Todesgeil
langsamer.
Rob schüttelte sich, um die erotischen Erinnerungen aus seinem Kopf zu vertreiben, und versuchte, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Sie befanden sich auf einer schmalen, kurvigen ländlichen Nebenstraße, die Roxie ausgewählt hatte, nachdem sie sorgfältig im Atlas nachgesehen hatte. Auf der Straße herrschte kaum Verkehr. Auf den letzten sechs Kilometern hatten sie nur ein einziges Fahrzeug überholt, einen behäbig dahinrumpelnden alten Pick-up, in dem, übers Lenkrad gebeugt, ein älterer Mann saß. Die Straße war nicht bloß abgelegen, sie führte mitten hinein ins verdammte Nirgendwo. Zumindest schien es so. Bedachte man, was Roxie vorhatte, hatte sie einen klugen Entschluss gefasst. Selbstverständlich hatte sie nichts als weiteren gewalttätigen Irrsinn im Sinn, und das fand er nicht gerade prickelnd, aber an diesem Punkt konnte er nicht mehr sagen, dass er keine Ahnung hatte, worauf er sich da einließ. Nein, er ging diese Sache mit offenen Augen an, in dem vollen Bewusstsein, dass schon sehr bald etwas Schreckliches passieren würde.
Der Tercel drosselte seine Geschwindigkeit noch weiter. Rob reckte den Hals und sah zu seiner Linken eine weitere schmale Seitenstraße auftauchen. Roxie setzte den Blinker und der Tercel blieb beinahe stehen. Rob musste lachen, denn der Blinker war vollkommen unnötig. Sie bog nach links in die enge Straße ein und Rob folgte ihr von der geschotterten Landstraße auf eine unbefestigte Strecke, die eher ein Waldweg als eine Straße war. Die Karosserie des alten Galaxie wurde ordentlich durchgerüttelt und Rob zuckte bei jeder Unebenheit und jedem Schlagloch zusammen.
Die dichten Baumreihen zu beiden Seiten der Straße schienen immer höher zu werden, je tiefer sie in den Wald vordrangen, bis sie den Himmel beinahe völlig verdeckten. Schließlich kamen sie an eine Stelle, an der der Weg breiter wurde, und Rob war nicht im Geringsten überrascht, als Roxie sich dazu entschied, dort zu halten. Sie parkte den Tercel und Rob scherte hinter ihr ein. Er drehte den Schlüssel im Zündschloss, sodass das Grollen des Motors erstarb, stieg aus und reckte sich, müde von der langen Fahrt.
Die Fahrertür des Tercel wurde aufgestoßen und Roxie stieg aus. Sie trug dasselbe enge T-Shirt und dieselben engen Jeans, die sie am Tag zuvor getragen hatte. Ihm stockte der Atem, während sein Blick den verführerischen Konturen ihres Körpers folgte. Die Erinnerung regte sich wieder. Die Muskeln seiner Hände spannten sich an. Instinkt. Er konnte ihre weiche Haut beinahe unter seinen Fingern spüren. Sie bekam mit, wie er sie ansah, und lächelte.
Er erwiderte ihr Lächeln.
Dann fiel sein Blick auf den Revolver, der im Hosenbund ihrer Jeans steckte, und sein Lächeln erstarb. Er besann sich darauf, weshalb sie sich hier draußen befanden, und ein neuerliches Gefühl der Trostlosigkeit färbte seine Wahrnehmung und versetzte seinem Verlangen nach ihr einen vorübergehenden Dämpfer.
Sie kam zu ihm und legte die Arme um ihn, zog ihn an sich, ließ ihn das Gewicht der Waffe an seinem Bauch spüren. Sie lächelte. »Um ein Haar wärst du abgehauen, stimmt’s?«
Er zuckte die Achseln. »Nein. Eigentlich nicht. Ich habe daran gedacht, aber nicht so weit, dass es wirklich passiert wäre.«
Ihr Lächeln hellte sich auf. »Gut.«
Er bekam schon wieder einen Ständer. Selbst jetzt noch, wo er ganz genau wusste, was gleich geschehen würde, wollte er sie. Er war total verknallt in sie. Er räusperte sich. »Roxie ...«
Sie lachte und legte ihm den Finger auf die Lippen. »Spaß können wir später immer noch haben. Erst die Arbeit!«
Sie ließ von ihm ab und ging, einen Schlüsselbund an ihrem erhobenen Zeigefinger im Kreis schwenkend, hinüber an den Kofferraum des Tercel. Die Schlüssel gehörten dem Mann, der im Kofferraum eingesperrt war. Dem Mann, der gleich sterben würde. Fröhlich vor sich hin pfeifend, eine Hüfte nach vorn geschoben, stand Roxie da und suchte nach dem richtigen Schlüssel. Sie fand ihn und schloss den Kofferraum auf. Der Mann, der dort im Dunkeln lag, streckte ihr eine zittrige, bleiche Hand entgegen, die sie beiseite schlug. Sie zog die Waffe aus dem Hosenbund, trat einen Schritt zurück und richtete sie auf ihn.
»Mach’, dass du rauskommst, du elendes Stück Scheiße!«
Aus dem Kofferraum drang ein Schluchzen.
Roxies Haltung versteifte sich, sie schob den Revolver in Richtung Kofferraum. »MACH’, ZUM TEUFEL NOCH MAL, DASS DU DA
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