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Todesjagd

Titel: Todesjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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aufgesaugt, die sie zu Beginn des Tages noch gehabt haben mochten. Viele hatten Eistüten in der Hand, vor allem Kinder, aber auch einige Erwachsene. Alle schienen sich in einem ständigen Kampf mit der Hitze zu befinden, von dem Eis so viel wie möglich aufzuschlecken, bevor es in ihrer Hand schmolz. Nur wenige gewannen.
    Quinn zwängte sich durch die Menschentrauben, wobei er darauf achtete, nicht viel schneller zu gehen als alle anderen um ihn herum. Er war auch nichts anderes als ein Tourist, der die Geschichte auf sich einwirken ließ.
    Kurz vor dem Madison Drive bog er nach rechts auf einen der breiten Wege ab, die die Mall kreuzten. Ein paar Minuten später bemerkte er einen Mann und eine Frau, die sich von ihm entfernten. Der Mann trug eine elegante Papiertüte mit einem Tragegriff aus Kordel, wie man sie in Geschenkboutiquen findet, die Frau eine große Handtasche. Sie hoben sich von der übrigen Menge ab, weil sie nicht wie Touristen angezogen waren, sondern so, als gingen sie zur Arbeit.
    Der Mann war ein paar Zentimeter kleiner als Quinn, nicht größer als eins fünfundsechzig. Durch ihre Absätze überragte die Frau seinen Kahlkopf ein Stück.
    Quinn hatte sie noch nie gesehen, aber er kannte den Mann. Obwohl sie sich persönlich nur einmal begegnet waren, erkannte Quinn Peter sofort. Er erinnerte Quinn an einen seiner
Haare und Größe beraubten Charles Bronson. Vielleicht war es der Schnurrbart, dunkel wie der von Bronson, oder das Zusammenkneifen der Augen, als würde er ständig jeden kritisch mustern. Vielleicht war es auch beides.
    Peter war der Kopf einer unter dem Namen »The Office« bekannten Organisation. Jahrelang war das Office Quinns einziger Klient gewesen. Obwohl Peter sich bemüht hatte, ihn fest einzustellen, hatte Quinn, der die Unabhängigkeit seines freiberuflichen Status vorzog, immer abgelehnt. Doch nach dem Zwischenfall im vergangenen Januar in Berlin hatten sich die Dinge verändert. Peter war damals wenig entgegenkommend gewesen, hatte Informationen zurückgehalten, die Quinn geholfen hätten. Zum Glück hatte Quinn, trotz Peters Widerstreben, Durrie und den Psycho Borko stoppen können, ehe sie ihren Plan bis zum Ende hatten durchführen können. Quinn wusste aber, dass die Dinge viel leichter gewesen wären, wäre Peter offen zu ihm gewesen.
    Aus diesem Grund hatte er entschieden, dass es an der Zeit war, sich neue Klienten zu suchen. Außerdem erwies es sich mit der Zeit als töricht, sich auf eine einzige, obwohl sehr einträgliche Einkommensquelle zu verlassen. Er hatte beschlossen, die Arbeit für Peter zu beenden. Der Chef des Office war nicht glücklich darüber gewesen, hatte aber auch nichts getan, um Quinn davon abzuhalten.
    Daher war es nicht ohne Ironie, dass Quinn sich hilfesuchend an seinen früheren Arbeitgeber wandte.
    »Du hättest einen Ort aussuchen können, der ein wenig mehr … ach, ich weiß nicht, irgendwo drinnen möglicherweise?«, sagte Peter, als er merkte, dass Quinn an seiner Seite ging. »Wo es vielleicht kühl wäre?«
    »Schweiß tut deiner Haut gut«, erwiderte Quinn. »Er hilft dir, ein paar von deinen Runzeln zu glätten.«

    »Werde ich mir merken.«
    »Wer ist deine Begleitung?«, fragte Quinn.
    »Ida? Lässt du uns einen Moment allein?«
    Die Frau lächelte Quinn schwach an und blieb zurück.
    Quinn und Peter gingen weiter. In der Ferne schimmerte die weiße Kuppel des Kapitols in der Nachmittagshitze.
    »Ist das für mich?«, fragte Quinn und zeigte auf Peters Tüte.
    »Diese Dinge sind nicht billig.«
    »Keine Sorge. Ich hab gesagt, dass ich es dir zurückzahle.«
    »Ja, das solltest du wirklich tun. Wir sind am Ende unseres Geschäftsjahres, beginnen das Budget dieses Jahres abzuschließen und haben das nächste Jahr noch nicht unter Dach und Fach gebracht, und ich möchte darauf wetten, dass sie mir wieder den Etat kürzen. Ich kann es mir nicht leisten, Geschenke wie diese in meinen Büchern zu führen.«
    Peter hatte seit Jahren über Budgets gejammert. Quinn wusste nicht, ob er ihm glauben sollte. Er war nicht einmal sicher, ob das Office jemand anderem gegenüber verantwortlich war als dem, von dem es seine Aufträge bekam. Er hatte immer angenommen, Peters Organisation sei eine inoffizielle Zweigstelle irgendeiner Unterorganisation der Regierung, aber er wusste es nicht sicher.
    »Gibst du’s mir?«
    Peter zögerte noch einen Moment, dann reichte er Quinn die Tüte. Quinn schaute hinein. Auf dem Boden lag ein Telefon, dem sehr

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