sie Ihnen weiterhelfen wird.«
»Warum nicht?«
»Nachdem ich herausgefunden hatte, dass ich beschwindelt wurde, habe ich nachgeforscht. Die Nummer gehört zu einem armen kleinen Mädchen, das im gleichen Jahr geboren ist wie Brigid angeblich, in New Jersey. Ein Kind, das mit fünf Jahren starb. Moment.«
Sie ging in ein Hinterzirnmer und kehrte mit einem Notizzettel zurück. »Da haben wir sie, Sara Gonsalves.«
»Haben Sie Brigid zur Rede gestellt?«
»Hätte ich ja gerne, aber unter der Nummer, die sie mir gegeben hat, habe ich keinen Anschluss bekommen.«
»Wo hat sie gewohnt?«
»In Santa Monica, aber wie sich herausstellte, war das nur eine Briefkastenadresse, und da war sie auch schon längst weg.«
»Sie ist zusammen
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