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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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unterwegs.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel, als wäre er zerbrechlich. »Das war gerade eine sehr angespannte Architektin, und dem Tonfall nach zu schließen, war sie mit Gin zugange.«
    »Sie weiß etwas über den Brand?«
    »Behauptet es zumindest, wollte aber nicht sagen, was. Ich glaube, ich sollte Boxmeister anrufen. Oder lass ich es lieber?«
     
    Ein weiterer hübscher Tag an den Kanälen.
    Marjorie Holman war auf der vorderen Veranda, trug einen schwarzen Pulli und eine Stoffhose und sah aus wie ein Model für eine noble Rentnersiedlungs-Werbekampagne.
    Neben ihr stand ein großer, weißhaariger Mann mit Spitzbart, der auf die siebzig zuging. Er war hager und hatte einen schwarzen Anzug mit einem dazu passenden Rollkragenpulli an.
    »Sieht aus wie bei einer Beerdigung«, murmelte Milo.
    Keine Spur von Professor Holman.
    Seine Frau winkte uns ungeduldig zu. Der Mann im schwarzen Anzug wich nicht von der Stelle, selbst als wir nur noch zwei Schritte entfernt waren. Seine Augen waren blau und weltverdrossen. Die staksigen Beine, der lange Hals und die große Nase erinnerten an einen Reiher. Ein trübsinniger Vogel an einem schlechten Fischfangtag.
    »Das ist Judah Cohen«, sagte Holman. »Mein ehemaliger Partner.« Sie hatte eine rauchige Stimme und eine leicht verschliffene Aussprache, was Milo bereits am Telefon aufgefallen war.
    »Mr. Cohen.«
    »Lieutenant.« Cohen musterte die Dielenbretter.
    »Was haben Sie auf dem Herzen, Ms. Holman.«
    Sie deutete mit dem Daumen nach hinten. »Drinnen.«
    Im Erdgeschoss waren weder ihr Mann noch sein Rollstuhl zu sehen. »Ist mit Professor Holman alles in Ordnung?«, sagte Milo.
    »Ned? Er ist beim Arzt, eine seiner Untersuchungen. Ich greife auf einen Kleinbusdienst für Behindertentransporte zurück, weil ich nie weiß, wie lange es dauert.«
    Sie marschierte zur Spüle, goss Sapphire in ein Glas und gab Eiswürfel dazu. »Leistet mir jemand Gesellschaft - Judah, wie wär’s mit dir? Glenlivet?«
    »Danke, heute nicht«, sagte Cohen. Er saß auf der Kante eines Polstersofas. Rutschte hin und her, legte die Hände auf ein knochiges Knie. Seinem Blick nach zu schließen, würde er sich nirgendwo wohlfühlen.
    Holman kehrte mit ihrem Drink zurück, setzte sich neben Cohen. »Judah und ich haben den schweren Verdacht, dass Helga etwas mit diesem Brand zu tun hat.«
    Cohen wand sich.
    Holman entging das nicht. »Möchtest du übernehmen, Judah?«
    »Du machst das bestens, Marjie.«
    »Dann sind wir uns also einig.«
    »Durchaus.«
    »Nun denn, weiter. Wie ich Ihnen schon beim ersten Mal sagte, hat Helga uns veräppelt - sie hat uns unter der Vorgabe, ein bahnbrechendes grünes Architekturbüro zu gründen, dazu gebracht, aus sehr schönen beruflichen Verhältnissen auszuscheiden. Sie hat behauptet, ihr Vater wäre ein reicher Industrieller, der eine Reederei besitzt, so dass Geld kein Problem sei. Wie sich allerdings herausstellte, war Geld ein großes Problem. So hat Helga zum Beispiel immer nur geredet, ohne je etwas zu unternehmen, um die Firma zu finanzieren. Seinerzeit waren Judah und ich verwundert. Jetzt wird uns aber alles klar: Helga hatte niemals eine ernste Absicht. Judah und ich dienten nur zur Tarnung.«
    »Wovon?«, sagte Milo.
    »Dazu komme ich noch.« Holman trank einen Fingerbreit Gin. »Ich muss das systematisch machen, Lieutenant… wo war ich? Ach ja, der Trick… eines Tages gab Helga bekannt, dass es mit der Finanzierung nicht voranginge, sie werde die Firma auflösen und nach Deutschland zurückkehren, einen schönen Tag noch.« Holman wandte sich an Cohen.
    »War ein ziemlicher Schock«, sagte er.
    »Du warst schon immer ein Meister im Untertreiben, mein Lieber. Im Grunde genommen hat uns Helga vorgeführt wie die Dummköpfe, die wir offenbar auch waren.«
    »Es hat doch keinen Sinn, dass wir uns selbst kasteien«, sagte Cohen. »Helga hatte gute Referenzen, und ihre technischen Kenntnisse waren solide.«
    »Sie war eine Technokratin, ohne einen Funken Kreativität.«
    »Sei es, wie es mag«, sagte Cohen. »Die Art und Weise, wie sie ihr Projekt anfangs darstellte, war stichhaltig, sowohl vom Konzept als auch von der Struktur her.«
    »Die Galerie Kraeker«, sagte Milo.
    Beide Architekten starrten ihn an.
    »Woher wissen Sie davon?«, sagte Holman.
    »Helga hat es uns erzählt.«
    »Aha? Dann hat sie Sie ebenfalls vorgeführt. Ja, das Haus gibt es tatsächlich, und ja, sie schreiben einen großen Erweiterungsbau aus. Aber Helga hat sich nie um

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