Todesfeuer
alles, Dinge und Menschen, in Schubladen«, sagte Cohen.
»Beruflich akzeptabel«, sagte Milo. »Persönlich nicht akzeptabel.«
»Es gab aber nichts >Persönliches< bei Helga«, sagte Holman. »Diese Frau ist kaltblütig. Ebenso wie ihre Version von grün.«
»Es ist leider wahr, dass es in der grünen Bewegung einen stark misanthropischen Zug gibt«, sagte Cohen. »Doch das ist die Ansicht einer Minderheit. Helga scheint dies allerdings bis zum Extrem verinnerlicht zu haben.«
»Seuchen und Kriege.«
»Des hat ihr JPEGs von ausgebrannten Gebäuden geschickt«, sagte Holman, »und sie hat ihm LOLs und Grinsegesichter geschickt. Dazu Loblieder auf »selektive Pyrotechniken als Mittel zur »biologischen Reinigung«.«
Milo ließ sie das wiederholen und kritzelte es auf seinen Block.
»Das Überraschende war, dass Des den gleichen Standpunkt vertreten hat wie Helga«, sagte Cohen. »Er wirkte nämlich so gesellig und humanistisch. Er redete viel über seine Nichte, wollte eine bessere Welt für sie aufbauen.«
»Helga ist zu allem fähig«, sagte Holman. »Wahrscheinlich hat sie Des umgebracht, weil ihr gerade danach zumute war. Oder vielleicht sollte er dieses Haus niederbrennen, hat gekniffen, und sie hat ihn wegen Vaterlandsverrats exekutiert, oder was auch immer.«
»Wer ist Ihr Anwalt?«, fragte Milo.
»Manny - Emmanuel Forbush«, sagte Holman.
»Forbush, Ziskin und Shapiro«, ergänzte Cohen. »Hier ist ihre Nummer.«
»Danke, Sir. Sonst noch was?«
»Reicht das nicht?«, erwiderte Holman.
»Für den Anfang ist es ganz gut, Ms. Holman.«
»Dann machen Sie etwas damit. Stöbern Sie dieses Miststück auf und tun Sie der Welt einen Gefallen.« Ihre Aussprache wurde mit zunehmendem Spritkonsum verschliffener. Sie trank, schüttete sich Gin auf den Schoß. Cohen reichte ihr ein Papiertaschentuch. Sie beachtete ihn nicht, trank einen weiteren Schluck.
»Irgendeine Ahnung, wo Helga sein könnte, Ma’am?«, sagte Milo.
»Meines Wissens könnte sie wieder in der Schweiz sein.«
»Warum gerade in der Schweiz?«
»Weil sie von dort stammt.«
»Ich dachte, sie wäre Österreicherin.«
»Sie ist in Österreich geboren, aber die Familie ist in die Schweiz gezogen. Ihr Vater besitzt dort eine Bank. Manny hat das mühelos rausgefunden.«
»Wissen Sie den Namen der Bank?«
»Wieso sollte ich?«
»GGI-Alter Privatbank, Zürich«, sagte Cohen. »Eine Briefkastenadresse - ein Postfach.«
Holman stierte ihn an. »Du solltest bei Wer wird Millionär mitmachen.«
»Eine Bank ohne eine Niederlassung?«, sagte Milo.
»Ich bin mir sicher, dass es eine Niederlassung gibt«, erwiderte Cohen. »Aber vielleicht befassen sie sich nur mit Investments und haben gar kein Interesse an Publikumsverkehr. Offenbar ist das in Zürich nichts Ungewöhnliches, jedenfalls nach Aussage von Emmanuel Forbush. Er hat mehrere Einschreiben geschickt, bislang aber keine Antwort erhalten. Er meint, dass es Jahre dauern kann, bis für eine Zivilklage alles aufgedröselt ist. Und dass wir Geduld haben müssen. Falls wir uns dafür entscheiden, an der Klage festzuhalten.«
»Oh, na klar entscheiden wir uns dafür«, sagte Holman.
Cohen antwortete nicht.
»Jahrelanges Aufdröseln«, sagte Milo. »Es sei denn, man kann Helga eine Straftat anhängen.«
»Sie ist eine Kriminelle«, sagte Holman. »Schnappen Sie sich das Miststück, bevor sie sich Zöpfe flicht, eine Lederhose anzieht und im Land der Kuckucke und Schokolade verschwindet.«
Milo stand auf.
»Genau«, sagte Marjorie Holman. »Wird Zeit, dass Sie in die Gänge kommen.«
»Viel Glück«, sagte Judah Cohen.
26
Der Bariton von Emmanuel Forbush, Esq., dröhnte aus den Autolautsprechern.
»Ich habe Ihren Anruf bereits erwartet. Ich nehme an, Sie wollen die Computer.«
»Das würde uns weiterhelfen, Sir.«
»Kein Problem, Lieutenant, Sie können sie abholen, wann immer es Ihnen passt. Natürlich werden wir Kopien von jedem einzelnen Wort in den Dateien behalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie etwas dagegen haben. Wenn wir uns nicht gemeldet hätten, würden Sie schließlich immer noch im Dunkeln tappen.«
»Bei einer Straftat auf Beweisen sitzen zu bleiben, hätte problematisch werden können, Mr. Forbush.«
»Falls Sie es jemals erfahren hätten.«
»Danke für den Vertrauensbeweis, Mr. Forbush.«
»Nein, nein, doch nicht von mir - ich wollte nur sichergehen, dass wir die Zivilsache aufrechterhalten können.«
»Glauben Sie wirklich, dass eine
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