Todesgier - Thriller
»Leute, das ist der Coup überhaupt. Wenn wir den hinkriegen, können wir uns alle zur Ruhe setzen. Zwei Millionen von den Parteileuten und eine Million vom Hotel, dazu zwanzig Millionen in Edelsteinen, das heißt noch mal sieben oder acht Millionen
in bar - mindestens, das schwör ich euch. Dann können wir aufhören.«
Sie hatten schon ein Dutzend Mal mit ihr zusammengearbeitet, ohne dass sie sich je getäuscht hätte. Und übers Aussteigen unterhielten sie sich auch nicht das erste Mal. Lane hatte Familie, McCall eine langjährige Geliebte; Cohn wurde allmählich alt und Rosie Cruz nervös. Es war höchste Zeit aufzuhören. Lane und McCall sahen einander an, dann neigte McCall den Kopf leicht zur Seite und sagte: »Okay. Über die Einzelheiten reden wir später. Jetzt brauchen wir erst mal die Mülltüten.«
Randy Whitcomb saß angeschnallt im hinteren Teil des Vans, Juliet am Steuer und Ranch von Drogen benebelt auf dem Beifahrersitz. Sie fuhren alle paar Minuten an Lucas Davenports Haus vorbei, bis sie sahen, wie das Mädchen aus einem Wagen stieg, dem Fahrer zuwinkte und die Auffahrt hinaufging. Sie war ein schlaksiger blonder Teenager, konservativ gekleidet mit dunkler Hose, weißer Bluse und Sandalen.
»Vielleicht der Babysitter«, sagte Ranch.
»Sie hat den Schlüssel«, erwiderte Briar. »Babysitter kriegen normalerweise keinen Schlüssel.«
»Dann muss sie seine Tochter sein«, sagte Whitcomb. »Für’ne Geliebte ist sie definitiv zu jung.«
»Sie hat uns nichts getan«, gab Juliet zu bedenken.
» Davenport ist daran schuld«, entgegnete Whitcomb und schlug auf seine schlaffen Beine.
»Das Mädchen hat nicht …«
»Davenport hat mich in die Falle gelockt«, fiel Whitcomb ihr ins Wort, während er der jungen Frau nachsah, die ins Haus verschwand. »Dafür werd ich mich rächen. Und zwar richtig. Erschießen reicht nicht. Ich werd’s ihm zeigen, dem Mistkerl.«
»Mistkerl«, wiederholte Ranch und begann hemmungslos zu kichern.
Er konnte nicht einmal dann aufhören, als Whitcomb brüllte: »Halt’s Maul, du Arschloch.« Dass er Angst vor Davenport hatte, den er für verrückt hielt, erwähnte er lieber nicht.
Sie kehrten nach Hause zurück, Ranch nach wie vor kichernd.
Denn Ranch war tatsächlich verrückt.
ZWEI
L ucas Davenport fuhr mit seinem Porsche durch die grünbraune Augustlandschaft mit Maiskolben und Bohnenstangen, Haferfeldern, Traktoren, Trauerweiden an Teichufern, gelben Echinacea an Böschungen, vorbei an Wisconsin-Farmen mit Schildern, die zum Selbstpflücken aufforderten, vorbei an Kühen, goldfarbenen Pferden und roten Scheunen, und allmählich begannen Lucas’ Arme vom Sonnenbrand zu prickeln …
Einer der schönsten Sommer seines Lebens.
Seine Frau Weather döste trotz der holprigen Strecke vor sich hin. Vor dem Einschlafen hatte sie einen Radiosender eingestellt, der jetzt Mozart oder einen der anderen Großen spielte.
Weathers Nase war ganz rot von der Sonne und würde sich irgendwann schälen; das Gleiche galt für ihren Bauch und die Oberschenkel. Zwanzig Minuten, hatte sie gesagt, nur zwanzig Minuten, und sich im Bikini auf dem vorderen Deck von Lucas’ Boot ausgestreckt. Obwohl sie es besser wusste.
Die zwanzig Minuten hatten gereicht. Lucas schmunzelte - sie saß in der Klemme. Weil sie ihrem Wesen nach praktisch unfähig war, Fehler zuzugeben, konnte sie sich nicht über den Sonnenbrand beklagen.
Er fuhr gemächlich durch Hammond, einen Hügel hinauf, an einem Golfplatz vorbei, den Hügel wieder hinunter und passierte die Highschool, wo die Jungen auf dem Sportplatz die Köpfe nach seinem Porsche reckten. Schließlich weiter über County T zur I-94 und in der Abenddämmerung in Richtung Twin Cities.
Sie waren zwei Tage in ihrer Hütte am See außerhalb von Hayward untergetaucht, zwei Wochen, nachdem Virgil Flowers, einer von Lucas’ Agenten, zwei Beamte der Heimatschutzbehörde wegen eines Mordkomplotts festgenommen hatte.
Die Affäre war in der erwarteten Geschwindigkeit an die Öffentlichkeit gelangt, weil der Gouverneur und seine rechte Hand sich dahintergeklemmt hatten. Die Festnahme war juristisch und politisch gerechtfertigt; die großen Zeitungen, die Times von New York, Los Angeles und sogar London, die Washington Post sowie der Boston Globe erklärten, die juristische Grundlage wirke solide. Natürlich ließ sich nicht so genau beurteilen, ob die Artikel ernst gemeint waren oder sich nur über George Bush lustig machten.
Der Gouverneur
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