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Todesjagd

Titel: Todesjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Battles
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Staubschicht, bevor er es ans Ohr hielt. Dann steckte er die Telefonkarte hinein, die er für solche Notfälle in der Brieftasche hatte, und rief Nate an.
    »Hallo?«, meldete Nate sich hastig, brüsk.
    »Ich bin’s«, sagte Quinn.
    »Wie geht es dir?«
    »Recht gut.« Wieder ein Code, nur sagte er Nate diesmal, dass er okay, die Verbindung aber nicht sicher war.
    Er hörte Nate am anderen Ende ausatmen.
    »Gott sei Dank! Es klang …« Er hielt inne, suchte offenbar nach dem richtigen Wort. »Abrupt.«
    »Das war es auch«, sagte Quinn. »Ich erzähl es dir später.«
    »Kommst du zurück?«
    »Nein. Noch nicht. Ich komme morgen. Zeitpunkt ungewiss. Wenn du etwas für mich hast, dann schick mir am besten eine E-Mail.«
    »Warte«, sagte Nate, der zweifellos vermutete, dass Quinn auflegen wollte. »Orlando hat angerufen.«
    »Was?«, fragte Quinn. »Warum?«

    »Sie besucht ihre Tante und möchte mit dir reden.«
    Quinn schwieg einen Moment. Ein Besuch bei ihrer Tante hieß wohl, dass sie in San Francisco war. Merkwürdig, als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, hatte sie nicht erwähnt, dass sie nach Kalifornien kommen wollte. Das sah ihr nicht ähnlich. Obwohl sie beide in der Welt der Geheimnisse tätig waren, gab es kaum Geheimnisse zwischen ihnen. Orlando lebte mit ihrem Sohn Garrett in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, daher war eine Reise in die Vereinigten Staaten nichts, was einer plötzlichen Laune entspringen konnte.
    »Hat sie gesagt, was sie wollte?«, fragte Quinn.
    »Nein. Du sollst sie nur anrufen. Sie hörte sich irgendwie … beunruhigt an.«
    »Beunruhigt?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie nicht wie sie selbst. Vielleicht hat sie einen Jetlag und wollte nur Hallo sagen.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    Quinn zog die Stirn in Falten und sagte dann:
    »Ich kann sie jetzt nicht anrufen.«
    »Und wenn sie noch einmal anruft?«
    »Sag ihr, ich melde mich bei ihr, sobald ich kann.«
     
    Quinn erreichte eine Maschine, die am frühen Morgen von Baton Rouge, Louisiana, abflog. Es war kein direkter Flug, daher war es, als er auf dem Reagan National Airport landete, kurz nach halb zwölf Uhr Eastern Standard Time. Er erledigte schnell ein Ortsgespräch, ging zur Gepäckausgabe und erwischte die Metro Blue Line nach Norden bis zur Haltestelle Crystal City. Dort ging er durch den Tunnel hinunter ins Crystal City Marriott und checkte ein. Nachdem er schnell
geduscht hatte, zog er Jeans und ein grünes, kurzärmeliges Hemd an, ging wieder hinunter und nahm ein Taxi in die City.
    Nach Houston waren Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Washington beinah erträglich. Er schätzte, dass es ungefähr eine Minute länger dauern würde, bis sein Hemd schweißdurchtränkt war.
    Als sie am Jefferson Memorial vorbeikamen, beugte Quinn sich vor.
    »Lassen Sie mich am Landwirtschaftsministerium raus«, sagte er.
    »Nicht beim Kongresszentrum?«, erkundigte sich der Fahrer. Es war das Ziel, das Quinn ihm angegeben hatte, als er eingestiegen war.
    »Das Landwirtschaftsministerium. Südgebäude.«
    Der Fahrer schien ein bisschen eingeschnappt zu sein, da die Strecke kürzer war, und hörte, bis sie anhielten, nicht auf zu murren. Aber ein paar Minuten später, als Quinn ihm beim Aussteigen das doppelte Trinkgeld gab, war er wieder versöhnt.
    Quinn machte ein paar Schritte auf den Eingang zu und sah sich dabei flüchtig um. Er wusste, dass er übervorsichtig war, aber nachdem sie ihn in Houston fast erwischt hätten, wollte er nichts mehr als selbstverständlich hinnehmen.
    Nachdem er sich überzeugt hatte, dass er allein war, machte er kehrt und überquerte die Independence Avenue.
    Vor ihm lag die Mall. Monument Row, wie Durrie sie einmal genannt hatte. Sogar der alte Mistkerl hatte dem Platz einen gewissen Respekt entgegengebracht.
    Sie erstreckte sich fast zwei Meilen nach Osten und Westen, mit dem Kapitol mit seinem Kuppeldach im Osten und dem Lincoln Memorial im Westen. Dazwischen waren Grasflächen, breite Wege und steinerne Denkmäler. Obwohl völlig
konzentriert, fühlte Quinn unwillkürlich die Bedeutung der Dinge, die ihn umgaben. Selbst der abgestumpfteste Mensch musste etwas wie eine leichte Hochachtung empfinden.
    Wie gewöhnlich drängten sich auf der Mall die Besucher. Die meisten trugen T-Shirts und Shorts. Die Cleveren unter ihnen hatten auch Hüte auf. Die Menge bewegte sich langsam vorwärts, lethargisch - die Hitze und die Feuchtigkeit hatten auch den letzten Rest von der Energie

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