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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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vermeintliche Leiche plötzlich vor ihm aufsprang. Der Pirat schlug sein M-4 zur Seite und versuchte, ihm ein bösartig gekrümmtes Messer in die Brust zu rammen. Linc blockte den tödlichen Stoß zwar ab, das Messer verpasste ihm aber einen tiefen Schnitt in den Arm. Er bohrte seine Faust in das weiche Muskelpaket unter dem Arm seines Gegners und lähmte diesen für die Sekunde, die er brauchte, um seine Pistole zu ziehen und eine Kugel zwischen die Augen des Mannes zu setzen. Er ignorierte den Blutstrom, der an seinem Arm herunterfloss, und setzte seinen Weg fort.
    Eddie erkannte, dass er Jan Paulus niemals einholen würde.
    Der Energiestoß, der ihn anfangs beflügelt hatte, war längst versiegt. Ihm war schlecht vor Hunger, doch er rannte weiter, ausschließlich angetrieben von seinem Willen. Paulus und seine Geisel waren nur noch eine Minute davon entfernt, den MI-8-Helikopter zu erreichen, und ganz gleich, wie sehr Eddie seine Beine zwang, sich schneller zu bewegen, er wusste, dass er langsamer wurde. Dann erklang von der
Oregon
das ferne Hämmern der 40-mm-Schnellfeuerkanone. Fünf Geschosse segelten hoch über den Strand, flogen über Eddie hinweg und schlugen in der nächsten Umgebung des Hubschraubers ein. Als sich der Staub legte, konnte Eddie erkennen, dass das Cockpit einen direkten Treffer abbekommen hatte. Flammen leckten über das zersplitterte Plexiglas, und der Boden um den Hubschrauber herum war mit zerstörter Elektronik bedeckt.
    Er blickte über die Schulter, um dem Schiff einen dankbaren Gruß zu schicken. Gleichzeitig entdeckte er eine Gestalt, die auf ihn zurannte. Die Silhouette war unverwechselbar: Juan Cabrillo.
    Paulus erschoss seine Geisel, sobald er erkannte, dass der Helikopter nicht mehr zu gebrauchen war, und rannte jetzt den Berghang hinunter. Vielleicht glaubte er, den Schlepper noch erreichen oder irgendeinen Deal vereinbaren zu können. Vielleicht war es aber auch nur blinde Panik.
    In dem Bewusstsein, dass ihm Juan den Rücken freihielt, startete Eddie wieder, um Paulus weiter nachzurennen. Dabei überließ er es der Gravitation, die Arbeit zu tun, die seine Beine nicht mehr schafften. Sie waren dreißig Meter vom Strand entfernt, als Eddie stehen blieb und das AK-47 anlegte. Er zitterte so heftig, dass er kaum durch die Visiereinrichtung sehen konnte. Er drückte ab, und die Waffe prallte im Rückschlag gegen seine Schulter, aber nur eine Patrone war abgefeuert worden.
    Paulus drehte sich bei dem Knall um, dann setzte er seinen Weg fort, während Eddie die Waffe überprüfte. Irgendwann war das bananenförmige Magazin aus der Arretierung gerutscht. Er drückte es wieder hinein und jagte die restlichen Kugeln im Magazin hinter dem fliehenden Bergwerksaufseher her. Ein dünner Blutschleier fächerte aus Paulus’ Unterschenkel, sodass er stolperte und zu Boden stürzte. Er hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen, und gab Eddie genug Zeit, ihn einzuholen. Der warf sich auf den Südafrikaner, und beide rollten über die Felsen. Obwohl angeschossen, war Paulus ein großer Mann, gewöhnt an das entbehrungsreiche Leben eines Bergmanns, und konnte heftigste Schmerzen ertragen.
    »Dafür wirst du bezahlen, Freundchen«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen und wollte Eddie verleiten, ihn noch einmal zu schlagen.
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen.« Eddie nutzte den Moment der Verwirrung über seinen amerikanischen Akzent, um das AK-47 gegen Paulus’ Kopf zu schmettern. Der Bergwerksaufseher duckte sich gerade noch rechtzeitig, öffnete jedoch so für Eddie eine Lücke, die er nutzte, um ihm einen brutalen Tritt vors Knie zu verpassen.
    Paulus schluckte den Treffer, ohne mit der Wimper zu zucken, schlang die Arme um Eddies Brust und drückte mit maschinengleicher Gewalt zu. Eddie rammte den Kopf gegen Paulus’ Nase und spürte, wie der Knochen brach. Der Südafrikaner aber schien seinen Druck nur noch zu verdoppeln. Eddie ließ einen zweiten Kopfstoß folgen, und diesmal brüllte der Afrikaner vor Schmerzen auf und lockerte den Griff so, dass Eddie eine Hand frei bekam. Er packte das Ohr des Mannes und riss daran. Paulus ließ ihn los. Eddie schob ein Bein hinter den anderen und versetzte ihm einen Stoß vor die Brust. Paulus streckte die Hände aus, während er stürzte, und packte Eddie vorn am Hemd.
    Mit Eddie auf ihm zu Boden zu stürzen, das hätte Paulus eigentlich die Luft aus der Lunge pressen sollen. Aber dies geschah nicht. Der Aufprall war abgefedert worden.

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