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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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müssen.«
    Chuck schlug mit der Hand aufs Lenkrad. »Aber sie war eine Irre! Gott, ihr habt sie doch gesehen!« Seine Stimme nahm den heiseren, singenden Tonfall an, den Zoe bei sich immer als seine Deppenstimme bezeichnete. »Uuuh, guckt mich doch an, ich bin durch und durch alternativ. Ich bin eine verdammte Gothic-Tussi. Guckt mal, wie anders ich bin. Hier, meine Piercings und die Tattoos und meine scheiß durchgeknallten Klamotten. Oh, ich bin ja so angesagt und so viel cooler als ihr bescheuerten College-Schwuchteln. Oooohhh ...« Er räusperte sich und verfiel wieder in seinen normalen Tonfall. »Und Scheiß drauf, ich entschuldige mich für gar nichts. Ich kann diesen Müll nicht ausstehen. Diese Typen protzen doch mehr als alle anderen. Vielleicht hat sie heute ja ihre verdammte Lektion gelernt.«
    Joe brach in Lachen aus. »Ladys und Gentlemen, der große, einzigartige Chuck Kirby! Mann, Mythos und Legende ...«
    »Ein verdammtes Arschloch!«, fügte Emily hinzu, doch diesmal hörte ihr keiner zu.
    Joe machte ein neues Bier auf und schlürfte den sprudelnd hervorquellenden Schaum vom Deckel der Dose. Er wischte sich den Mund ab und beugte sich vor, um Emily zwischen den Sitzen hindurch mit einem schaumigen Grinsen zu bedenken. »Man darf doch nichts umkommen lassen. Das wäre ja Alkoholmissbrauch.«
    Emily seufzte erneut und blickte Zoe an. »Jungs. Wie ich sie hasse.«
    Zoe zuckte die Achseln mit einer Was-willst-du-da-schon-machen-Geste. »Yep.«
    Joe zog hörbar die Luft ein. »Wie kannst du es wagen? Wir sind keine ›Jungs‹. Wir sind Männer. Wir sind ... wir sind ...«
    »Barbaren?«, schlug Chuck vor.
    »Ja!« Joe nahm einen weiteren Schluck. Wenn er in diesem Tempo weitermachte, würde er spätestens am Nachmittag umkippen. »Wir sind Barbaren! Wir sind verflucht noch mal Höhlenmenschen! «
    Er hob die Hand zum High five und Chuck schlug ein.
    Zoe hörte dem bierseligen Rumgealbere zu und merkte, wie sich schon wieder Kopfschmerzen ankündigten. Jedes einzelne blöde Wort aus Chucks Mund machte es nur noch schlimmer. Sie angelte sich ein paar Schmerztabletten aus ihrer Handtasche und spülte sie mit einem Schluck Cola hinunter.
    Sie nahm ihre Zeitschrift und versuchte sich wieder darauf zu konzentrieren.
    Aber das war nicht leicht.
    Sie konnte spüren, dass Emily sie beobachtete. Es verunsicherte und verwirrte sie und gab ihr das unangenehme Gefühl, ihre Freundin könne jeden ihrer Gedanken lesen. Schließlich wandte sie Emily den Rücken zu, schloss die Augen und tat so, als sei sie eingeschlafen. Doch das Gefühl wollte nicht vergehen.

KAPITEL 3
    15. März
    Die Tage wurden allmählich wärmer, aber es war noch nicht ganz Frühling, und die Nächte in Tennessee waren immer noch kühl genug, dass einem die Zähne klapperten, insbesondere so nah an der Grenze zu Kentucky. Der Wind fuhr einem nicht ganz so durch Mark und Bein wie etwas weiter nördlich, wenn es kalt war. Doch wer halbwegs normal war, fand das Wetter frisch genug, um wenigstens eine leichte Jacke oder ein Sweatshirt zu tragen.
    Der Mann, der mit gekreuzten Beinen auf einer Wiese neben der Interstate 40 saß, war nicht normal. Die Erde unter ihm war noch immer feucht von den Regenfällen der letzten Woche. Mit geschlossenen Augen, den Kopf in den Nacken gelegt, saß er da wie in Trance. Vollkommen reglos wirkte er äußerlich so friedlich wie ein buddhistischer Mönch bei der Meditation.
    Wie auch immer.
    Er trug nur ein einziges zerlumptes, schmutziges Kleidungsstück, das ehemals – in einem früheren Leben als rückenfreies Sonnen-Top einer jungen Frau – genauso blütenweiß gewesen war wie ein Häufchen unverschnittenes Kokain. Er hatte sich das dünne Stück Stoff um die Hüfte geknotet, und die kurzen Fetzen vorn und hinten reichten gerade aus, um seine Genitalien und Arschbacken zu bedecken.
    Die Ärzte, die sich bis vor einem Monat um diesen Mann gekümmert hatten, hätten ihn in einem offiziellen schriftlichen Bericht niemals als »verrückt« bezeichnet. Dieses Wort war bei Medizinern schon längst aus der Mode, in der Hauptsache, weil der Begriff als nicht umfassend genug betrachtet wurde oder als zu ketzerisch oder unsensibel, als Überbleibsel einer weniger aufgeklärten Zeit. Stattdessen attestierten sie ihm eine Reihe von Symptomen, die typisch für diverse abnorme Gehirnsyndrome waren. Schizophrenie, bipolares Syndrom, Psychose et cetera. Das Krankenblatt in der Einrichtung, in der er einen Großteil der letzten

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