Todesgarten
richtig? Sie lieben ihn.«
Sie schwieg, aber das machte nichts. Er wusste, er
hatte recht.
»Und ich dachte, Sie stehen auf Frauen«, sagte er.
Sie blickte auf und lächelte. »Und ich dachte, Sie stehen
auf Männer.«
Er erwiderte ihr Lächeln.
Er dachte an den Zettel unter Daniels Bett mit seiner
Durchwahl bei der Polizei. Daniel hatte sich mit ihm in Verbindung setzen
wollen. Hatte er Hilfe von ihm gewollt, weil er Angst vor Peter Stroh hatte?
»Welche Geschäfte betreibt dieser Stroh?«, fragte Michael.
»Wissen Sie da etwas?«
»So genau kann ich das nicht sagen. Ich schätze mal
Drogenhandel. Vielleicht hat er auch was mit Waffengeschäften zu tun. Tom redet
mit mir nicht darüber. Verständlicherweise.«
Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen und wirkte auf
einmal völlig kraftlos. Michael konnte sie gut verstehen. Sie liebte diesen
Barkeeper, das war unverkennbar. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was
sie gerade durchmachte.
Er versuchte es mit einem Lächeln.
»Aber denken Sie denn wirklich, dass er es war?«
»Ich weià es nicht. Ich weià es wirklich nicht.« Sie
sah hilflos auf. »Was, wenn er unschuldig ist? Wie könnte ich ihm erklären, ihn
überhaupt verdächtigt zu haben? Wie soll er mir danach noch vertrauen können?«
»Sie sollten ehrlich zu ihm sein«, murmelte er. »Ehrlichkeit
ist das Wichtigste.«
Das war das Gift gewesen zwischen ihm und Lisa. Diese
ganzen Lügen und Geheimnisse, sie waren wie ein Strick. Langsam hatte sich
alles zugezogen, bis irgendwann keine Luft zum Atmen mehr blieb.
»Sie haben recht. Ich werde zu Tom gehen und ihm die
Wahrheit sagen. Am besten jetzt gleich.«
»So meinte ich das aber nicht â¦Â«
»Doch, doch. Das hätte ich von Anfang an machen sollen.
Ich hätte niemals hinter seinem Rücken recherchieren dürfen.«
»Warten Sie. Das halte ich für keine gute Idee. Wir
sollten lieber zusammen mit den Kollegen â¦Â«
Sie stand auf und nahm ihr Portemonnaie. »Es muss ein
Ende haben.« Sie legte einen Schein auf den Tisch. »Ich danke Ihnen, dass Sie
hergekommen sind. Mir ist nun klar geworden, wie ich vorgehen muss. Ich hätte
von Anfang an mit offenen Karten spielen sollen.«
»Frau Proschinski â¦Â«
Sie sah auf die Uhr. »Es ist noch nicht zu spät. Ich
werde die S -Bahn nehmen. Dann bin ich in einer
halben Stunde im Klub.«
»Warten Sie, bitte. Lassen Sie uns in Ruhe darüber reden.
Vielleicht gibt es eine klügere Möglichkeit.«
»Danke. Aber ich weià jetzt, was ich tun muss. Das Gespräch
hier bleibt unter uns, richtig? Sie sagten, ich kann Ihnen vertrauen.«
»Das kann ich nicht versprechen. Bitte. Gehen Sie
nicht. Das ist viel zu gefährlich.«
Sie sah ihn erstaunt an, dann lächelte sie.
»Jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Nein, da liegen
Sie falsch. Es wird mir nichts passieren. Tom wird mir nichts tun.«
»Sind Sie da sicher? Er ist möglicherweise ein Mörder.
AuÃerdem haben Sie doch selbst gesagt, dass Sie nur eine Seite von ihm kennen.«
»Er wird mir nichts tun. Glauben Sie mir.«
»Na gut, aber ich komme mit.«
»Nein, das muss ich alleine tun.«
Er legte Schärfe in seine Stimme. »Entweder komme ich
mit, oder ich rufe meinen Chef an. Und zwar sofort.«
»Sie haben mir versprochen â¦Â«
»Das ist meine Bedingung. Und selbst damit gehe ich
ein viel zu groÃes Risiko ein.«
Sie zögerte, dann nickte sie. »Gehen wir.«
Auf dem Weg zum Parkplatz verfluchte sich Michael
bereits dafür, diesen Handel eingegangen zu sein. Wieder einmal hatte er auf
eigene Faust gehandelt. Und es war wieder einmal zu spät, um Wolfgang
einzuschalten. Er konnte nur hoffen, dass der Barkeeper unschuldig war und in
dieser Nacht nichts mehr passierte. Dann bestand immerhin noch eine winzige
Möglichkeit, mit heiler Haut aus der ganzen Sache herauszukommen.
Â
Kathrin saà im Lichtkegel ihrer Schreibtischlampe und
starrte auf den Computermonitor. Thomas Bertold Koschnik. Eine Vorstrafe wegen
Körperverletzung und eine wegen Drogenhandels. Und das waren nur die Delikte,
die vor Gericht gekommen waren. Ein paar Telefonate, und sie hatte noch eine
Menge mehr erfahren. Es hatte eine ganze Reihe von Anzeigen gegeben, die
meisten wegen Körperverletzung. Doch wundersamerweise hatte sich immer alles im
Sande
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