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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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würden. Dennoch sah Volkmann, dass sogar diese in vielen Finanzschlachten gestählten Profis nicht alle Emotionen kaschieren konnten. Einige atmeten hörbar flacher, einer streichelte nachdenklich sein Kinn. Die Augen eines anderen weiteten sich für einen winzigen Moment, dann jedoch blickte sich der Betreffende um, als hätte er sich bei einem Pokerspiel verraten. Die sechs Milliarden anderen Menschen auf dem Planeten hätten vor Staunen die Luft angehalten und wären zum Tisch geeilt, um das Objekt zu berühren, während ihre Gedanken sich mit Chancen und Möglichkeiten beschäftigten.
    Der trapezförmige Barren wog siebenundzwanzig Pfund und war als London Good Delivery bekannt. Seine Seitenflächen erstrahlten in einem warmen, an Butter erinnernden Glanz, außerdem besaß er im raffinierten Licht der großen Halle einen fast öligen Schimmer. Mit einer Reinheit von 99,9 Prozent war der Barren aus reinem Gold etwa einhundertsechzigtausend Dollar wert.
    »Gentlemen«, begann Volkmann mit nahezu akzentfreiem Englisch. Er formulierte knapp und sprach jedes Wort betont präzise aus, damit es nicht zu Missverständnissen kam. »Wie Ihnen allen bewusst ist, wird der Welt in Kürze das Gold ausgehen. Betrachtet man die Situation genauer, so stellt man fest, dass die Nachfrage das Angebot aus einem sehr simplen Grund übertrifft. Einige von Ihnen wurden einfach zu gierig.
    Vor mehr als zehn Jahren sind viele von Ihnen mit einem Vorschlag an die Zentralbanken Ihrer Länder herangetreten, der seinerzeit allen Beteiligten als profitabel erschien. Sie als Bankiers wollten die nationalen Goldvorräte ausleihen und später mit einem Viertelprozent Zinsen wieder zurückzahlen. Das Gold, das in Tresoren in New York, Paris, London und anderen Städten aufbewahrt wurde, hatte keinen Wert, solange es nicht in Umlauf gebracht wurde. Indem darauf ein Viertelprozent Zinsen gezahlt wurde, sollte das Gold für die Zentralbanken arbeiten und ihnen einen nie da gewesenen Gewinn bescheren.
    Wäre es dabei geblieben, stünde uns jetzt nicht eine Krise bevor. Sie gingen einen Schritt weiter und verkauften das Gold auf dem offenen Markt oder benutzten seinen Wert als Kapitalanlage oder Sicherheit für andere Spekulationsobjekte. Die Zentralbanken erteilten diesen Aktivitäten ihre Genehmigung, behielten sich jedoch das Recht vor, das Gold jederzeit zurückfordern zu können. Wäre dieses Modell nur in einem einzigen Land oder in einem überschaubaren Rahmen realisiert worden, so gäbe es auf dem freien Markt genügend Gold, um eine solche Rückforderung zu befriedigen.
    Ihre Gier hingegen überstieg jedes erträgliche Maß. Daher sieht es heute so aus, dass zwölftausend Tonnen Gold im Wert von einer Billion Euro in den Büchern der Banken geführt werden, sich jedoch an den Fingern und den Hälsen der Frauen dieser Welt befinden. Mit anderen Worten, Gentlemen, es ist nicht mehr verfügbar.
    Mehrere Banken sind sich dieser Situation bewusst und streichen weiterhin ihr Viertelprozent vom Wert des Goldes ein, jedoch verlangen einige Zentralbanken eine Rückgabe des Goldes.
    Vor zwei Jahren kündigte die französische Nationalbank den Verkauf einiger ihrer Reserven an. Wir setzten uns zusammen, um den Erwerb einer hinreichend großen Menge Goldes zu finanzieren und auf diese Art und Weise den Staatsschatz aufzufüllen, daher konnte der Verkauf stattfinden. Wie Sie sich gewiss erinnern, stieg der Goldpreis innerhalb weniger Wochen um fünfzig Euro, als die Händler von der verstärkten Nachfrage Kenntnis erhielten. Die Franzosen verkauften ihr Gold, und der Preis stabilisierte sich wieder. Unsere Bemühungen, der Rückforderung nachzukommen, kostete uns fast eine Milliarde Euro.
    Wir erklärten unseren Aktionären, es handle sich dabei um einen einmaligen Gewinnausfall, aber in Wahrheit ist es ein Gewinnausfall, mit dem wir jedes Mal rechnen müssen, wenn eine Zentralbank ihre Einlagen zurückfordert.«
    »Bernhard, wir brauchen keine Geschichtsvorlesung«, sagte ein New Yorker Bankier gereizt. »Wenn Sie sich umschauen, dürfte Ihnen auffallen, dass in unserer Runde einige vertraute Gesichter fehlen, und zwar, weil sie von ihren Aufsichtsräten entlassen wurden.«
    »Vom Aufsichtsrat entlassen zu werden, wie Sie es ausdrücken, Mr. Hershel, ist im Augenblick eine unserer geringsten Sorgen.« Volkmann bedachte den Amerikaner mit einem Blick, der jede Erwiderung schon im Ansatz verstummen ließ.
    »Die Grundlage des Bankgeschäfts ist

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