Todeskette
meinen Sie das?«
»Es geht um die kleine Pforte, von der sie gesagt hat, dass sie zugemauert wurde. Ich finde, die sollten Sie sich mal ansehen.«
28
Marler führte Paula und Tweed in die Küche, wo Mrs. Grandy heftig gegen ihre Anwesenheit protestierte. Sie war so wütend, dass sie ihr Metzgerbeil abermals mit voller Wucht in den Holztisch hieb.
»Ob die das dort jemals wieder rauskriegt?«, fragte Marler, während sie durch die Hintertür das Haus verließen.
»Sehen Sie selbst«, erwiderte Tweed, der sich umgedreht und einen Blick zurück in die Küche geworfen hatte. Mit Leichtigkeit zog die Haushälterin das tief im Holz steckende Beil heraus. »Sie ist viel stärker, als es den Anschein hat«, bemerkte Tweed stirnrunzelnd und nickte Marler und Paula zu, damit sie sich wieder in Bewegung setzten.
Marler führte sie tief in den Teil des Parks hinein, der dichter Wald war. Als sie sich der Mauer näherten, hob er die Hand und brachte Tweed und Paula zum Stehen. »Ich habe Harry hiergelassen, damit er den Eingang bewacht. Er hat seine Walther und ein paar Handgranaten, deshalb sollten wir ihn besser nicht erschrecken.«
Marler legte die Hände wie einen Trichter an den Mund und rief. »Harry, ich bin wieder da! Tweed und Paula sind bei mir.«
Sie gingen über eine kleine Lichtung auf die Mauer zu, wo Marler sie um ein dichtes Gebüsch herumführte. Dahinter sah Tweed einen schmalen Durchgang mit einem Bogen.
Daneben lagen, fein säuberlich entlang der Mauer aufgestapelt, die Ziegelsteine, mit denen er einmal zugemauert gewesen war.
»Damit kann ich mich wohl von meiner Theorie verabschieden, dass der Mörder ein Bewohner des Hauses sein muss«, sagte Tweed.
Er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, als Marler ihn packte und zur Seite schleuderte. Im selben Moment pfiff eine von draußen abgefeuerte Kugel durch den Eingang und schlug in einen Baumstamm ein, vor dem sich noch einen Sekundenbruchteil zuvor Tweeds Kopf befunden hatte.
Von links erschien auf einmal Harry Butler, der eine Handgranate in der Hand hielt. Er zog den Sicherungsstift aus der Granate und warf sie durch den Torbogen hinaus in ein dichtes Gebüsch, wo sie sofort explodierte. Kurze Zeit später war hinter dem Gebüsch das Aufheulen eines Motorrads zu hören, das sich rasch entfernte.
»Verdammt«, sagte Butler. »Der war zu schnell für mich. Um ein Haar hätte er Sie getroffen, Tweed.«
»Vielen Dank, Marler, dass Sie so schnell reagiert haben«, sagte Tweed, während er sich das Jackett zurechtzog.
»Gern geschehen. Ich habe eine Bewegung in dem Gebüsch bemerkt und sofort gehandelt.«
»Sieht so aus, als ob ich immer noch auf Doubenkians Abschussliste stehe«, sinnierte Tweed.
»Wahrscheinlich hat sein Informant im Haus ihm mitgeteilt, dass Sie hinaus in den Park gehen«, meinte Paula.
»Wie auch immer«, sagte Tweed achselzuckend. »Ich würde jetzt gern zurück ins Haus und Warner Chance ein paar Fragen stellen …«
Jacques atmete tief durch und stieg hinab in den luxuriös eingerichteten Keller der Shooter’s Lodge. Er fragte sich, ob er vor Doubenkian sein abermaliges Versagen zugeben sollte oder nicht.
In der Nacht zuvor hatte er ganz leise und vorsichtig die Ziegelsteine aus dem alten Mauerdurchgang entfernt und fein säuberlich im Gras aufgestapelt.
Dann hatte er sich mit seinem schussbereiten Gewehr in einem Gebüsch gegenüber des wieder offenen Einlasses auf die Lauer gelegt. Nachdem er ein paar mitgebrachte Brote gegessen und mehrere tiefe Schlucke Cognac aus seinem Flachmann genommen hatte, war er in der Dunkelheit eingeschlafen.
Dank der drei Schichten wollener Unterwäsche hatte er in der kalten Nacht nicht gefroren. Am Morgen war er aufgewacht und hatte als Erstes durch das Zielfernrohr seines Gewehrs hinüber in den Park geschaut. Doubenkians Informant im Haus hatte ihnen gesagt, dass dort ständig Leute von Tweeds Team unterwegs waren.
»Wenn einer von denen herausfindet, dass die Pforte wieder offen ist, holt er bestimmt Tweed herbei, damit er sie sich selbst ansieht«, hatte Doubenkian gemutmaßt. »Und dann kannst du ihn endlich abknipsen.«
Jacques musste viele Stunden warten, in denen er immer wieder aufstehen und seine Wadenkrämpfe bekämpfen musste. Dann kam ein breiter, untersetzter Mann, den Jacques, der sich alle Mitglieder von Tweeds Team von Fotos her eingeprägt hatte, sofort als Harry Butler erkannte.
Der Mann entfernte sich wieder und kam nach zwanzig Minuten wieder zurück. Dann
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