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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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hingestellt und ihm geraten, die Tabletten zu verwenden, wenn ihm danach sei. Denn viel Schlaf würde ihm guttun. Angesichts seiner depressiven Stimmung schluckte Diehl gleich zwei der Pillen und spülte mit einem Schluck Wasser nach.
    Dann streckte er sich auf seinem Bett aus und schloss die Augen. Nur Ruhe konnte er nicht finden. Die nächsten beängstigenden Gedanken jagten durch seinen Kopf: Diesmal kreisten sie um den Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten und seinen vagen Verdacht, dass das plötzliche Auftauchen des Marbug-Virus in einem direkten Zusammenhang mit dem Staatsbesuch und mit dem Verschwinden der beiden Frauen stand. Dass es zu einer unheilvollen Fortsetzung der geplanten Verbrechen von Peenemünde führen könnte.
    Ein wichtiges Schlüsselelement fehlte ihm jedoch nach wie vor, um diesen angenommenen Zusammenhang zu bekräftigen und die Behörden überzeugen zu können, unverzüglich aktiv zu werden. Diehls Gedanken kreisten um die zentrale Frage, auf welche Weise dem Vizepräsidenten oder gar seinem Land mit dem Marburg-Virus Schaden zugefügt werden könnte. Wie sollte die Verteilung der Viren funktionieren, wie eine Infizierung gewährleistet werden? Dieses Puzzleteil zu finden, oblag nun ebenfalls Harry. Diehl befürchtete, seinen unsicheren Helfer damit hoffnungslos überfordert zu haben.
    Schließlich entfalteten die Pillen ihre Wirkung. Diehl wurde vom Schlaf übermannt.

29
     
    Zurück in ihrem Quartier war beiden Frauen klar, dass sie ihr allerletztes Ass ausgespielt hatten. Einen weiteren Aufschub würden sie nie und nimmer erwirken können. Ihnen blieb nur die geringe Zeitspanne, die vonnöten war, einen Lügendetektor zu installieren, um sich einen Ausweg zu suchen.
    Doch dieser Ausweg konnte nur auf eine Art und Weise gefunden werden: »Durch Flucht!«, sprach Sina aus, was beide dachten.
    Gabriele presste demonstrativ ihren Zeigefinger vor die Lippen, nickte dabei jedoch. »Du hast vollkommen recht, Kleine«, flüsterte sie. »Wir müssen uns schleunigst eine Möglichkeit suchen, die uns hier rausbringt.«
    »Am besten wäre eine Waffe«, sagte Sina spontan, wusste nach den vielen Stunden, ja Tagen in ihrem Verlies allerdings selbst am besten, dass es in dem überschaubaren Raum keinerlei Gegenstände gab, die sich zu einer einigermaßen brauchbaren Waffe zweckentfremden ließen.
    Trotz dieser Erkenntnis untersuchten sie eingehend die spärliche Möblierung und prüften sie auf ihre Funktionalität, um damit zu schlagen, zu stechen oder zu werfen. Doch der Tisch war ebenso wie die beiden Stühle am Boden fixiert, was wohl in erster Linie dazu diente, auf dem schiefen Boden nicht wegzurutschen. Es gab auch nichts anderes, das sich abbrechen oder losreißen ließ. Nur das Campingklo ließ sich anheben, aber es bestand aus Kunststoff und wies bloß abgerundete Kanten auf. Es eignete sich weder als Wurfgeschoss noch als Hiebwerkzeug.
    »Ist es nicht zum Mäusemelken?«, ärgerte sich Sina und hätte am liebsten ganz andere Flüche ausgestoßen. Ihre Blicke fielen jetzt auf ihre Freundin, die das Plastikbesteck ihres Frühstücks auf seine Bruchfestigkeit überprüfte und es schon beim ersten Versuch in zwei Hälften teilte. »Wir sind den Kerlen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und du hast die Sache mit deinem BND-Gefasel sogar noch schlimmer gemacht!«, fuhr Sina ihre Freundin an.
    Gabriele reagierte auf die plötzliche Verlagerung von Sinas Wut auf sie, indem sie beschwichtigend die Hände hob: »Ein Streit ist das letzte, was wir brauchen können. Ich habe uns Zeit verschafft, die wir nutzen sollten.«
    »Wie denn?« Sina schrie jetzt und nahm keinerlei Rücksicht mehr auf mögliche Abhöranlagen. »Das ist doch zum Verrücktwerden! Wir sehen dem Tod mit offenen Augen entgegen und können ihm nicht ausweichen!« Mit aller Kraft trat sie auf den Boden und riss gleichzeitig den Kopf nach oben. »Es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!«
    Sina verharrte in der Bewegung und verstummte. Auch Gabrieles Blicke wanderten nun nach oben – zur Deckenbeleuchtung. Die wenig schöne Zimmerlampe baumelte an einer Schnur von der Decke, die Birne steckte in einer freiliegenden Fassung. »Denkst du auch, was ich denke?«, fragte Gabriele, und neue Hoffnung keimte in ihr auf.
    »Stromschlag«, gab Sina flüsternd zurück.
    Sekunden später waren die Frühstücksreste beiseitegeräumt. Sina stand auf dem Tisch und reckte sich nach der Lampe, während Gabriele sie an den Fesseln

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