Todesjagd
Angeles verlassen, weil er fürchtete, dass die Freundin seines toten Freundes in Schwierigkeiten war. Jetzt war sie tot, und er hatte sie erschossen. Er versuchte, nicht daran zu denken, aber das gelang ihm nicht.
Orlando schien zu spüren, was er durchmachte. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und massierte vorsichtig seinen Nacken. Sie sagte nichts, eine weitere Bestätigung dafür, wie gut sie ihn kannte. Wenn er reden wollte, würde sie da sein. Das wusste er.
Es dauerte noch einmal eine halbe Stunde, ehe Dr. Han ins Wartezimmer kam.
»Er ist jetzt in seinem Zimmer«, sagte er. »Ein zäher Bursche. Hat eine Menge Blut verloren, aber nie aufgehört, um sein Leben zu kämpfen. Er wird wieder gesund. Nun … wenn man bedenkt …«
Der Arzt führte sie zu Nates Zimmer.
»Er wird vor morgen früh nicht ansprechbar sein«, sagte er.
»Wir bleiben nicht lange«, entgegnete Quinn.
Dr. Han musterte erst Quinn und dann Orlando und Ne Win.
»Ich denke, Sie könnten alle ein bisschen Schlaf vertragen«, sagte er und ging.
Quinn stand am Bett seines Assistenten. Überall waren Kanülen und Schläuche, so dass Nate aussah wie eine unbenutzte Marionette, die darauf wartete, dass ihr Puppenspieler sie zum Leben erweckte.
Sein Gesicht war unversehrt, er wirkte gelassen. Man hätte beinahe glauben können, dass Nate über den Berg war und er bald wieder der Alte sein würde. Doch dann fiel Quinns Blick auf Nates dick einbandagierte Schulter und auf das Ende des Bettes.
Im Gegensatz zur rechten Seite war da, wo Nates linker Fuß sich befand, eine kleine Unebenheit unter dem Laken zu erkennen. Knapp über dem Bruch in der Mitte des Schienbeins war das Bein amputiert worden.
Der Fuß hätte gerettet werden können, wäre aber zu nichts mehr zu gebrauchen gewesen. Nate war natürlich in jedem Fall für immer ein Krüppel, allerdings bestand nun, was seine Erscheinung betraf, die Möglichkeit, eine gewisse Normalität aufrechtzuerhalten.
Es gab inzwischen hervorragende Prothesen. Das wenigstens
hatte Orlando gesagt, als Quinn vor der Entscheidung stand, ob Nates Fuß gerettet werden sollte oder nicht.
Quinn sah Tasha noch einmal. Sie trafen sich im Restaurant eines Kaufhauses am Clarke Quay. Tasha war als Erste da gewesen und saß draußen an einem Tisch direkt am Fluss.
»Wir haben den Sündenbock gefunden«, sagte sie, nachdem sie Getränke bestellt hatten. »Es war ein gewisser Ahmed Kamarudin. Wir haben ihn östlich von der Innenstadt in einer Regierungswohnung gefunden, gefesselt und bewusstlos. Nun ja, nicht wir haben ihn gefunden, sondern dein Freund.«
Sie meinte Ne Win. In schweigender Übereinstimmung hatte er weitere Nachforschungen zu Jennys Ablenkungsmanöver angestellt.
»Das Haar in dem Apartment im Quayside stammte von ihm. Genau, wie du gesagt hast.«
Quinn nickte schweigend.
»Wir konnten auch Jennys frühere Schritte zurückverfolgen. Vielleicht findet sich noch brauchbares Material, um mehr über … die Leute herauszufinden, für die sie gearbeitet hat.«
»Vielleicht solltest du die Ehefrau überprüfen«, sagte Quinn.
»Guerreros Frau? Glaubst du, sie gehört dazu?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich frage mich nur, ob sie möglicherweise, nachdem ihr Mann getötet worden wäre, Verwendung für sie gehabt hätten. Vielleicht hätten sie sie genauso benutzt, wie Jenny gesagt hat. Ich vermute, wenn das der Fall war, hat sie unter Umständen gelegentlich Kontakt mit LP gehabt und wusste es nicht einmal. Vielleicht sogar durch jemand von dem Thinktank, für den sie arbeitet.«
Tasha überlegte kurz.
»Möglich. Ich werde es überprüfen. Danke.«
Quinns Augen wurden von einem Flusstaxi angezogen, das langsam vorüberglitt. Dann fragte er:
»Wieso bist du in dieser Sache so offen zu mir?«
»Weil …« Tasha unterbrach sich, weil die Kellnerin kam und ihre Getränke auf den Tisch stellte, ein Tiger Beer für Quinn und einen Gin Tonic für Tasha.
Als sie gegangen war, begann Tasha von neuem: »Weil ich möchte, dass du für mich arbeitest. Du hast zumindest schon ein wenig Erfahrung, und es gibt nur sehr wenig Leute, denen ich vertrauen kann.«
Quinn trank einen Schluck Bier und setzte das Glas wieder ab.
»Ich arbeite nicht exklusiv.«
»Du bist erfahren im Aufspüren von Menschen. Du hast Jenny gefunden, was uns nicht gelungen ist. Du bist intelligent und passt dich schnell an.«
Quinn trank noch einen Schluck und stand auf.
»Ich bin kein Spurensucher. Ich bin ein
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