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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mit.«
     
    S obald Houstons Automobil außer Sichtweite war, strebte Littlemore hinüber zur Ecke Broadway und Wall Street. Er blieb stehen, als er bei Younger anlangte, der ohne Hut an einer Ecke des Equitable Building lehnte. Seine Zigarette glühte im starken Wind.
    »Was war denn da los?« Younger hielt zwei Pappbecher Kaffee in der Hand, die er dem Detective reichte.
    »Hab mich nur gerade rauswerfen lassen«, meinte Littlemore. »Wohl besser so. Dann ist es keine Schande
für die Bundesregierung, wenn wir beide verhaftet werden. «
    »Wir begehen ein Verbrechen?«
    »Wollen Sie einen Rückzieher machen? Kein Problem.«
    »Bloß eine Frage: Fahren wir in einem Aufzug in einen Unterwassersenkkasten hinunter, der gerade geflutet wird, so dass wir nur als menschliche Geysire wieder nach oben schießen können?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich dabei.«
    »Danke.«
    Die beiden Männer stemmten sich in den Wind und stapften zur Treasury.
    »Das ist einfach das Schöne an dieser Stadt«, knurrte Littlemore.
    »Was genau haben wir eigentlich vor?«, fragte Younger.
    »Sehen Sie die schmale Gasse zwischen Schatzamt und Münzanstalt? Da müssen wir hin.«
    »Lassen uns die Soldaten durch?«
    »Keine Chance. Sie lassen niemanden hinein. Die Gasse ist mit einem fünf Meter hohen schmiedeeisernen Tor abgesperrt. Auf der anderen Seite an der Pine Street ist genauso ein Tor. Auch dort Soldaten.«
    »Wie kommen wir also rein?«
    »Erstmal geht es rauf, bevor es runtergeht.« Littlemore führte Younger die Stufen des Schatzamts hinauf. Dort waren keine Infanteristen postiert. In dem Gebäude lagerte kein Gold mehr, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es außer Betrieb genommen wurde. Allerdings stand vor der Tür ein Nachtwächter. Littlemore begrüßte ihn mit Namen und reichte ihm einen Becher Kaffee. Nachdem der
Mann sich bedankt hatte, klopfte er an die Tür. Kurz darauf öffnete ein weiterer einsamer Wachmann, dem Littlemore den zweiten Becher in die Hand drückte. Danach nahm der Detective Younger mit durch die Rotunde zu einem Treppenhaus weiter hinten.
    »Warum lassen diese Männer Sie so ohne weiteres durch?«, fragte Younger.
    »Ich arbeite hier«, antwortete Littlemore. »Immerhin bin ich Treasury Agent. Oder war es zumindest bis vor ein paar Minuten.«
    Nach viereinhalb Treppenfluchten gelangten Younger und Littlemore auf ein flaches Dach. Der Wind blies so heftig, dass er sie zur Seite stieß. Sie traten an eine Brüstung mit Blick auf die Münzanstalt, die nur ungefähr drei Meter von ihnen entfernt war. Zu ihren Füßen lagen aufgewickelt mehrere lange Seile, die an den Streben der Brüstung befestigt waren. Daneben wartete weitere Ausrüstung – Brechstangen, Flaschenzüge, Klemmknoten –, die Littlemore am Vorabend dort deponiert hatte.
    Unter ihnen erstreckte sich die Gasse zwischen dem Schatzamt und der Münzanstalt. Links und rechts wachten im Licht von Scheinwerfern Infanteristen vor den schmiedeeisernen Toren. Die Soldaten standen mit dem Rücken zur Gasse und blickten hinaus auf die Straße.
    Littlemore deutete auf die Flaschenzüge und Knoten. »Kennen Sie sich aus mit dem Zeug, Doc?«
    Younger nickte.
    »Also dann.«
    Sie knieten sich hin und führten Seilenden durch Flaschenzüge. Abseilen ist auch ohne Spezialgerät nicht besonders schwer; mit einem Klemmknoten, der es dem Kletternden
erlaubt, nach Belieben Schnur auszugeben, ist es einfach. Younger, der diese Technik beim Militär erlernt hatte, bildete mit einem kurzen Stück Seil eine Schleife und trat mit dem Absatz hinein.
    Littlemore hob die Brechstangen auf und folgte ihm.
    In der Dunkelheit seilten sich die beiden Männer am Schatzamt ab und stießen sich ungefähr alle drei Meter von der Wand ab. Fast geräuschlos lief das Seil durch die gut geölten Flaschenzüge, aber selbst ein Knarren hätte nichts ausgemacht, weil das Heulen des Windes alles übertönte.
    »Hier rüber«, flüsterte Littlemore, als sie das Kopfsteinpflaster erreicht hatten. Er führte Younger zu dem großen Kanaldeckel, den er zum ersten Mal am Tag des Bombenanschlags bemerkt hatte. »Die Brechstangen.«
    Der Deckel trug den bekannten Schriftzug des New Yorker Abwasseramts.
    »Wir steigen in die Kanalisation hinunter?«, fragte Younger.
    »Es gibt keine Kanalisation. Hab gestern in den Stadtplänen nachgesehen. So haben sie das Gold verschwinden lassen — durch dieses Loch. Deswegen haben sie keinen Lastwagen gebraucht.«
    Der Kanaldeckel hatte zwei kleine

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