Todesgier - Thriller
viel Geld«, sagte Lucas. »Nach einer Million oder mehr …«
»Es ist viel Geld, auf dieser Ebene, solange es sich in einem Koffer befindet. Auf der Straße sind es nur noch Häufchen. An großen Orten wie Philadelphia, Dade County oder Cleveland wird man schon mal ein paar Millionen los, in kleineren Beträgen, meistens weniger als eintausend Dollar. Man hat zwei- oder dreitausend inoffizielle Mitarbeiter; die brauchen
was zu essen und hin und wieder ein Taxi oder so … Da ist eine Million in null Komma nichts weg.«
»Inflation«, bemerkte Mitford.
»Genau. Achtundachtzig war vielleicht ein Viertel der heutigen Beträge im Spiel«, sagte Landy. »Benzin und Essen waren billig, alles war billig. Jetzt geht’s um mehr. Eine Million reicht nicht mehr so lange wie früher.«
»Wenn man für Philadelphia oder Miami eine Million braucht, wie viel ist es dann für Chicago oder L. A.?«, erkundigte sich Lucas.
»So funktioniert das nicht. Pennsylvania und Florida sind wichtige Staaten«, erläuterte Landy. »Die stehen auf der Kippe, also muss man das Volk für sich gewinnen. Illinois und Kalifornien sind uns ziemlich sicher, dort ist es nicht so kritisch. Außerdem wollen die Republikaner sparen. Am Ende ist vielleicht gar nicht so viel Geld im Umlauf.«
Während Lucas in der Bar Cola trank und sich über Geld und Politik unterhielt, wollte Rosie Cruz vom Cola-Automaten zu ihrem Zimmer zurück. Im Foyer sah sie den Polizisten, dessen Streifenwagen praktisch vor der Tür stand. Mit ungutem Gefühl näherte sich Rosie dem Cop, einem pummeligen blonden Jungen, der mit den Angestellten an der Rezeption sprach.
Der Polizist zeigte ihnen gerade die verwaschene Kopie eines Fotos von Brutus Cohn. Als einer der Angestellten Rosie fragend ansah, erkundigte sie sich mit freundlicher Stimme: »Könnten Sie mir die Abfahrtszeiten des Shuttle-Busses zum Flughafen sagen?«
Der Angestellte deutete auf ein Schild, auf dem stand, dass er von sieben Uhr morgens an jede Stunde verkehrte, und wandte sich wieder dem Cop zu, dem sein Kollege mitteilte: »Kommt mir irgendwie bekannt vor. Könnte der Mann in einem der Eckzimmer sein. Ich schau mal nach …« Er holte den Plan des Hotels hervor.
Rosie Cruz verließ das Foyer in die entgegengesetzte Richtung von Cohns Zimmer. Sobald sie außer Sichtweite war, rief sie ihn über Handy an. Es klingelte viermal, bis er sich meldete.
»Ja?«
»Verschwinde. An der Rezeption steht ein Bulle mit einem Foto von dir. Er wird gleich zu dir kommen. Hau ab …«
»Nur einer?«
»Ja. Aber vielleicht holt er Verstärkung. Verschwinde.«
Sie klappte das Handy zu und stieg die Treppe zu einem offenen Fußweg hinauf, von wo aus sie den Parkplatz im Auge behalten konnte. Eine oder zwei Minuten später sah sie den Polizisten über den Parkplatz in Richtung Cohns Zimmer gehen. Sie drückte auf den Schnellwahlknopf.
»Ja?«
»Er ist unterwegs zu deinem Zimmer, allein. Ist gleich da.«
Cohn legte auf.
Brutus Cohn lag nackt mit Lindy im Bett, als der Anruf von Rosie Cruz kam. Er sprang auf und blickte sich um. Eigentlich war Cohn ordentlich, doch das änderte sich in Gesellschaft von Lindy, dem wandelnden Hurrikan. Im Zimmer lagen überall Kleidungsstücke, Schuhe und Papiere.
»Zieh dich an«, zischte er Lindy zu.
Sie hatten ein Foto von ihm und Fingerabdrücke, aber keine DNS-Probe, weil die bei seinem letzten Gefängnisaufenthalt noch nicht abgenommen wurde. Doch in diesem Raum wimmelte es von seinen Fingerabdrücken und seiner DNS.
»Was ist los?«, fragte Lindy und zog rasch ihren Slip an. Da klingelte das Telefon ein weiteres Mal.
Sobald er das kurze Gespräch beendet hatte, sagte er: »Zieh den Slip aus.«
»Wie bitte?«
»Zieh den verdammten Slip aus. Ein Bulle ist unterwegs hierher. Er wird in zehn Sekunden da sein, und ich möchte, dass du an die Tür gehst.«
»Nackt?« Sie klang interessiert.
»Ja, nackt. Nun zieh endlich den verdammten Slip aus …«
Cohn packte ein Tischchen und warf es auf den Boden. Die Beine brachen entzwei, ohne sich ganz zu lösen, so dass er eines herausreißen musste. Es war etwa halb so lang wie ein Billard-Queue und hatte die Form eines Baseballschlägers.
»Wenn er klopft, sagst du: ›Moment‹, öffnest die Tür ganz und trittst einen Schritt zurück. Ich stehe dahinter. Nun mach schon …«
Charles Dee vermutete, dass das wieder der wöchentliche Scherz der Kollegen war. Den guten Dee schickte man gern mal mit dem Foto eines
Weitere Kostenlose Bücher