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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gerade in der Küche und habe einen Zitronenkuchen gebacken. Geben Sie mir Ihre Mäntel, damit ich sie aufhängen kann, und gehen Sie ruhig rauf in die Bibliothek.«
    Oben setzte sich Tweed an einen Tisch und überprüfte das Siegel an dem Umschlag. Es war unversehrt. Tweed erbrach es und öffnete den Umschlag, als Paulas Handy klingelte. Tweed ging ran.
    »Hallo Tweed«, sagte Roy Buchanan. »Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie den Umschlag schon haben. Ja? Gut. Ich habe Ihnen fünf Kopien eines Bildes hineingetan, das mir Loriot, der Chef des französischen Geheimdiensts, geschickt hat. Angeblich soll es Calouste Doubenkian darstellen. Ein Kunststudent hat es in einer Bar gezeichnet. Er hat ausgesagt, dass bei dem Mann, den er gezeichnet hat, ein Franzose gesessen und ihn mit ›Calouste‹ angeredet hat. Den armen Studenten hat man ein paar Tage später tot aus der Seine gefischt, aber zuvor hat er Loriot in dessen Zentrale besucht und ihm die Zeichnung gebracht.«
    »Wie kam der Student überhaupt darauf, den Mann zu zeichnen?«
    »Weil ich Loriot gebeten hatte, in der französischen Presse Artikel über Calouste Doubenkian zu lancieren. Das hat die Bevölkerung sensibilisiert.
    Außerdem wurde eine Belohnung ausgeschrieben für jeden Hinweis, der zur Ergreifung von Doubenkian führt. Apropos Presse: Gibt es schon was Neues in den Fällen, die die Londoner Zeitungen inzwischen die ›Stacheldrahtmorde‹ nennen?«
    »Dazu kann ich im Moment nichts sagen.«
    »Na schön, ich muss sowieso auflegen. Habe eine Menge zu tun.«
    Tweed legte das Handy weg und erzählte Paula, was Buchanan gesagt hatte.
    Als er fertig war, fragte sie ungeduldig: »Wollen Sie denn nicht in den Umschlag schauen?«
    »Warum so neugierig?«
    »Weil wir Frauen nun mal von Natur aus neugierig sind.«
    Tweed zog fünf Fotokopien einer Bleistiftzeichnung aus dem Umschlag, die zwei offenbar in ein Gespräch vertiefte Männer zeigte. Paula holte hörbar Luft. Sie musste an den armen Kunststudenten denken, der diese Zeichnung mit dem Leben bezahlt hatte.
    Der Mann, den ein Pfeil als Calouste Doubenkian bezeichnete, sah aus, als wäre er Mitte fünfzig, und hatte ein böse dreinblickendes Gesicht mit einem eckigen Kinn und einer Hakennase. Seine Augen konnte man nicht sehen, weil er eine dunkle Brille trug. Etwas an der Zeichnung ließ Paula erschaudern.
    »Irgendwie kommt mir dieses Gesicht bekannt vor«, sagte sie. »Als hätte ich es schon irgendwo einmal gesehen.«
    »Das kann ich Ihnen erklären«, erwiderte Tweed. »Von der Form her ist es genau das von Professor Heathstone, dem wir gerade einen Besuch abgestattet haben. So gut diese Masken auch sind, die Grundzüge eines Gesichts können sie nicht verändern.«
    Es klopfte an der Tür. Bevor Tweed »Herein« sagte, steckte er die Fotokopien zurück in den Umschlag.
    Lavinia, die immer noch die Schürze trug, kam mit einem großen Tablett herein, auf der eine Kaffeekanne, Tassen und zwei Teller mit wunderbar duftendem Zitronenkuchen standen.
    »Ich dachte, das würde Ihnen vielleicht guttun«, sagte sie.
    »Vielen Dank. Wie aufmerksam«, erwiderte Tweed. »Und da Sie schon mal hier sind, könnten Sie uns vielleicht ein paar Fragen über die Bank beantworten.«
    »Gerne«, sagte Lavinia und lächelte. »Aber nur, wenn sie das Bankgeheimnis nicht tangieren.«
    »Keine Sorge, ich will eher Allgemeines wissen. Bella hat mir nicht mehr richtig erklären können, wie die Main Chance Bank eigentlich funktioniert. So würde mich zum Beispiel interessieren, wie Sie Ihre Konten verwalten.
    Verwenden Sie dafür ein Computerprogramm?«
    »Nein, Computer haben in unserer Bank nichts zu suchen. Bella war der Meinung, dass sie viel zu leicht zu knacken sind. Immerhin haben ein paar jugendliche Hacker es vor ein paar Jahren geschafft, in einen bestens gesicherten Computer des Pentagons einzudringen. Nein, so etwas ist nichts für uns.«
    Paula musste innerlich grinsen. Aus genau demselben Grund duldete Tweed bis auf Monicas Textverarbeitungssystem keinerlei Computer in seinem Büro.
    Schließlich wollte er das Leben seiner Agenten nicht aufs Spiel setzen.
    »Wir halten die Kontobewegungen unserer Kunden nach wie vor auf altmodischen Karteikarten fest, was zwei überdurchschnittlich intelligente junge Frauen aus Gladworth für uns erledigen. Sie kommen jeden Tag durch die Hintertür hierher und arbeiten im Ostflügel. Zum Glück habe ich Chief Inspector Hammer bisher von diesem Teil des Hauses fernhalten

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