Todesgeil
Sonnenlicht. »Und, Missy, Ruhm ist, was ich mehr als alles andere möchte.«
»Das ist ziemlich irre.«
»Mag sein. Aber ich will es nun mal.«
»Also, wie ...? Du hast mich da drin erkannt und dir dann auf der Stelle diesen kranken Plan ausgedacht?«
»Ja.«
»Wie gesagt ... ziemlich irre.«
»Wirst du es tun?«
Missy überlegte. Es war zwar verrückt, aber irgendwie gefiel ihr das Vorhaben. So langsam spürte sie die Erregung. Sie hatte schon seit Monaten niemanden mehr umgebracht und es fehlte ihr. Was wollte sie überhaupt in dieser Stadt? Der Gedanke, sie könne ein ganz normales Leben führen, wenigstens eine Zeit lang, hatte sich als Täuschung erwiesen. Sie konnte Angst und Chaos verbreiten und Schmerz zufügen. Sie hatte sich nur vorübergehend verausgabt, das war alles.
Sie zuckte die Achseln. »Ja, ich tue es.«
Emily grinste. »Danke sehr, Missy. Du hast ja keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet. Und jetzt beeil dich, ehe meine sogenannten Freunde uns miteinander reden sehen. Sieh dir den großen weißblauen Chevy-Van am Ausgang gut an. Damit sind wir unterwegs.«
Missy hörte, wie die Glastür des Cafés geöffnet wurde. Sie wandte sich von Emily ab und überquerte in zügigem Tempo den Parkplatz des Einkaufszentrums. Sie ließ ihren Blick ringsum schweifen auf der Suche nach etwas, was sie seit einer ganzen Weile nicht mehr gebraucht hatte – einem fahrbaren Untersatz. Sie bemerkte den Chevrolet Express und ging weiter. Ein paar Möglichkeiten fielen ihr ins Auge, allerdings nichts, was sie besonders anmachte.
Dann sah sie den Galaxie an einer Zapfsäule stehen.
Sie lächelte.
Und setzte sich in diese Richtung in Bewegung. Sie wusste, dies waren die ersten Schritte auf einem großartigen, wunderbaren Trip.
KAPITEL 40
27. März
Joe sah sich auf seinem Laptop Webseiten mit Schwulenpornos an, als er Schritte hörte, die vom ersten Stockwerk aus die Treppe heraufkamen. Außerdem vernahm er Stimmen. Ein gedämpftes Flüstern. Er vermochte zwar keine Worte auszumachen, aber das Timbre war unverkennbar. Er nahm die Hand aus seinen Shorts, klickte die Seite weg, löschte Browserverlauf und Cache und klappte den Laptop zu.
Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, als die Tür zu dem Zimmer, das er sich im zweiten Stock mit Emily teilte, geöffnet wurde und sie mit Tränen in den Augen hereinstolperte. »Joe ... es tut mir so leid ... sie ... haben mich ... einfach überfallen ...«
Augenblicklich war er auf den Beinen. »Baby, was ...?«
Dann drängten die anderen hinter ihr ins Zimmer.
Zwei Mädchen und ein Typ.
Der Lauf eines Revolvers wurde ihm ins Gesicht gestoßen. Die glatzköpfige Kleine, die die Waffe hielt, strahlte wie eine Abschlussballkönigin, die fürs Jahrbuch-Foto posiert. »Hi. Runter auf deine verdammten Knie!«
Sie waren es.
Eine entsetzliche Angst machte sich in ihm breit, nahm ihm den Atem.
Er sank auf die Knie und fing an zu beten.
Annalisa saß mit gekreuzten Beinen auf dem Bett, ihre Hände umklammerten ihr iPhone. Lächelnd sandte sie identische Status-Updates an Twitter und Facebook:
Ferien totaler Reinfall. Nichts als Theater. Aber ich liebe Sean. Bin glücklich wie noch nie. :)
Kaum hatte sie die Meldung abgeschickt, vernahm sie die Stimmen auf dem Flur. Emily hörte sie sofort heraus. Diese erotische Stimme konnte man nicht verwechseln. Sie musste an jenen Nachmittag denken und unwillkürlich kribbelte ihr ganzer Körper vor Erregung. Sie fühlte sich schlecht deshalb, wollte aber nicht bei diesem Gedanken verweilen. Sie hatte einen tollen Freund und eine großartige Zukunft lag vor ihr. Die Sache mit Emily konnte sie unter der Rubrik Lebenserfahrung abhaken.
Nachdenklich runzelte sie die Stirn.
Die anderen Stimmen waren sehr leise. Offenkundig bemühte sich hier jemand, keinen Lärm zu machen. Trotz der gedämpften Stimmen war sie sicher, dass es sich um Fremde handelte. Prompt fiel ihr der Bericht über das Blutbad im Walgreens ein.
Sie seufzte.
Lächerlich. Du bist ja paranoid.
Die Badezimmertür wurde geöffnet und sie fuhr zusammen, vor Schreck stockte ihr der Atem. Sean kam heraus, lediglich mit Kaki-Shorts und einem Grinsen bekleidet. »Wow. So nervös?«
Sie lachte. »Ich ...«
Die Schlafzimmertür flog auf, und da waren sie.
Tränen schossen ihr in die Augen.
Annalisa war klar, dass es mit ihrer großartigen Zukunft nichts mehr werden würde.
Chuck war gerade wieder an die Bar getreten, als er Schritte vernahm, die die Treppe hochkamen. Seit
Weitere Kostenlose Bücher