Todesgeil
hatte einen argwöhnischen Ausdruck in den Augen, doch sie kam zu Chuck hinüber und legte ihm die Hand auf den Arm. »Chuck ... was ist hier passiert?«
»Joe wollte sich mit mir anlegen. Ich habe ihm eine verpasst. Er hat verloren.«
Emily sprang auf und fuhr ihn an: »Ja, du bist echt ein verdammt harter Mann. Der große, starke Chuck. Gratuliere! Du hast einen Typ umgehauen, der viel zu besoffen ist, um sich zu wehren. Du bist wirklich ein toller Kerl, Chuck. Ein richtiges Stück Scheiße! Du blöder Schwanz!«
»Gut, vielleicht bin ich ein Schwanz, dafür bist du die größte Hure diesseits des Mustang-Ranch-Bordells.« Er lächelte. »Vielleicht sollten wir uns mal darüber unterhalten.«
Ihr Fausthieb kam völlig unerwartet. Sie schlug mit erstaunlicher Kraft zu, ihre Faust traf seine Brust so fest, dass sie ihn mehrere Schritte rückwärts trieb.
Mit einem Aufschrei ging Zoe dazwischen. »Hör’ auf Emily!«
»Fick dich, Zoe!«
Annalisa räusperte sich, laut genug, um wenigstens vorübergehend jedermanns Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Kinder, in einer Minute könnt ihr weiterstreiten, aber ich habe euch etwas zu sagen. Sean und ich fahren morgen früh ab. Wir nehmen uns ein Taxi zum Flughafen.«
Zoe warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Aber ... Annie ... ich brauche dich hier.«
Annalisas Miene blieb ernst. »Tut mir leid, Zoe, aber wir fahren. Ich liebe dich. Wirklich. Aber du musst ein paar Veränderungen in deinem Leben vornehmen. Ich möchte gern wieder von dir hören, allerdings erst dann, wenn du tun kannst, was getan werden muss. Sean und ich jedenfalls reisen ab. Wir haben genug von diesem Desaster.«
Emily grinste spöttisch. »Ach ja, richtig. Du und Sean, ihr steht ja über dem Rest von uns Schwachköpfen. Da gibt es allerdings etwas, was du wissen solltest, Sean. Deine ...«
»Ich weiß es bereits.«
Emily legte die Stirn in Falten. »Was?«
Der Ausdruck auf Seans Gesicht war beinahe heiter. »Annalisa hat mir alles erzählt. Und ich ihr. Du kannst uns nicht wehtun. Tut mir leid für dich, Emily. In deinem kranken kleinen Kopf muss es verdammt einsam sein.«
Annalisa nickte dazu. »Wir sind fertig mit dir. Deine Spielchen kannst du mit jemand anderem treiben.« Sie lächelte Sean an. »Ich habe noch Hunger, Baby.«
Lächelnd legte er den Arm um sie und ging mit ihr hinaus auf den Balkon. »Madam, Ihre Burger warten.«
Emily bebte am ganzen Körper. Sie sah aus, als würde sie gleich einen Schreikrampf bekommen. »Ich hasse die beiden.«
Joe stöhnte auf und erhob sich langsam vom Fußboden. Er geriet ins Wanken und stürzte erneut, diesmal jedoch war er in der Lage, das Sofa anzupeilen. Er landete der Länge nach darauf, ein Arm und ein Bein baumelten noch herab. Er verlor sofort wieder das Bewusstsein und fing an zu schnarchen.
Emily seufzte. »Erbärmlich.« Sie blickte Zoe an. »Sind wir noch Freundinnen?«
Zoe runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, Em. Ich muss über einiges nachdenken.«
Emily nickte. »Ja. In Ordnung. Na ja, wenigstens hat Annalisa mit nichts hinter dem Berg gehalten und es mir gesagt. Damit hat sie dir meiner Meinung nach einiges voraus.«
Ohne ein weiteres Wort stampfte sie aus dem Zimmer. Sie hörten sie die Treppe zum zweiten Stock hinunterstapfen und anschließend das ferne Zuschlagen einer Tür.
Zoe traten Tränen in die Augen. »Scheiße!«
Chuck berührte sie leicht an der Schulter und drückte sie sanft. »Tut mir leid. Ich weiß, dass es dir im Moment schwer fällt, aber es ist besser so. Besser, du hast nichts mehr mit ihr zu tun. Keiner von uns.«
Sie wandte sich zu ihm und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Er hielt sie fest und tröstete sie, so gut er konnte. Er liebte sie. Wirklich und wahrhaftig. Dies erkannte er nun mehr denn je.
Die Wahrheit allerdings war, dass es ihm nicht leid tat.
Kein bisschen.
KAPITEL 38
27. März
Zum gut hundertsten Mal in der vergangenen halben Stunde warf Rob einen Blick in den Rückspiegel des Subaru und empfand erneut den merkwürdigen, etwas verspäteten Schock der Selbsterkenntnis.
Das bin ich. Es sieht mir zwar nicht im Geringsten ähnlich, aber das bin ich.
Das Gesicht war natürlich das gleiche geblieben, aber sein Haar war bis auf die Kopfhaut abrasiert. Roxie hatte es getan und dazu eine Schere und das Rasiermesser aus dem Haus des Alten benutzt. Er fuhr sich mit der Hand über die glatte Schädeldecke und empfand erneut einen schmerzhaften Stich wegen des Verlusts. Die Frauen
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