Todeskind: Thriller (German Edition)
seinem sehr unzufriedenen russischen Boss bekommen würde.
Die Dinge könnten schlechter stehen.
Wheeling, West Virginia
Mittwoch, 4. Dezember, 16.30 Uhr
Angrenzende Hotelzimmer hatten etwas Verbotenes, dachte Daphne, die zusah, wie Joseph die Keycard durch das Schloss zog. Er trat zuerst ein, stellte ihre Tasche auf die Kommode und begann, jedes Fenster, jede Nische, jeden Schrank abzusuchen. Wonach?
»Ich glaube nicht, dass da ein Killer reinpasst«, sagte sie, als er die Mikrowelle in der Kitchenette öffnete.
Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Aber vielleicht eine Kamera.«
Sie riss die Augen auf. »Eine Kamera?«
»Doug hat eine benutzt, um den Polizisten in Philadelphia auszurauben, Gargano.« Er sah in den Oberschränken der kleinen Küche nach. »Mich macht es nervös, dass wir hier sind, dass Ford hier gefunden wurde, dass du früher einmal hier gewohnt hast. Es kommt mir vor wie eine Falle.«
Sie hätte sich gewünscht, dass er sie nur ein wenig aufziehen wollte, aber so war es nicht. Er war in allerhöchster Alarmbereitschaft und hatte Hector entsprechende Anweisungen gegeben. Der Detective ging momentan das Außengelände des Hotels ab, sah sich die Zugänge an und hielt Ausschau nach jedem, der vielleicht Doug sein könnte.
Joseph überprüfte noch alle Lüftungen, dann zog er die Vorhänge zu und schaltete die Lichter aus, so dass der Raum plötzlich in totaler Finsternis lag. »Ich suche nach Lichtpunkten«, erklärte er, obwohl sie nicht gefragt hatte. »Nach Löchern, die vielleicht nachträglich gebohrt worden sind.«
»Aber hätte er dazu nicht wissen müssen, dass wir in diesem Zimmer unterkommen?«
»Er könnte den Angestellten am Empfang bestochen haben«, sagte er, als fasse er es nicht, dass sie wirklich so naiv war. Womit er natürlich nicht ganz unrecht hatte. Ihre Begriffsstutzigkeit war ebenso ein Schutzmechanismus wie ihr toughes Staatsanwältinnengesicht. Er schloss die Verbindungstür zwischen ihren beiden Zimmern auf, dann verschwand er durch die Tür zum Korridor. »Bin gleich wieder da«, versprach er und zog die Tür zu, so dass sie erneut in der Dunkelheit stand.
Nun konnte sie sich setzen, die Füße hochlegen. Sie befand sich in einer Mini-Suite mit Sofa, Kitchenette und abgetrenntem Schlafzimmer. Sie konnte sich bewegen, aber sie tat es nicht. Konnte Licht machen, tat aber auch das nicht.
Denn etwas würde geschehen, das spürte sie. Sie tastete, stellte blind ihre Handtasche auf die Küchentheke und lauschte.
Joseph war drüben in dem anderen Zimmer. Sie konnte hören, wie er auch dort alles überprüfte. Der Riegel an der Verbindungstür wurde aufgedrückt und …
Ihr Herz hämmerte wild, aber das tat es schon, seit sie mit dem Aufzug hinaufgefahren waren. Seine Miene war finster gewesen, die Haltung angespannt, und er hatte die Fäuste in den Hosentaschen geballt.
Man hätte ihn für wütend halten können, aber ihr Blick war zu seinem Schritt gewandert. Oh nein, er war nicht wütend. Er war erregt. Und wie.
Das hätte sie überraschen können, wenn sie nicht einen beträchtlichen Teil dazu beigetragen hätte. Er hatte sie küssen wollen, als Ford aufgewacht war. Sie hatte sofort in den Muttermodus umgeschaltet, aber obwohl sie ihren Sohn getröstet, mit ihm geweint und seine Erleichterung geteilt hatte, hatte sie keinen Augenblick vergessen, dass Joseph direkt neben ihr gewesen war.
Als er ihr also vor dem Hotel aus dem SUV geholfen hatte, hatte sie ihn geküsst. Hart und schnell und mit den Händen in seinem Haar. Dann hatte sie ihn losgelassen und nur ein Wort geflüstert: »Bald.«
Und daher würde nun etwas geschehen.
Na endlich. Sie hätte ihn fast angesprungen, als er auf der Autofahrt hierher ihre Phantasie mit dem befeuert hatte, was er mit ihr anstellen wollte. Unterhalb der Gürtellinie.
Die Tür flog auf, und plötzlich war »bald« gekommen.
Er vergeudete keine Zeit mit Geplauder. Mit zwei Schritten war er bei ihr, packte ihr Kinn, hob ihren Kopf und küsste sie so stürmisch, dass es ihr den Atem raubte.
Ihr war heiß, ihre Haut prickelte, und sie löste sich, um nach Luft zu schnappen, doch er stieß ihr seine Zunge in den Mund. Dann machte er sich los und knurrte mit tiefer Stimme: »Sag ja.«
»Ja.«
Er drückte sie gegen die Tür, stemmte die Hände links und rechts von ihrem Kopf dagegen und presste seine Hüften gegen ihre. Dann küsste er sie wieder, knabberte sanft an ihrer Unterlippe und zog mit der Zunge eine
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