Todeskind: Thriller (German Edition)
Vivien. Viviens Tochter Kelly war das Mädchen, das getötet wurde. Sie haben hier in der Nähe von Wheeling gelebt. Ich würde gerne die Geschichte von Simone persönlich hören, so dass ich Einzelheiten mit den Polizeiberichten vergleichen kann, die ich hier aus dem örtlichen Archiv angefordert habe. Sobald Daphne aufwacht, werde ich auch sie danach fragen. Wir sind höchstwahrscheinlich hierhergelockt worden, und ich will wissen, warum.«
»Mach ich«, sagte Kate. »Ich melde mich, wenn ich mehr weiß.«
»Danke. Mit etwas Glück ist Ford bald wach und fit genug, dass wir ihn von hier wegbringen können. Es gefällt mir gar nicht, auf Dougs Einladung hier zu sein.«
Ach, und willst du nicht auch Daphne in deinem eigenen Bett haben? Tja, nun. Das auch.
»Bleiben Sie in Kontakt und nehmen Sie Ihre Handys mit. Ich schreibe, sobald wir mehr darüber wissen, wo Ford gefangen gehalten wurde. Kimberly und ihre Schwester werden immer noch vermisst, also hat die Suche nach Dougs Haus und dem Ort, wo Ford gewesen ist, Priorität. Wir schließen uns morgen früh um sieben noch einmal kurz, es sei denn, jemand hat etwas Bahnbrechendes zu bieten.«
Joseph trennte die Verbindung und ging hinüber in Daphnes Schlafzimmer. Sie schlief so tief, dass sie sich noch nicht gerührt hatte. Er hatte gedacht, bei ihrem ersten Mal würde sie sich im Dunkeln entspannter fühlen, aber sie hatte das Licht eingeschaltet, und er war noch verblüffter gewesen, als sie ihn auf den Mund geküsst hatte, der noch voll von ihrem Saft gewesen war. Ja, diese Frau war in der Tat voller Überraschungen.
Joseph stieg aus seiner Hose, streifte sein Hemd ab und schlüpfte zu ihr ins Bett. Er war so egoistisch zu hoffen, dass ihr Sohn noch ein bisschen länger schlafen würde, weil er sich nur allzu gerne noch einmal von ihr überraschen lassen wollte.
Baltimore, Maryland
Mittwoch, 4. Dezember, 19.40 Uhr
Cole überprüfte seine Sporttasche, um sich zu vergewissern, dass er wirklich alles hatte. Handy, Ladekabel, Gameboy, eine Schachtel mit Munition, T-Shirts, saubere Unterhosen, die Zweitschlüssel vom Transporter. Außerdem eine Plastiktüte mit Bargeld, das er gleich mit vollen Händen aus Mitchs Vorrat genommen hatte.
Zweitausend Dollar in kleinen Scheinen. Er hatte keine Ahnung, ob sie irgendwo registriert oder markiert waren, und wusste auch nicht, wo man nach Markierungen suchen musste. Also blieb ihm nur zu hoffen, dass die Leute, von denen er etwas kaufen wollte, es auch nicht wussten. Ihm war durchaus klar, dass Geld, das man sich mit vollen Händen nehmen konnte wie Bonbons zu Halloween, nicht wirklich sauber war.
Ich muss hier weg, bevor die Cops kommen. Er hatte viel Zeit mit der Planung vergeudet, aber es war kalt draußen, und er hatte erst wissen müssen, was genau er tun sollte. Zunächst würde er zur Busstation gehen, dann den Greyhound-Bus nehmen und dreißig grausige Stunden eingepfercht mit vielen Menschen verbringen, die seit einer Woche nicht geduscht hatten. Rico, Coles Kumpel von seiner alten Schule in Miami, würde ihn am Bahnhof abholen. Rico wohnte in einem Wohnkomplex, in dem drei Viertel der Wohnungen leer standen. Es gab genug Platz, wo Cole sich verstecken konnte, während er überlegte, was er als Nächstes tun sollte.
Ich hätte diese blöde Waffe heute einfach nicht mit zur Schule nehmen dürfen, dachte er, wütend auf sich selbst. Wie konnte ich nur so dämlich sein? Ich bin wirklich nur ein dummes Kind, wie Mitch immer sagt. Cole blickte wenig beeindruckt in den Spiegel. Er war seit dem Sommer fünfzehn Zentimeter gewachsen. Fünfzehn Zentimeter! Ich müsste der absolute Big Boss sein. Stattdessen ließen diese Mistkerle ihn noch immer nicht in Ruhe.
Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, die Pistole mitzunehmen. Jedenfalls nicht zur Schule. Aber dieses miese Schwein von Tulio hatte es einfach nicht gut sein lassen. Er hatte ihn immer wieder genervt und geärgert … mich beschimpft und mir gedroht … Cole schluckte, und seine Hände wurden feucht, als er an das dachte, was im Treppenhaus passiert war, wie sie sich gegen ihn gedrängt hatten.
Also hatte er die Waffe mitgenommen. Nur um ihnen Angst zu machen. Weil sie mich einfach nicht in Ruhe lassen wollen. Aber Tulio, das Arschloch, hatte seinen Bluff durchschaut, sich die Waffe geschnappt und sie nicht wieder hergegeben.
Natürlich war der Direktor im richtigen Moment vorbeigekommen – der Alte hatte den sechsten Sinn, anders konnte es nicht
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