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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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abgelegt wurde. Gemurmel
im Hintergrund, dann war Wolfgang Herzberger plötzlich in der Leitung.
    Â»Frau Proschinski! Das ist ja eine Überraschung. Freut
mich, von Ihnen zu hören.«
    Seine Stimme war warm und herzlich. Von Stress keine
Spur. Dabei musste er in einer schwierigen Ermittlungsphase stecken, wenn er um
diese Uhrzeit noch arbeitete. Anna wurde klar, er hatte nichts von dem
vergessen, was damals gewesen war. Er würde sich Zeit für sie nehmen.
    Â»Es ist schon eine Weile her«, sagte sie. »Schön, dass
Sie sich noch an mich erinnern.«
    Â»Aber was denken Sie? Eine Schande, dass man sich
nicht häufiger über den Weg läuft, wo wir doch für denselben Laden arbeiten.
Aber Berlin ist einfach zu groß, nicht wahr? Was kann ich denn für Sie tun,
Frau Proschinski?«
    Â»Ehrlich gesagt würde ich gern mit Michael Schöne
sprechen. Aber er ist im Urlaub, und ich hab seine Privatnummer nicht.«
    Â»Geht es um eine Ermittlung? Vielleicht kann ich Ihnen
weiterhelfen.«
    Kurzes Schweigen. »Nein, es ist privat.«
    Herzberger war irritiert. Es entstand eine Pause. Anna
entschloss sich, keine weiteren Notlügen zu bemühen. Doch das war auch gar
nicht nötig.
    Â»Ich wusste gar nicht … na, egal. Ich suche Ihnen die
Nummer raus, einen Augenblick.«
    Anna zückte einen Kugelschreiber und notierte sich die
Zahlenfolge. Dann bedankte sie sich und beendete das Gespräch.
    Michael Schöne musste einen Grund haben, diesem Fall
so eine Aufmerksamkeit zu schenken. Wer arbeitete schon in seiner Freizeit an
so einer Sache weiter? Vielleicht würde ihr das von Nutzen sein.
    Sie strich mit dem Finger über das Kugelschreiberrelief.
Dann fasste sie sich ein Herz und wählte seine Nummer. Am anderen Ende ein
Freizeichen, sie lauschte, doch nichts passierte. Gerade als sie auflegen
wollte, knackte es in der Leitung. Da war eine kratzige Stimme, die sich
verschlafen anhörte.
    Â»Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
    Ein Stöhnen. »Wer ist denn da?«
    Â»Anna Proschinski. Ich wollte Sie nicht stören. Ich …
erinnern Sie sich an mich?«
    Seine Stimme klang mit einem Mal hellwach.
    Â»Ja, natürlich. Sie wollten mich anrufen, falls Ihnen
etwas im Mordfall Treczok einfällt.«
    Ihm schien gar nicht bewusst zu sein, dass er ihr nur
seine Büronummer gegeben hatte.
    Â»Melden Sie sich deshalb?«
    Sie zögerte. Also gut: Flucht nach vorn.
    Â»Auch, aber nicht direkt. Es ist eher so, dass ich
Ihre Hilfe brauche.«

20
    Rund zwanzig Minuten später steuerte Michael seinen
Wagen auf den düsteren Parkplatz vorm Ostbahnhof. Noch immer fühlte er sich ein
wenig benommen. Er schob den Rückspiegel zurecht und strich sich die
abstehenden Haare glatt. Blass und übermüdet sah er aus. Kein Mensch käme auf
die Idee, dass er gerade Urlaub hatte.
    Er schloss den Wagen ab und trat in die hell
erleuchtete Bahnhofshalle. Um diese Uhrzeit waren nur noch wenige Reisende
unterwegs. Michael blickte sich um. Anna Proschinski wollte sich mit ihm in
einem Espressocafé treffen, das anscheinend in einer Passage gegenüber vom
Eingang lag. Doch es führten mehrere Passagen von der Halle ab, überall
leuchteten und blinkten Neonröhren und Reklameschilder.
    Plötzlich blieb Michael wie angewurzelt stehen. Er
traute seinen Augen nicht. Jenseits der Fensterfront einer McDonald-Filiale
standen Lisas Mann und ihre Kinder und studierten die Menütafel. Keiner von
ihnen sah in seine Richtung. Instinktiv trat er einen Schritt zurück und
verschwand hinter einem Zierstrauch, der in der Mitte der Halle stand. Von Lisa
war nichts zu sehen. Seine Augen suchten eilig die Halle und die angrenzenden
Ladenlokale ab. Sie musste irgendwo in der Nähe sein.
    Und da entdeckte er sie. Im Reisezentrum der Bahn. Sie
stand an einem Schalter und diskutierte mit einer übergewichtigen
Servicemitarbeiterin. Während sie auf die Frau einredete, wedelte sie mit ihren
Fahrkarten, doch offenbar erreichte sie nichts, denn die Frau zuckte nur
gelangweilt mit den Schultern, woraufhin Lisa sich schließlich abwandte und
verärgert aus dem Reisezentrum stapfte.
    Da war es schon zu spät für ihn, um wegzulaufen. Alles
ging ganz schnell. Ihm blieb nicht mal die Zeit, sein Gesicht zu verbergen.
Lisa hatte ihn sofort gesehen. Der Ärger in ihren Augen wich der Überraschung.
Sie blieb stehen. Michael spürte ein vertrautes

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