Todesfrauen
hämischem Grinsen auf- und zuschnappen ließ.
Sina bemühte sich, ihre Hände hinter ihrem Rücken zu verbergen. Doch der bullige Mann packte ihren rechten Arm und riss ihn nach vorn. »Nein! Bitte nicht!«, schrie Sina erneut.
»Hören Sie auf!«, rief nun auch Gabriele. »Wenn Sie uns Angst machen wollen, haben Sie das geschafft. Aber legen Sie jetzt die Zange weg!«
Der Ire scherte sich nicht darum, sondern nahm Sinas Hand fest in seine Pranke. Mit der anderen versuchte er, die Zange an ihren kleinen Finger heranzuführen. Sina wehrte sich, indem sie zappelte und nach ihm trat.
»Hören Sie auf!« Gabrieles Ton nahm etwas Beschwörendes an. »Wir tun alles, was Sie von uns verlangen. Aber verstümmeln Sie nicht meine Freundin!«
»Das ist der einzige Weg«, meldete sich die Lautsprecherstimme.
»Nein!« Sina begann zu wimmern, als sie einsehen musste, dass sie dem Iren kräftemäßig weit unterlegen war. Ihre Abwehrversuche wurden schwächer.
»Das darf nicht sein!«, flehte Gabriele, der es das Herz zerriss, das Leiden ihrer Freundin mit ansehen zu müssen. »Es muss einen anderen Weg geben! Sagen Sie Ihrem Schlächter, er soll damit aufhören!«
»Wir müssen die Wahrheit erfahren«, schallte es aus dem verborgenen Lautsprecher. »Wir müssen Ihren Willen brechen.«
»Tut mir leid Chef.« Harrys Kopf war wieder im Türrahmen erschienen. »Ich bekomme Curtis nicht an die Strippe. Er ist beim besten Willen nicht aufzutreiben.«
»Was heißt das?«, fragte Diehl gereizt, denn die unpräzisen Angaben seines Gehilfen gingen ihm gegen den Strich. »Ist er in einer Besprechung oder was?«
»Im Urlaub«, sagte Harry. »Kommt frühestens in drei Wochen zurück.«
Urlaub? Diehl glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Der kann doch jetzt nicht in den Urlaub fahren! Davon hat er keine Silbe erwähnt.«
»Sorry, Chef, aber ich glaube nicht, dass ein amerikanischer Offizier Ihnen gegenüber Rechenschaft über seine Urlaubspläne ablegen muss.«
Harry fing sich für diese Spitze einen bitterbösen Blick seines Vorgesetzten ein. »Es ist vollkommen absurd, dass jemand in der hierarchischen Stellung von Curtis in einer solchen Situation Urlaub macht. Allein schon wegen des Staatsbesuchs müsste am ganzen Standort eine Urlaubssperre gelten, ganz zu schweigen von der Sache mit dem Virus. – Da stimmt etwas nicht.«
Harry zuckte die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Ich kann nur wiedergeben, was ich in Erfahrung gebracht habe.«
»Ja, ja, schon gut!« Diehl winkte Harry aus dem Raum. Nach dieser Nachricht fühlte er sich noch mieser. Er atmete tief durch, fühlte seine verstopfte Nase und holte sein Taschentuch hervor, um zu schnäuzen.
Als er es wieder wegstecken wollte, bemerkte er eine dünne rote Spur. Diehl zuckte zusammen, als ihm gewahr wurde, dass er Nasenbluten hatte!
»Doch, es gibt eine Alternative!« Gabriele brüllte den Satz heraus. Sie hinderte den Iren damit im letzten Augenblick, mit der Kneifzange zuzuzwicken – Sinas Finger klemmte bereits zwischen den Klingen. »Ich werde Ihnen alle Kontakte nennen, die Sie benötigen. Sie können mich an einen Lügendetektor anschließen, um die Daten zu überprüfen. Dann wissen Sie, dass ich die Wahrheit sage!«
Das sadistische Grinsen im Gesicht des Iren verschwand, als er fragend nach oben sah. Offensichtlich wartete er auf die nächste Anweisung.
Zunächst blieb es ruhig. Nur Sinas Schluchzen durchbrach die Stille.
Gabriele untermauerte ihr Angebot, indem sie erklärte: »Die Technik ist heute weit vorangeschritten. Lügendetektoren sind hoch zuverlässig und spucken ihre Ergebnisse sofort aus.«
Eine unerträglich lange Pause folgte, in der eine Reaktion der Lautsprecherstimme ausblieb. Der Ire wurde unruhig. Man sah es ihm an: Zu gern würde er seine Neigungen ausleben und den Finger abtrennen.
»Wenn Sie meine Freundin verstümmeln und mich damit zu einer Aussage zwingen, ist diese mir unter Druck abgepresst worden und nicht verlässlich. Nur ein Detektor verschafft Ihnen Gewissheit!«, rief Gabriele ins Leere.
Dann, endlich, füllte wieder die Lautsprecherstimme den Raum: »Wir gehen auf Ihren Vorschlag ein.« Gabriele und Sina atmeten gleichzeitig aus. »Sie werden zurück in Ihr Zimmer gebracht«, ordnete die Stimme an. »Dort warten Sie, bis alle Vorbereitungen getroffen sind.«
Als sich die Frauen anschickten, den Verhörraum zu verlassen, gab der Ire Sina einen groben Schubs gegen die Schulter. Sina stürzte, woraufhin
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