Todeskind: Thriller (German Edition)
Ablösung rief mich an, um mir zu sagen, dass er Fords Aufenthaltsort noch nicht durchgegeben hätte. Ich fragte bei Phyllis nach, ob er schon zu Hause sei, aber weil dem nicht so war, spürte ich ihn hier auf.«
»Tuzak ist sein Spitzname?«
»Isaac Zacharias. Zwei Zacs – two Zacs. Den Namen hat er seit der Akademie.«
»Sie waren zusammen bei der Washingtoner Polizei.«
»Ja. Ich verließ das DCPD, er blieb. Er war ein guter Cop. Clever. Er hätte nie zugelassen, dass ihn irgendein Spinner überrumpelt. Wie zum Teufel kann das passiert sein?« Er wandte sich Joseph zu, und sein Blick wurde plötzlich noch misstrauischer. »Und woher wussten Sie, dass Sie hier suchen müssen?«
»Ford ist heute Morgen nicht zur Arbeit gekommen. Mein Vater bat mich, nach ihm zu sehen, und ich entdeckte den SUV auf der Querstraße an der anderen Einmündung. Wahrscheinlich hat er die ganze Nacht dort gestanden.«
Das Misstrauen schwand aus Maynards Blick. »Das wird sie umbringen«, murmelte er niedergeschmettert. »Sie hat immer befürchtet, dass so was irgendwann passiert.« Langsam wandte er sich wieder zu seinem toten Freund um. »Wie soll ich ihr das bloß beibringen? Sie ist schwanger.«
Josephs Kiefer klackten hörbar zusammen. »Daphne ist schwanger?«
Maynard schüttelte den Kopf. »Nein. Phyllis Zacharias. Das Baby soll in wenigen Wochen kommen. Deswegen hat Tuzak ja auch für mich gearbeitet … er wollte sich ein bisschen Geld dazuverdienen.«
Joseph richtete den Strahl der Taschenlampe auf die bunten Plättchen am Boden und merkte erst jetzt, dass in einiger Entfernung noch mehr lagen. Zacharias’ Mörder hatte mehrere Kartuschen abgefeuert. »Taser.«
»Verfluchter Dreck«, brach es aus Maynard heraus. Er schluckte. »Verfluchter Dreck«, wiederholte er, diesmal flüsternd. »Phyllis darf ihn so nicht sehen. Auf gar keinen Fall.«
»Sie wird ihn nicht identifizieren müssen«, sagte Joseph leise. »Aber zwei Personen werden vermisst, und daher muss ich einige Fragen stellen.«
»Dann fragen Sie mich«, gab Clay zurück. »Phyllis wusste ohnehin nur, dass er für mich gearbeitet hat.«
»Okay, fangen wir mit Ihnen an. Ist Zacharias irgendwas aufgefallen?«
»Nein. Er meinte, es sei ein lauer Job, einem superbraven Jungen hinterherzuschleichen, der nicht einmal merkt, dass er beschattet wird.«
»Ford hatte keine Ahnung?«
»Nein. Daphne hat versucht, ihm einen Bodyguard schmackhaft zu machen, doch der Junge ist stur – er wollte nicht. Aber sie hatte Drohanrufe bekommen und …«
»Was für Drohanrufe?«, unterbrach Joseph. »Von wem?«
»Ziemlich heftige Drohungen. ›Warte nur ab, irgendwann musst auch du schlafen.‹ Oder: ›Was hast du doch für einen hübschen kleinen Sohn.‹ So was in der Art. Ich bin ziemlich sicher, dass die Familie des Angeklagten, den sie vor Gericht gebracht hat, dahintersteckt. Die Millhouses. Ich muss es ihr sagen.«
»Nein, müssen Sie nicht. Überlassen Sie das uns.«
Maynard sah ihn aufgebracht an. »Das ist meine Sache, Carter. Mein Mitarbeiter. Mein Freund. Meine gottverdammte Verantwortung.«
»Schon klar.« Joseph wusste, dass Maynard kurz davor stand, seine Beherrschung zu verlieren. Ich würde ähnlich reagieren. Das wusste er aus Erfahrung. »Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich das respektiere. Aber der Fall hier ist meiner, und Sie werden mir vertrauen müssen. Ich weiß, wie ich meinen Job zu machen habe.«
»Moment mal. Sie sind doch vom Heimatschutz. Das hier ist nicht Ihr Kompetenzbereich. Warum ist das Ihr Fall?«
Es überraschte Joseph nicht, dass Maynard von seiner Zugehörigkeit zur Homeland Security gewusst hatte. Paiges Verschwiegenheit allerdings überraschte – und beeindruckte – ihn sehr wohl. Sie hatte ihrem eigenen Partner gegenüber nichts von seiner Versetzung verlauten lassen. Gut zu wissen.
»Ich bin jetzt beim VCET. Eine Einsatztruppe aus FBI und örtlicher Polizei.«
»Ich weiß, was das VCET ist«, gab Maynard mit zusammengepressten Kiefern zurück. »Und zu Ihrer Information: Ich vertraue FBI-Agenten ungefähr genauso weit wie Polizisten, nämlich gar nicht.«
»Hören Sie, Sie stehen hier ohne Handschellen vor mir und reden mit mir, weil mein Bruder Ihnen vertraut. Und weil er das tut, erkläre ich Ihnen auch, warum ich hier bin. Vor dem Heimatschutz habe ich genau das hier getan – nämlich vermisste Personen und Mörder gesucht. Wenn Sie mir also nicht vertrauen wollen, dann vertrauen Sie wenigstens
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