Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
Tisch.
    Â»Glauben Sie mir, ich hätte Sie nicht hergebeten, wenn
es nicht wichtig wäre.«
    Â»Es geht um den Mordfall Treczok, oder?«
    Sie nahm einen Schluck Kaffee. »Ja, das stimmt.« Es
schien, als müsse sie überlegen, wie sie am besten anfangen sollte. »Ich bin
mit einem der Barkeeper aus dem Kink Klub … nun ja, befreundet.«
    Michael wartete. Etwas zusammenhanglos fuhr sie fort:
»Wir alle waren total geschockt nach Daniels Tod. Am Anfang sah es ja auch aus,
als wäre das ein schwulenfeindlicher Übergriff. Es gab sogar ein Geständnis. Da
ist keiner auf die Idee gekommen, dass einer aus dem Klub etwas über die Tat
wissen könnte. Alle waren verwirrt. In so einer Situation kommen keine Verdächtigungen
auf, verstehen Sie?«
    Â»Aber das hat sich jetzt geändert?«
    Â»Ich weiß nicht. Ich muss mit jemandem reden.« Sie sah
ihm direkt in die Augen. »Mit jemandem, dem ich trauen kann.«
    Â»Und wie sind Sie auf mich gekommen? Sie kennen mich
doch kaum.«
    Â»Ich habe das Gefühl, dass sie behutsam mit Informationen
umgehen. Außerdem …« Sie zögerte. »Außerdem haben Sie ein besonderes Interesse
an diesem Fall. Ein privates, wenn ich mich nicht irre. Habe ich recht?«
    Michael fixierte sie. Wusste sie etwas über ihn und Daniel?
    Â»Sie müssen mir nichts erklären«, fügte sie eilig
hinzu. »Vergessen Sie einfach, dass ich danach gefragt habe. Ich habe nur gedacht …
Ach, was soll’s.« Sie blickte ihm wieder in die Augen. »Kann ich Ihnen denn
trauen?«
    Â»Ich tue mein Bestes.«
    Â»Also gut. Der Freund, von dem ich eben gesprochen
habe, heißt Thomas Bertold Koschnik. Er ist seit drei Jahren im Klub.
Vielleicht haben Sie ihn gesehen? Er hat dunkle Haare und Tätowierungen auf den
Oberarmen.«
    Â»Kann schon sein. Und weiter?«
    Â»Er ist einer der wenigen, die dort angestellt sind.
Tom arbeitet vier Nächte in der Woche. Er hat eine besondere Stellung im Klub.
Nicht nur, weil er fest angestellt ist, sondern auch, weil er und der Besitzer
des Klubs ein spezielles Verhältnis zueinander haben. Der Besitzer heißt Peter
Stroh, und Tom übernimmt immer wieder mal spezielle Arbeiten für ihn. Gut
bezahlte Sonderaufträge. Worum es dabei geht, das weiß ich auch nicht. Aber ich
bezweifle sehr, dass es was Legales ist.«
    Peter Stroh. Das war doch der Name des Mannes, den
Bernd Neubauer erschießen wollte. Plötzlich erschlossen sich Michael die
Zusammenhänge. Neubauer hatte den Klub beobachtet. Er musste etwas gesehen oder
gehört haben, was mit dem Tod von Daniel zu tun hatte. Vielleicht wusste er ja,
wer seinen Pflegesohn getötet hatte. Vielleicht sollte Stroh deswegen sterben.
Weil er für den Tod von Daniel verantwortlich war.
    Â»Sprechen Sie weiter!«
    Â»Ein paar Tage vor dem Mord hatten Daniel und Peter
einen furchtbaren Streit. Ich weiß nicht, worum es dabei ging. Aber alle, die
es mitbekommen haben, dachten, Daniel würde seinen Job verlieren. Ich meine …
alle dachten, den Job zu verlieren wäre eben so ziemlich das Schlimmste, was
passieren konnte. Keiner hätte geahnt, dass …«
    Â»â€¦Â Peter Stroh Daniel ermorden würde?«
    Sie nickte.
    Â»Stroh hat allerdings ein Alibi«, fuhr sie fort. »Er
war zur Tatzeit im Klub. Das kann die Drogenfahndung bezeugen, die hat da
nämlich gerade eine Razzia durchgeführt.«
    Michael verstand, worauf sie hinauswollte.
    Â»Sie meinen, Ihr Bekannter könnte Daniel ermordet haben?
Der Barkeeper?«
    Sie antwortete nicht sofort. Ihr Blick schweifte ab,
und sie beobachtete einen Kellner dabei, wie er den Tresen abwischte und
Zuckerständer zurechtrückte. Als sie ihn wieder ansah, lag große Traurigkeit in
ihrem Blick.
    Â»Stellen Sie sich vor, Sie glauben, jemanden zu
kennen. Und Sie denken, es gibt nichts, was Sie noch überraschen könnte. Doch
dann erfahren Sie Dinge über diesen Menschen, die überhaupt nicht ins Bild
passen. Sie halten das zunächst für einen Irrtum. Sie sehen genauer hin. Aber
es gibt keinen Irrtum. Stattdessen ist da nur noch mehr Fremdes. Ein ganz neues
Bild setzt sich zusammen, und am Ende müssen Sie begreifen, dass der Mensch,
den Sie zu kennen glaubten, zwei Gesichter hat. Und Ihnen hat er bislang nur
eines davon gezeigt.«
    Â»Es ist mehr als eine Freundschaft, was Sie und diesen
Barkeeper verbindet,

Weitere Kostenlose Bücher