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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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durch den verlassenen Decksaufbau immer vier Stufen auf einmal nehmend zum Achterdeck. Dann trat er durch das Schott nach draußen, als soeben ein Trupp von Matrosen das rutschende Kabel erreichte. Da sich die Trommel der Winsch abgewickelt hatte, während sie auf der anderen Seite des Schiffes versank, gab es kein Gewicht, das den Container auf seinem Weg zum Meeresboden gebremst hätte. Das Kabel ratschte über das Deck, und der Gestank von versengter Farbe breitete sich aus.
    Juan schnappte sich ein Stück Stahlkette von einem Haufen, der am Fuß eines Deckskrans lag. Er wickelte das Kettenende mehrmals um das Kabel, wo es zur Reling hochstieg, dann hängte er die Kettenglieder in den Haken einer kleinen Frachtwinsch. Während die Winsch aussah, als wäre sie seit Jahren nicht mehr in Betrieb gewesen, sprang ihr Zweizylindermotor sofort an, als er auf einen Knopf drückte. Er legte den Hebel auf »Anheben«, und die Kette spannte sich um das Kabel. Die Reibung von Stahl auf Stahl erzeugte einen beißenden Gestank, als sich die Kettenglieder noch enger zusammenzogen. Das Kabel wurde hinreichend abgebremst, die Matrosen konnten eine Schlinge legen, die sie über einen Poller zogen. Das Kabel spannte sich und vibrierte unter der Last, die daran hing. Aber es hielt.
    Sie brauchten mehrere Minuten, um ein zuverlässigeres System anzubringen, das das Kabel unverrückbar fixierte, und es mit dem einzigen funktionsfähigen Kran auf dem Achterdeck der
Oregon
zu verbinden. Eddie Seng und Linda Ross tauchten bei ihm auf, als man gerade anfing, den Container in die Höhe zu ziehen. Seng war bleich und ging leicht gebückt, wobei er eine Hand auf die Stelle seiner Brust presste, wo ihn die beiden Kugeln getroffen hatten.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte sich Cabrillo.
    »Es schmerzt nur, wenn ich lache«, erwiderte Eddie lahm.
    »Dann muss ich dir den Witz von der Nutte erzählen, die mit einem Papagei auf der Schulter und einer Rolle Vierteldollarmünzen in die Bar kommt …«
    Eddie hob eine Hand und stöhnte: »Bitte nicht.«
    Juan wurde ernst. »Wie schlimm war es da draußen?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, aber mich hat es am schlimmsten erwischt. Bei meinen Jungs gab es nur eine Gehirnerschütterung und eine Fleischwunde.«
    »Und die Piraten?«
    »Dreizehn tot und zwei verwundet«, antwortete Linda. »Julia glaubt aber nicht, dass einer der beiden die nächste Stunde überlebt.«
    »Verdammt.« Möglich, dass sie aus den Autopsien einige Aufschlüsse gewannen, zum Beispiel was das Alter und die ethnische Herkunft der Piraten betraf. Aber das lieferte ihnen noch keine Information, wer hinter dem Angriff stand.
    »Vorsicht an der Reling!«, rief ein Matrose.
    Die drei traten ein Stück zurück, während der Container aus dem Meer gehievt wurde. Wasser lief von seiner Oberseite ab und strömte aus Löchern, die in die Seitenwände gebohrt waren.
    Der sieben Meter lange Container schwang über die Reling, und der Kranführer setzte ihn so behutsam auf dem Deck ab, als wäre er so zerbrechlich wie ein rohes Ei. Jemand reichte Juan einen Bolzenschneider, mit dem er das Vorhängeschloss aufbrach, das die Türen sicherte. Alle drängten sich heran, jeder mit seinen eigenen Vermutungen, was sie in dem Container finden würden.
    Es war nicht zu vermeiden, dass einige glaubten, der Piratenschatz enthalte Gold und Edelsteine. Als befände man sich im achtzehnten Jahrhundert …
    Cabrillo hatte in dieser Hinsicht keinerlei Illusionen, aber auf das, was aus dem Container zum Vorschein kam, als er die Türen entriegelte, war er ganz und gar nicht vorbereitet. Ein Matrose musste würgen, als er begriff, was seine Augen erblickten, und sogar Juan biss die Zähne zusammen, als brennende Galle in seiner Kehle hochstieg. Getragen von mehreren Tonnen Wasser, die sich immer noch in dem stählernen Behälter befanden, wurde ein Gewirr von dreißig nackten Leibern auf das Deck der
Oregon
gespült.

6
    D as Chateau stand in einem Tal nicht weit vom Fuß des Pilatus südlich von Luzern und nur eine kurze Eisenbahnfahrt von Zürich entfernt. Obwohl das feudale Gebäude mit seinen vierzig Zimmern aussah, als beherrschte es die Landschaft schon seit vielen Generationen, war es erst vor fünf Jahren erbaut worden. Mit seinen traditionell steilen schiefergedeckten Dächern und zahllosen Giebeln und Kaminen war es von geradezu bilderbuchhafter Schönheit. Die Auffahrt schwang in einem weiten Kreis um einen imposanten Marmorbrunnen herum, der mit

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