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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verfolgen war ein taktischer Fehler, aber die rasende Wut, die Eddies Brust fast sprengte, deckte jede rationale Überlegung zu. Die Wochen der Qual, des Hungers und der Unterdrückung hatten ihren Tribut auch von seiner Seele gefordert und tiefe Wunden in sein Bewusstsein geschlagen, die lange Zeit brauchen würden, um zu heilen. Den sadistischen Bergbauexperten zu töten würde diesen Heilungsprozess wenigstens in Gang setzen. Er hatte Tang bereits geraten, so viele von den anderen Arbeitern wie möglich zusammenzutrommeln und sich mit ihnen bis zu dem jüngsten Kreuzfahrtschiff, das auf den Strand aufgesetzt hatte, durchzuschlagen. Von allen Schiffen, die den Strand besetzten, bot es die besten Chancen, den Vulkanausbruch zu überleben, falls Juan nicht irgendetwas einfiel, sie aus diesem Schlamassel zu befreien.
    Sein Körper befand sich keinesfalls in der Verfassung, Jagd auf Paulus zu machen, doch als er sich anschickte, den Mann zu verfolgen, fühlten sich Eddies Beine wie kraftvolle Sprungfedern an, und seine Lungen pumpten Luft wie die Blasebälge eines Hufschmieds. Zum ersten Mal, seit er in Lantan sein Schicksal in die Hände der Schlangenköpfe gelegt hatte, fühlte er sich wieder richtig lebendig. Falls ihn einer der Krieger dabei beobachtete, wie er zwischen verrosteten Schiffscontainern und anderen herumliegenden Ausrüstungsgegenständen umherlief, identifizierte er ihn als einen harmlosen Arbeiter, der versuchte sich zu retten. Das AK-47, das er einem toten Wächter abgenommen hatte, versteckte er unter seinem weiten Hemd.
    Sobald das Schlachtfeld hinter ihm lag, stieß er auf den motorisierten Leichter, mit dem das Gold zum Schleppdampfer hinausgebracht worden war. Er lag in einer einsamen Bucht, die durch mächtige Felsklötze vom restlichen Strand abgeschirmt wurde, und als er zwischen diesen Findlingen hervortrat, blickten acht Piraten, die damit beschäftigt waren, den Strand mit dem Boot zu verlassen, gleichzeitig zu ihm herüber. Eigentlich hätten sie ihn wie alle anderen ignorieren sollen, aber einer griff nach seinem Gewehr. Eddie wich nach links aus, als eine Kugelsalve oberhalb seiner Schulter in den Felsklotz einschlug. Er holte das AK unter seinem Hemd hervor, wartete ab, bis das Gewehrfeuer stoppte, und kam wieder aus seiner Deckung heraus. Der Schütze hatte sich umgedreht und amüsierte sich mit seinen Kameraden über das lustige Scheibenschießen. Die ersten drei Kugeln schleuderten seinen leblosen Körper in die Arme seines Freundes. Die zweite Salve warf auch diesen Mann zu Boden, dann erwischte Eddie noch einen dritten, ehe sie sich so weit organisiert hatten, sein Feuer zu erwidern. Er ging abermals in Deckung, hängte sich das Gewehr über die Schulter und kletterte an der glatten Seite des Felsklotzes hinauf.
    Dieser war nur zweieinhalb Meter hoch, aber Eddie hatte kaum mehr die Kraft, um diese Höhe zu überwinden. Seine Arme zitterten, als er seinen abgemagerten Körper hochzog, und das AK-47 kam ihm wie ein hundert Pfund schwerer Rucksack vor. Der Motor des Bootes sprang, als er die Spitze des Felsens erreichte, röhrend an. Er rutschte über die abgerundete Kuppe des Findlings und versuchte, die Waffe in Anschlag zu bringen.
    Das Motorengeräusch veränderte sich, als die Schraube ins Wasser eintauchte.
    Einer der Piraten musste seine Absicht durchschaut haben, denn plötzlich wurden Steinsplitter von dem Felsen weggesprengt, als von unten mindestens vier Gewehre das Feuer eröffneten. Eddie presste beide Hände schützend auf seinen Kopf, während scharfkantige Felssplitter auf seine Haut regneten, als wäre er in ein Wespennest gefallen. Sie schossen weiter, bis das Boot so weit entfernt war, dass sie den Felsklotz nicht mehr genau anvisieren konnten.
    Eddie wagte es, hochzublicken. Die Piraten steuerten auf den Schlepper zu, wo ein SEAL-Sturmboot der
Oregon
unter schweren Beschuss der Männer auf dem großen Schiff geriet. Welchen Plan Juan auch verfolgt haben musste, er war grandios gescheitert. Nur zwei Personen befanden sich in dem Sturmboot. Sie brauchten Feuerschutz von der
Oregon
, wenn sie den Schlepper angreifen wollten, doch die Gatling blieb stumm.
    Dann eröffnete die mehrläufige Maschinenkanone doch noch das Feuer. Eine drei Meter lange Feuerzunge leckte aus ihrem Lauf, und ein Teil des Hügels, wo eine Reihe von Tümpeln oberhalb des Strandes angelegt worden war, verschwand in einer hämmernden Salve, die Erdbrocken zehn Meter oder höher in die Luft

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