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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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hatten sein dichtes, lockiges Haar stets geliebt. Ohne kam er sich nackt vor. Doch obwohl es ihm wehtat es zuzugeben, ließ der Verlust seines Haares ihn tatsächlich wie jemand anders aussehen, wenigstens auf den ersten Blick. Und im Moment war dies von ziemlicher Wichtigkeit.
    Er zwinkerte seinem Spiegelbild zu. »Ich sehe aus wie ein verdammter Skinhead.«
    Roxie lachte und zupfte an ihrem neuerdings blonden Haar, das jetzt einen Bürstenschnitt hatte. »Ja. Stimmt. Tut mir leid, Baby.« Sie wandte sich auf ihrem Sitz um und blickte Julie an, die hinten saß. »Du dagegen ... du siehst mit Glatze irgendwie heiß aus.«
    Julie nahm ihre Baseballkappe mit dem Schriftzug »Myrtle Beach«, die sie in einem Souvenirladen erstanden hatte, ab und strich sich mit den Fingern über ihren kahlen Schädel. »Ja, ich schätze schon, hm?«
    Roxie nickte. »Hast du jemals Helter Skelter gelesen?«
    »Natürlich. Den ganzen Scheiß von der Sorte.«
    Warum überrascht mich das nicht?, dachte Rob.
    »Kennst du die Bilder von den süßen kleinen Manson-Jüngerinnen, die vor dem Gericht demonstriert haben? So ungefähr siehst du aus. Nur heißer.«
    Julie kicherte. »Vielleicht sollte ich mir ein Hakenkreuz auf die Stirn ritzen. Oder es dich machen lassen.«
    »Wenn du willst«, lachte Roxie. »Es würde zu Robs Neonazi-Look passen.«
    »Auf jeden Fall! Das sollten wir alle tun. Stell’ dir doch bloß vor, wie irre das für diese versnobten Ärsche sein muss, wenn die uns sehen.«
    Beide Mädchen mussten darüber lachen.
    Zum wiederholten Mal zog es Rob den Magen zusammen, er hatte das Gefühl, dass das nicht gut ausgehen konnte. Seine beiden Begleiterinnen waren vollkommen irre. Bislang hatte er sich noch damit getröstet, dass er ihnen irgendwann entwischen und zu seinem alten Leben zurückkehren könnte. Doch diese Möglichkeit war nun vom Tisch. Er wurde gesucht. Und am Horizont braute sich Unheil zusammen. Er war sich sicher, dass er, wenn morgen früh die Sonne aufging, entweder tot sein würde oder Handschellen trug.
    Julie streckte den Arm durch die Lücke zwischen den Sitzen und deutete auf etwas auf der Straße vor ihnen. »Da ist es!«
    Rob beugte sich vor und kniff die Augen zusammen, weil er nicht auszumachen vermochte, was Julie sah. Offensichtlich sah sie im Dunkeln wesentlich besser als er. Sie befanden sich auf einer kurvigen Küstenstraße. Rechts von ihnen erstreckten sich hinter den Dünen ein ausgedehnter Strand und dahinter das offene Meer. Zu ihrer Linken kilometerweit nichts als ein unbewohnter Landstrich.
    Bis auf ...
    Abermals streckte Julie den Finger aus. »Genau dort!«
    Die Straße beschrieb eine Kurve und führte weiter ins Landesinnere. Julies Finger deutete nach rechts. Rob verrenkte den Hals, so weit er konnte, in diese Richtung, und der Eindruck, die Gegend sei unbewohnt, erwies sich als Täuschung. Im Dunkeln konnte er die Umrisse mehrerer Häuser ausmachen, eine ganze Ansammlung, die sich den Strand entlang erstreckte. Unter der dichten Wolkendecke, durch die nur schwach das Mondlicht sickerte, waren sie kaum zu sehen. Der Geruch nach Regen hing in der Luft und kündigte ein nahendes Unwetter an. Er entdeckte eine Zufahrtstraße und bremste den klapprigen Subaru ab. Der Motor stotterte und knatterte und ging beinahe aus. Rob verfluchte die alte Schrottkarre und versuchte, nicht an die Leiche im Kofferraum zu denken.
    Bloß ein harmloser alter Mann, mehr nicht.
    Überhaupt keine Bedrohung.
    Es hatte keinerlei Grund gegeben ihn umzubringen.
    Dennoch hatten sie es getan. Die beiden Mädchen. Erst waren sie in sein schäbiges Haus am Stadtrand eingebrochen. Das verstand Rob ja noch. Sie brauchten ein Versteck, um unterzutauchen. Ihn zu foltern wäre allerdings nicht nötig gewesen. Das hatten sie nur zum Vergnügen getan. Rob wollte nicht darüber nachdenken. Es machte ihn krank. Und trotzdem war er immer noch bei ihnen.
    Weshalb?
    Er hatte keine Ahnung. Auf diese Frage wüsste er wirklich gern eine Antwort. Nicht so eine dumme, wie Julie sie ihm gegeben hatte: Es macht dich an, wenn du uns beim Töten zusiehst.
    Das konnte unmöglich die Wahrheit sein.
    Oder?
    Nein. Zum Teufel, nein.
    Er lenkte den Wagen in die Straße und hielt an. Ein Tor versperrte die Zufahrt zu den Strandhäusern.
    Julie schwenkte den Arm nach links. »Da drüben!«
    Rob sah es. Er legte den Rückwärtsgang ein, rangierte den Subaru neben den in einen Metallpfosten eingelassenen Ziffernblock, kurbelte das Fenster herunter und

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