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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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eigentlichen Kern ihres Wesens.
    Sie war eine Killerin.
    Ihr einziger Lebensinhalt bestand im Morden. Nur dann blühte sie auf.
    Julie ging weiter ins Haus und ließ ihn für einen Augenblick allein auf der Veranda zurück. Und das war sie. Endlich. Seine allerletzte Chance zu fliehen. Sich womöglich zu stellen und die Cops zu rufen.
    Doch das war auch nur eine weitere Lüge.
    Diese Chance war für immer vertan.
    Er holte tief Luft und folgte den beiden nach drinnen.

KAPITEL 39
    22. März
    Missys Atem ging schnell und stoßweise. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Das Herz pochte ihr bis zum Hals. Ihre Hände bebten. Zorn machte sich in ihr breit, als sie das Zittern bemerkte. Es war schon lange her, dass jemand sie dermaßen aufgeregt hatte. Dass sie sich so klein gefühlt hatte. So dumm und unbedeutend.
    Vier Jahre, um genau zu sein.
    Daddy schaffte es immer, dass sie sich so fühlte. Immerzu bezeichnete er sie als dumm und hässlich. Und obwohl sie wusste, dass beides nicht stimmte, kam es ihr doch wahr vor, wenn ihr Daddy sie so nannte. Dieses Gefühl war noch weit schlimmer als die anderen Dinge. Schlimmer als das Schlagen. Das Anfassen. Diese Dinge waren schlimm. Furchtbar. Am liebsten hätte sie ihren Daddy jedes Mal umgebracht. Sie tat es nicht, weil ein Teil von ihr die Liebe und Anerkennung ihres Vaters brauchte. Er war ein schlechter Mensch. Sie brauchte niemanden, der ihr das sagte. Trotzdem liebte sie ihn und hoffte, dass er sich vielleicht irgendwann ändern und so werden würde wie die Daddys der anderen Mädchen. Doch das geschah nie. Er nannte sie ein »Versehen« und erzählte ihr ständig, dass, was er am meisten bedauerte, die Tatsache sei, dass er damals nicht das Geld auftreiben konnte, um sie abtreiben zu lassen. Außerdem erzählte er ihr, dass sie so verkehrt im Kopf sei, läge daran, dass er ihre Mutter während der Schwangerschaft dauernd mit der Faust in den Bauch geschlagen habe, um eine Fehlgeburt herbeizuführen.
    Er sagte auch gern Sachen wie: »Ich habe dir das Hirn weich geprügelt, Kind, und wie!«
    Sie tötete ihn in der Nacht, als sie 16 wurde. Kurz vor Mitternacht kam er nach Bier stinkend in ihr Zimmer. Fluchend stolperte er im Dunkeln umher und ließ sich dann in ihr Bett fallen und grapschte nach ihr, so wie immer. Doch diesmal war sie darauf vorbereitet und bereitete ihm eine Riesenüberraschung.
    Das riesige Tranchiermesser drang mit erstaunlicher Leichtigkeit in seinen schwabbeligen Bauch ein.
    Er öffnete den Mund, um zu schreien, und sie schlitzte ihm die Kehle auf, ein tiefer Schnitt, der seine Stimmbänder durchtrennte und das Blut aus der Schlagader sprudeln ließ. Dann war sie auch schon über ihm und attackierte ihn mit der Wildheit eines Raubtiers. Vergebens wehrte er sich, während sie an ihm hing und ihm wieder und wieder das Messer in den Leib rammte. Dutzende, Aberdutzende Male. Und auch als er tot war, hörte sie nicht auf.
    Sein ganzer Rumpf war eine einzige klebrige Masse aus geronnenem Blut und freigelegten Organen. Später schätzte sie, dass sie wohl an die hundert Mal zugestochen hatte, vielleicht öfter. Doch da hörte sie noch lange nicht auf. Als Nächstes ging sie in das Zimmer, das Daddy sich mit Mom teilte. Anschließend in das Zimmer ihres Bruders. Und dann ins »Gästezimmer«, in dem schon seit Ewigkeiten ihr Onkel, dieser Schnorrer, hauste. Sie brachte sie alle um. Auf brutale Weise. Hinterher duschte sie, um das Blut abzuwaschen, packte ein paar Sachen zusammen und brannte das ganze verdammte Haus nieder. Als sie in jener Nacht ihrer Heimatstadt den Rücken kehrte, fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben richtig stark. Sie tauchte als neues Mädchen aus diesem Albtraum auf und seither hatte niemand mehr ihr das Gefühl eingeflößt, das ihr Daddy ihr immer eingeflößt hatte ...
    Bis jetzt.
    Sie starrte auf ihre bebenden Hände und verdoppelte ihre mentalen Anstrengungen, das Zittern zu unterdrücken. Ihr Atem wurde ruhiger. Das Zittern ließ allmählich nach.
    Sie langte in ihre Tasche, senkte ihre Hand tief hinein. Instinktiv schlossen sich ihre Finger um den Griff der Waffe. Nein. So blöd war sie nicht. Sie konnte nicht einfach am helllichten Tag in ein Café spazieren und einem Mann das Hirn wegpusten.
    Sie ließ die Waffe los und kramte am Boden ihrer Tasche herum, bis ihre Finger die zellophanverpackte Zigarettenschachtel fanden. Sie kramte weiter, bis sie auch das Feuerzeug fand. Eine

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