Todesjagd
verzerrte der Schmerz ihr Gesicht. Sie wollte sich vorbeugen, aber Quinn hielt sie fest.
»Ich habe mir den Knöchel verrenkt«, sagte sie. »Ich möchte ihn mir nur ansehen.«
»Langsam und vorsichtig«, sagte er.
Er lockerte den Griff, stellte sich hinter sie und legte ihr dicht unter dem Nacken die Hand auf den Rücken. Die Sirenen waren jetzt schon ganz nah. Vielleicht noch etwa eine Minute entfernt.
Die Frau rieb einen Moment lang ihren Knöchel, dann glitt eine ihrer Hände unter den Aufschlag ihrer Hose. Quinn griff hinunter und schnappte ihr Handgelenk. Sie hielt eine kleine Pistole in der Hand. Sie sah aus wie eine 22er. Sie besaß zwar keine große Reichweite, aber wenn man nah genug dran war, war sie trotzdem tödlich.
Quinn entriss sie ihr.
»Geben Sie sie mir zurück«, sagte sie.
Er schob die Waffe in die Tasche.
»Gut. Behalten Sie sie. Mir egal.« Sie wandte den Kopf in Richtung des Sirenengeheuls, sah dann wieder Quinn an. »Darf ich jetzt gehen?«
Quinn wusste, dass ihnen nur sehr wenig Zeit blieb, bis sie entdeckt wurden, rührte sich aber nicht.
»Wer sind Sie?«
»Ist das wichtig?«, sagte sie. »Hören Sie, man wird uns beide festnehmen, wenn man uns hier findet. Ich hatte mit der Explosion nichts zu tun, und Sie auch nicht, das weiß ich, sonst hätten Sie nicht so dicht daneben gestanden, als das Ding losging. Stimmt’s?«
Quinn antwortete nicht.
»Können wir nicht einfach verschwinden?«, fragte sie.
»Wer sind Sie?«
»Das ist doch egal.«
»Durchaus nicht.«
Er umfasste ihren Arm und begann sie vor sich her durch den Hof zur Pforte zu schieben.
Quinn fand einen alten Ford Bronco, der mit unverschlossenen Türen auf der Straße parkte.
»Steigen Sie ein«, sagte er zu der Frau.
Sie sah ihn an und kletterte dann auf den Beifahrersitz.
»Denken Sie gar nicht daran, auszusteigen und wegzulaufen, ich kriege Sie«, sagte Quinn.
Der Ausdruck ihres Gesichts sagte ihm, dass sie verstanden hatte.
Er brauchte keine Minute, um die Zündung kurzzuschließen. Als der Motor des Bronco aufheulte, richtete er sich auf und legte den Gang ein.
»Wer sind Sie?«, fragte er wieder.
Sie zögerte und sagte dann:
»Tasha. Tasha … Laver.«
Quinn fuhr vorsichtig, mit geringer Geschwindigkeit, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen.
»Und was haben Sie in dem Hinterhof gemacht?«
»Ich … ich habe jemanden gesucht.«
»Wirklich? Wen denn?«
Vor ihnen war ein Stoppschild. Quinn drosselte das Tempo und rollte über die Kreuzung, als er sah, dass kein Gegenverkehr kam.
»Eine Freundin. Es ist ihr Haus. Aber …« Sie hielt inne, sah Quinn an. »Wer sind Sie? Was haben Sie dort gemacht?«
Quinn sagte nichts.
»Ich weiß, dass Sie nicht zu ihnen gehört haben, sonst hätten Sie nicht versucht, ins Haus hineinzukommen.«
»Zu ihnen?«, fragte er und bog nach rechts ab.
»Zu den Leuten im Haus. Dieser Familie. Den anderen. Ich habe noch nie einen von ihnen dort gesehen. Und ich kenne Jenny seit …« Sie unterbrach sich. »Sie haben mir nicht gesagt, wer Sie sind.«
»Stimmt. Hab ich nicht.« Er hatte jetzt das Gefühl, dass er der Frau noch mehr Informationen entlocken könnte, aber dass es wahrscheinlich verschwendete Zeit wäre.
Die Woodway Avenue war zwei Blocks entfernt. Quinn sah auf der lebhafter befahrenen Straße viele Wagen vorbeifahren. Kurz bevor sie sie erreichten, fuhr er den Bronco an den Straßenrand und wandte sich der Frau zu. »Ein letztes Mal: Was haben Sie dort gemacht?«
Sie zögerte und sagte dann:
»Ich habe Jenny gesucht. Jenny Fuentes. Das war ihr Haus, aber das wissen Sie ohnehin, denke ich.« Sie unterbrach sich. »Sie … haben mich Jenny gerufen, als Sie hinter mir her waren.«
»Warum haben Sie Jenny gesucht?«
Wieder eine Pause.
»Sie ist meine Freundin. Wir sind schon lange befreundet.«
»Schön für Sie. Aber das erklärt immer noch nicht, warum.«
Die Frau schien einen Moment nachzudenken, jedes Wort zu überlegen, bevor sie sprach.
»Wir waren ziemlich eng befreundet. Dann, vor ein paar Wochen, ist sie einfach verschwunden. Ich habe in ihrer Arbeit angerufen, aber dort hat man mir gesagt, sie sei auf Urlaub.« Sie sah Quinn an. »Jenny hätte mir Bescheid gesagt, wenn etwas passiert wäre. Sie wäre nicht einfach ohne ein Wort gegangen.«
»So wichtig sind Sie ihr?«
»Wichtig genug«, sagte sie abwehrend.
»Woher kennen Sie sie?«
»Warum müssen Sie das wissen? Wer, zum Teufel, sind Sie? Und warum suchen Sie
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