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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nach ein paar Augenblicken wieder herauszukommen.
    »Niemand da«, berichtete sie Tweed, der ein Stück von der Rampe entfernt stand, über die die
Star Sprite
ins Wasser gelassen wurde. »Dieser wahnsinnige Main muss Lavinia mit Gewalt an Bord gezerrt haben.«
    »Ganz so wahnsinnig ist er wohl nicht«, entgegnete Tweed. »Er kommt schon wieder in die Bucht. Offenbar gefällt es ihm da draußen doch nicht.«
    Kein Wunder, dachte Paula, während sie hinaus auf den Ozean blickte, wo der Sturm die Wellen hoch wie Häuser auftürmte. Die Jacht raste nun mit voller Kraft zurück in die Bucht. Hoffentlich schafft sie es noch, bevor die richtig großen Wellen kommen, dachte Paula. Und dann schrie sie auf.
    »Großer Gott, er kommt vom Kurs ab! Wahrscheinlich hat die Strömung ihn erwischt!«
    Sie hörte, wie der Motor der
Star Sprite
laut aufheulte, und sah, wie ihr Skipper verzweifelt versuchte, das doppelrümpfige Schiff wieder auf Kurs zu bekommen. Vergebens. Die Jacht wurde wie von einer unsichtbaren Riesenhand immer näher auf die Felsnadel Pindle Rock zu gedrückt. Ohne ein Wort zu sagen, packte Paula Tweeds Arm mit beiden Händen und sah zu, wie die
Star Sprite
mit dem Bug eines ihrer Rümpfe gegen den Felsen krachte. Der Aufprall war so laut, dass man ihn bis an die Küste hören konnte. Eine große Welle hob das Boot in die Höhe und ließ es wieder nach unten fallen.
    »Da, sehen Sie nur!«, rief Paula. Die Jacht hatte sich in der Mitte geteilt, und der linke, unversehrte Rumpf, fuhr an dem Felsen vorbei, während der rechte immer wieder gegen den Pindle Rock geschleudert wurde, bis er völlig zerstört war. In dem kleinen Notsteuerhaus im hinteren Teil des linken Rumpfs sah Paula eine Gestalt in gelbem Ölzeug, deren Gesicht sie nicht erkennen konnte.
    »Meine Güte, das mit dem Teilen der Rümpfe funktioniert ja tatsächlich«, stieß sie hervor.
    »Hätte ich nicht gedacht«, gab Tweed zu und richtete sein Fernglas auf das Steuerhaus.
    »Das ist Marshal Main«, sagte er, als er unter der Kapuze die Kapitänsmütze des Bankiers entdeckte.
    »Hoffentlich schafft er es bis zur Rampe«, rief Paula.
    »Da müsste er schon viel Glück haben«, erwiderte Tweed.
    »Ein bisschen mehr Optimismus könnten Sie schon zeigen.«
    »Hinter ihm kommt gerade eine riesige Welle herein«, brummte Tweed.
    »Vielleicht trägt sie ihn ja bis zur Rampe.«
    »Mir kommt das nicht sehr wahrscheinlich vor.«
    »Warum müssen Sie denn alles schwarz sehen? Sie sind doch sonst nicht so pessimistisch«, tadelte sie ihn.
    »Und Sie sind hysterisch.«
    »Bin ich nicht!«
    »Doch, atmen Sie einfach tief durch, das hilft.«
    »Fällt mir doch nicht im Traum ein.«
    »Ich befehle Ihnen, tief durchzuatmen. Tun Sie, was ich sage, Paula. Sofort!«
    Paula lehnte sich an ihn und holte so tief Luft, wie sie konnte. Die salzgeschwängerte Luft erfüllte ihre Lungen, und sie spürte, wie sie plötzlich ruhiger wurde. Tweed hatte doch recht gehabt.
    »Da kommt er!«, rief Tweed mit einer Stimme, die fast fröhlich klang.
    Auf dem Kamm einer riesigen Welle raste der eine Rumpf der
Star Sprite
heran, von Marshal Main geschickt so gesteuert, dass er weich wie ein in sein Nest zurückkehrender Vogel auf der Rampe aufsetzte. Sofort hielten starke Klampen ihn fest und zogen ihn nach oben ins Bootshaus, dessen Tor sich automatisch geöffnet hatte. Paula seufzte erleichtert auf.
    »Los, hinauf ins Bootshaus!«, rief Tweed.
    Als sie kurze Zeit später dort ankamen, stand am Heck der nun einrümpfigen
Star Sprite
noch immer die Gestalt, die Tweed durch sein Fernglas beobachtet hatte. Ihr gelbes Ölzeug triefte vor Nässe. Als sie Tweed und Paula kommen hörte, drehte sie sich um und riss sich die Kapuze und die Kapitänsmütze vom Kopf. Langes, schwarzes Haar fiel ihr bis auf die Schultern herab, und mit einem raschen Griff ins Steuerhaus förderte sie einen Gegenstand zutage, der mit Seefahrt nur wenig zu tun hatte.
    Es war Snapes Winchester, deren Lauf direkt auf Tweed und Paula gerichtet war.
    »Keine Bewegung«, sagte Lavinia, »oder ich puste Ihnen beiden das Hirn aus dem Schädel.«

40
    »Lavinia, was machen Sie denn?«, schrie Paula ungläubig und schockiert zugleich und starrte in das harte, bleiche Gesicht der Frau, die bisher immer so freundlich zu ihnen gewesen war.
    »Ich weiß, was sie macht«, antwortete Tweed, als Lavinia daraufhin nichts sagte. »Lavinia hat drei Menschen auf dem Gewissen: Bella, Mrs. Carlyle und Leo. Und jetzt will sie auch uns

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