Todesfeuer
Anschließend klingelte er Special Agent Gayle Lindstrom an, wurde durchgestellt, gab ihr eine kurze Zusammenfassung und bat sie, Nachforschungen über Helga Gemein anzustellen.
»Ist sie schweizerische oder österreichische Staatsbürgerin?«, sagte Lindstrom. »Taktisch spielt das eine Rolle.«
»Sie liefern beide aus, Gayle.«
»Das schon, aber bei der Schweiz ist es viel schwieriger. Eine Schweizer Staatsbürgerin loszueisen wird höllisch werden.«
»Ich weiß nicht, woher ihr Pass stammt.«
»Sie könnte so oder so bereits weg sein«, sagte Lindstrom.
»Vielleicht sitzt sie in diesem Moment am Auslandsterminal, Gayle. Wie war’s also, wenn Sie ein paar von Ihren Jungs mit dunklen Brillen und Walkie-Talkies losschicken würden?«
»Sobald ich aufgelegt habe, lasse ich den Flughafen überprüfen. Private Charterflüge eingeschlossen, da man bedenken muss, dass Daddy ein Geldmensch ist. Nennen Sie mir den Namen von seiner Bank.«
Milo blätterte seinen Block durch. »GGI-Alter Privatbank.«
»Klingt nobel«, sagte Lindstrom. »Sorgen Sie dafür, dass ich eine vollständige Kopie der Festplatten kriege, sobald Sie sich diese Computer geschnappt haben.«
»Wird gemacht und nichts zu danken, Gayle. Sobald Sie an Infos über ihren Pass oder irgendwas anderes rankommen, klemmen Sie sich so schnell wie möglich an die Strippe.«
»Wird gemacht und gleichfalls nichts zu danken. Ich bestelle Hai schöne Grüße von Ihnen.«
»Er nimmt Ihre Anrufe entgegen, oder?«
»Muss an meiner weiblichen Zauberkraft liegen.«
Sean Binchy wurde losgeschickt, um die Computer abzuholen.
Moe Reed klang hellwach und konzentriert, als er sich an seinem Pager meldete. »Ich stehe auf der anderen Straßenseite. Meine Quelle ist heute Morgen zur Arbeit gekommen, war aber mit einem Haufen anderer Mädchen zusammen, und ich konnte sie nicht absondern. Sie müsste bald zur Mittagspause rauskommen.«
»Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit Finessen, nehmen Sie sie einfach beiseite. Ich muss wissen, ob sie sich sicher ist, was diese Schwedin angeht. Auch wenn sie sagt, sie ist eine, fragen Sie sie, ob sie auch eine Schweizerin sein könnte.«
Er erklärte, warum.
»Blond ist blond, was?«, sagte Reed. »Ich greife sie mir, sobald ich sie sehe, Lieutenant.«
Eine Suche unter den Stichwörtern ggi alter Privatbank Zürich gemein helga und familie zahlte sich aus.
Inmitten von deutschen, französischen und italienischen Geschäfts-Websites war ein Foto, dem Datum nach sechs Jahre alt. Eine von vielen Aufnahmen von einer Benefizveranstaltung für die Art-Brut-Ausstellung der Galerie Kraeker, auf der gut genährte und gut gepflegte Menschen mit schwarzen Krawatten und Abendkleidern zu sehen waren.
Ein Daumennagel breit nach rechts. Milo vergrößerte es auf zwölf Quadratzentimeter: Der Banker Georg Gemein, seine Frau Ilse, die Töchter Helga und Dahlia.
Beide Eltern trugen Brille, standen stocksteif und mit ernster Miene da. Helga passte sich dem an, das gehorsame Kind. Selbst mit honigfarbenem Schulmädchenbob und einem babyblauen, mit Spitzen besetzten Abendkleid wirkte sie grimmig und missmutig.
Dahlia Gemein war allem Anschein nach etliche Jahre jünger als ihre Schwester. Kleiner und kurvenreicher als Helga, verdächtig braun, aschblonde, wellige Haare, ein freches Grinsen. Sie widersetzte sich der familiären Verpflichtung, auf gute Haltung zu achten, hatte die Hüfte schräg gestellt und beugte sich vor, so dass der üppige Busen jeden Moment aus dem blutroten, hautengen Futteralkleid zu hüpfen drohte. Die beringten Finger hielten den Stiel eines kobaltblauen Cocktailglases.
Sie war die einzige Gemein, die sich beim Trinken ertappen ließ, sonderte sich auch rein äußerlich ab und stand einen halben Schritt entfernt.
Der Clan. Die Mutation.
Milo klinkte sich bei der nationalen Kriminalitätsauskunftszentrale ein, suchte nach dahlia gemein und fand nichts, weder unter unbekannten Toten noch unter vermissten Personen oder Straftaten. Aber das Netz spuckte ein weiteres Foto aus, das aus dem gleichen Jahr stammte wie das Bild von der Kraeker-Gala und bei einer Plattenveröffentlichungsparty eines Rappers namens ReePel geknipst worden war. Ein Club in Malibu, Broad Beach. Ich hatte von dem Lokal gehört. Nach einer Flut von Beschwerden von Seiten der Nachbarn war es geschlossen worden.
Auf diesem Bild trug Dahlia Gemein einen pinkfarbenen Stringbikini und stand zwischen zwei Männern in geblümten Badeshorts - dem
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