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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Radiumfonds, Mr. Brighton.«
    »Der Fonds, der Fonds, natürlich. Ausgezeichnete Idee. Ich kann es gar nicht erwarten, Madame Curie persönlich kennenzulernen. Und ich kann es gar nicht erwarten, Ihnen meine Fabrik in Manhattan zu zeigen, wo wir die Farbe auf die Zifferblätter aufbringen. Ich bin einer der größten Arbeitgeber für Frauen in New York, Miss Rousseau, wussten Sie das?«
    Höflich bekannte Colette, dass ihr das neu war.
    Mrs. Meloney seufzte theatralisch. »Wie schade, dass Madame Curie nun doch nicht nach Amerika kommen wird. Bedauerlicherweise hat der Fonds das gesteckte Ziel noch lange nicht erreicht. Es fehlen noch fünfundsechzigtausend Dollar, trotz der großzügigen Spende, mit der Sie den Anfang gemacht haben, Mr. Brighton.«
    »Fünfundsechzigtausend Dollar.« Brighton wirkte sonderbar vergnügt. »Und es wäre eine große Erleichterung zu erfahren, ob ich einen weiteren Beitrag leisten werde, nicht wahr?«
    »Ja, das würden wir wirklich gern erfahren«, erwiderte Mrs. Meloney.

    »Genau wie ich, Mrs. Meloney«, ließ sich Brighton vernehmen. »Genau wie ich.«
    Colette und Mrs. Meloney tauschten verwunderte Blicke.
     
    A ls Nächstes rief Younger im Fachbereich Physiologie der Columbia University an. Dieser befand sich auf dem neuen Campus hoch im Norden, wo eines der Gebäude den Mädchennamen seiner Mutter trug. Die Sekretärin bestätigte, dass Frederick Lyme Fakultätsmitglied war.
    »Was ist sein Spezialgebiet?« fragte Younger.
    »Toxikologie«, antwortete die Sekretärin. »Industrietoxikologie. «
    »Ist er da?«
    »Mr. Lyme ist den ganzen Tag mit Klienten unterwegs.«
    »Klienten?«
    »Ja, die Leute, die er berät.«
    »Und wer ist das?«
    »Tut mir leid«, beschied ihn die Sekretärin. »Da müssen Sie schon mit Mr. Lyme persönlich sprechen.«
     
    I n seinem Büro im Schatzamt an der Wall Street begrüßte Littlemore einen dünnen, hochgewachsenen Herrn mit flachsblondem Haar und ansteckendem Lächeln. Nach eigener Aussage ging es dem Mann blendend. Er dankte Littlemore dafür, dass er sich mit den Popen auseinandergesetzt und seine Entlassung aus dem Sanatorium Amityville erwirkt hatte.
    »Kann ich Ihnen im Gegenzug irgendwie behilflich sein, Detective?«, fragte Edwin Fischer.
    »Sie können sich heute Abend mit mir treffen«, antwortete Littlemore.

20
    A n späten Novemberabenden geschieht etwas mit der Luft von Lower Manhattan. In den Hafen an der Südspitze der Insel ziehen schneidende Winde. Die gewaltigen Wolkenkratzer bilden eine Art Strömungskanal, der die bewegte Luft komprimiert und ihr eine Kraft verleiht, die einen erwachsenen Mann zum Stillstand nötigen und ihn, wenn er sich nicht mit den Schultern nach vorn stemmt, sogar von den Beinen fegen kann.
    Littlemore, der das Schatzamt im Schatten der Wall Street passierte, war den Wind gewohnt. Das untrügliche Zeichen dafür war, dass er im Sechziggradwinkel ging, wenn er ihn im Gesicht hatte, und nie die Hand vom Hut nahm. Minister Houston, der mit dem Wagen vor der benachbarten, immer noch von Bundestruppen bewachten Münzanstalt eintraf, kannte den Wind nicht. Das untrügliche Zeichen dafür war, dass ihm unmittelbar nach dem Verlassen seines langen schwarz-goldenen Packard der Zylinder vom Kopf gerissen wurde.
    Ein weiterer gut gekleideter Herr kletterte aus dem Automobil. Obwohl sie sich flüsternd unterhielten, wehte der Wind Littlemore einzelne Bruchstücke ihres Gesprächs zu. Er hörte, wie Houston dem Mann eine baldige Zahlung zusicherte. Dieser schüttelte Houston die Hand und überquerte die Straße zur Morgan Bank.
    Minister Houston ließ den Blick über die grell beleuchteten
Infanteristen gleiten. Sein Zylinder lag nur einen halben Meter von einem der Soldaten entfernt, der stramme Habtachtstellung angenommen hatte und keine Anstalten traf, dem Minister aus seinen Bekleidungsnöten zu helfen. Eilig näherte sich Houston der Treppe, um seine Kopfbedeckung zu bergen, doch wie in einer billigen Varieténummer wurde der Hut in dem Moment, als er sich danach bückte, von einer böswilligen Bö erfasst und in den Schatten der Straße gewirbelt. Zufällig blieb er in der Nähe des Detectives liegen, der ihn kurz abstaubte und dann dem Finanzminister präsentierte.
    »Agent Littlemore«, ächzte Houston. »Anscheinend wird es für Sie zur Gewohnheit, mir aufzulauern. Ich glaube nicht, dass mir das gefällt. Woher wissen Sie, dass ich um diese Zeit hier bin?«
    »Aus Ihrem Terminkalender«, antwortete

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