Todesjagd
du?«
»Ich denke, dass du die Grenze in eine Welt überschritten hast, die ich nicht kenne«, sagte Quinn und trank einen Schluck.
»Es ist nicht so schlimm, wie es klingt. Vielleicht willst du es eines Tages selbst ausprobieren.«
»Das bezweifle ich.«
Sie lachten beide.
»Was ist so komisch?« Jenny stand auf den Stufen, die aus der Kombüse hinaufführten. Sie trug einen einteiligen weißen Badeanzug, der jede ihrer Kurven betonte und sich schön von ihrer braunen Haut abhob. Auf dem Kopf hatte sie einen großen Schlapphut, ebenfalls weiß.
Die Unterhaltung wandte sich dem Wetter zu, dem Ozean und dem schönen Tag. Quinn beobachtete, wie liebevoll sein Freund Jenny behandelte. Markoff hatte sich verändert, war weicher geworden. Es überraschte ihn, und obwohl er es ungern zugab, war er ein bisschen eifersüchtig. An diesem Nachmittag wünschte er für sich das, was sie hatten.
Aber er wusste, dass das nie passieren würde.
»Elf Uhr vormittags«, sagte Peter.
»Und er war zuf rieden mit dem Treffpunkt?«, fragte Quinn. Er saß auf einer Bank auf dem Union Square, in der Nähe des Financial District von San Francisco. Nate stand in der Nähe und behielt das morgendliche Treiben im Auge.
»Er war nicht gerade glücklich darüber, aber er wird dort sein.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Dass ich einen Typen habe, der untergetaucht ist und seine Hilfe braucht.«
»Das ist eine Lüge«, sagte Quinn und tat, als sei er beeindruckt. »Hast du keine Angst, dir deinen Namen zu ruinieren?«
»Zum Teufel mit ihm. Albina ist ein Esel. Was kümmert es mich, was er denkt?«
»Er hat sehr viele Kontakte …«
»Ich auch.«
Quinns Anweisungen waren genau gewesen. Albina sollte in den ersten abgehenden Zug der N-Judah-Linie der Muni Metro einsteigen, der nach elf Uhr vormittags in der Embarcadero Station eintraf. Er sollte zwei Stationen weiter bis zur Powell Station fahren. Peter hatte ihn instruiert, dort auszusteigen, den Bahnhof zu verlassen und mit der Straßenbahn weiterzufahren. Man hatte ihm gesagt, er werde dann kontaktiert werden.
Der erste Teil war richtig, aber sobald Albina den Zug bestiegen hatte, hatte Quinn andere Pläne.
Da Albina Quinn vom Sehen kannte, hatte Nate von der Embarcadero Station an Dienst. Eine halbe Stunde, bevor Albina eintraf, war er an Ort und Stelle. Als Requisit hatte er eine Tüte mit Lebensmitteln dabei.
Für die meisten der einfahrenden Züge war die Embarcadero Station die Endstation, aber der N-Judah-Zug fuhr weiter nordöstlich um die Halbinsel herum und nahm Passagiere, wenn sie es wünschten, bis zum Baseballstadion mit. Wenn der Zug auf der Rückfahrt zum Bahnhof zurückkam, hatte er also oft schon Leute an Bord.
Quinn wartete an der ersten Haltestelle nördlich der Embarcadero Station und timte es so, dass er ganz kurz vor Eintreffen des Zuges dort ankam, nicht früher. Es war ein Zug mit zwei Waggons, also suchte Quinn sich einen Platz hinten im ersten Waggon. Er trug eine schwarze Baseballmütze der San Francisco Giants und eine leichte schwarze Jacke. Er riss das Innenfutter einer Tasche auf, damit er seine SIG verstecken konnte. Zur weiteren Tarnung setzte er sich mit dem Rücken zum Fenster, das Gesicht vom Bahnsteig abgewandt, und steckte die Nase in ein Exemplar des San Francisco Chronicle.
Als der Zug in die Embarcadero Station einfuhr, ließ er die Zeitung ein paar Zentimeter sinken, so dass er das Fenster auf der gegenüberliegenden Seite sah. Er konnte die Reflexion von ungefähr zwanzig Leuten auf dem Bahnsteig hinter ihm sehen, die darauf warteten, einzusteigen. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um Nate zu entdecken.
Quinn hatte seinem Assistenten Albinas Beschreibung gegeben. Nachdem Nate ihn ausfindig gemacht hatte, sollte er feststellen, mit wem Albina unterwegs war. Er würde dann hinter ihnen stehen, sobald Quinns Zug in den Bahnhof einfuhr. Die Hände in die Seiten gestemmt würde heißen, dass Albina allein war. Ein Gähnen, dass er eine Person bei sich hatte. Ein Gähnen mit der Hand vor dem Mund bedeutete zwei Personen. Waren es mehr, würde Nate allein auf der Seite stehen. War Letzteres der Fall, würde Quinn aussteigen, und das wär’s dann gewesen.
Nate gähnte, hielt sich aber nicht die Hand vor den Mund.
Einer ist dabei, dachte Quinn. Albinas Vertrauen in Peter schien nicht hundertprozentig, aber sein Misstrauen war nicht groß genug gewesen, um es allzu ernst zu nehmen.
Quinn hoffte, der Zug werde so anhalten, dass
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