Todeskind: Thriller (German Edition)
und intensiv geliebt. Danach hatte er sie eine Ewigkeit im Arm gehalten, weil er sich nicht hatte vorstellen können, sie je wieder loszulassen.
Als sie aus dem begehbaren Schrank gekommen war, hatte sie das Kostüm getragen, in dem sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Er war sich nicht sicher gewesen, ob es Absicht war oder sie einfach das erstbeste genommen hatte, was ihr ins Auge gefallen war … bis sie ihm mit einem kleinen Zwinkern einen Korb mit Muffins zum Frühstück gereicht hatte. Dann war ihm wieder eingefallen, dass er ihr erzählt hatte, er habe nach jener ersten Begegnung die Muffins gegessen und sich dabei vorgestellt, sie mit Haut und Haar zu verschlingen. Und nun konnte er dieses grüne Kostüm nicht mehr betrachten, ohne dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief.
Heute Abend … ach was, sobald sie hier fertig waren, würde er mit ihr nach Hause fahren und ihr ganz genau zeigen, was ihm vor neun Monaten alles in den Sinn gekommen war.
Aber zunächst mussten sie dieses Meeting hinter sich bringen. Und Joseph war mehr als gewillt, den Fall endlich zum Abschluss zu bringen. Er klopfte auf den Tisch, und die gedämpften Stimmen verstummten.
»Guten Morgen«, begann er. »Fangen wir an mit dem Bericht des Krankenhauses. J.D.?«
»Pamela MacGregor geht es den Umständen entsprechend gut«, sagte J.D. »Doug hat sie sediert, so dass sie die Zeit in der Kellerkammer wahrscheinlich nur verschwommen in Erinnerung behält. Ein Glück für sie. Stevie kann die Intensivstation verlassen und kommt auf ein normales Zimmer, was eine wirklich gute Nachricht ist. Wie lange sie jedoch arbeitsunfähig bleibt, wissen wir noch nicht. Deputy Welch geht es gut. Er wird bald entlassen.«
»Und was ist mit Mike, dem Kameramann?«, fragte Daphne.
»Stabil. Er muss noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben, aber er ist außer Gefahr.«
»Ich habe die Todesfälle aufgelistet«, sagte Joseph. »Marina Craig hat Officer Winn getötet und ist im Gegenzug von Stevie erschossen worden. Doug hat Isaac Zacharias umgebracht, das Au-pair-Mädchen Elmarie Stodart sowie Richard Odum und dessen Ehefrau und ist von Detective McManus, Agent Coppola und mir selbst getötet worden. Beckett …« Er seufzte. »Die Männer, die er im Krankenhaus von Wheeling überfallen hat – der Officer vor Fords Zimmer und der Pfleger, dessen Ausweis und Kittel er gestohlen hat –, sind beide gestern gestorben.«
»O nein«, sagte Daphne leise.
»Leider ja. Wir haben keine Ahnung, auf wie viele Opfer er es im Ganzen bringt, aber wir müssen vorerst von sechsundzwanzig ausgehen.«
»Ich habe mich gestern mit der Spurensicherung der Außenstelle in Pittsburgh in Verbindung gesetzt«, sagte Brodie. »Sie haben gestern schon angefangen, die persönliche Habe der Opfer zu sichten. Bisher haben sie über ein Dutzend Führerscheine von Mädchen aus fünf verschiedenen Staaten zusammengetragen. Sobald die Exhumierung beginnt, wird die DNA abgeglichen, damit wir die Toten schnell identifizieren können.«
»Deacon hat vorhin angerufen«, schaltete sich Joseph ein. »Ciccotellis Frau hat mit ihrem Team noch vor Tagesanbruch begonnen, das Terrain hinter Becketts Hütte zu scannen. Sie schätzt, dass sie mehrere Tage brauchen wird, also wird es mit der DNA-Analyse noch eine Weile dauern. Kerr und McManus haben mir gemailt, dass ihre Zentralen einen Ansturm von Familien, deren Kinder vermisst werden, erleben. Hunderte von Eltern, die darauf hoffen, endlich etwas zu erfahren – selbst wenn es bedeutet, dass sie nicht weiter hoffen dürfen.«
»Dabei wird es nicht bleiben«, prophezeite Daphne. »Wenn bekannt wird, dass das erste Opfer vor siebenundzwanzig Jahren umgekommen ist, wird Pittsburgh von Anträgen zur Wiederaufnahme ungeklärter Fälle überschwemmt werden.«
Joseph schüttelte frustriert den Kopf. »Das mag ich mir im Augenblick kaum vorstellen. Also gut. Und wie sieht’s mit …«
»Moment«, warf Grayson ein. »Ich muss der Liste der Todesfälle noch zwei Namen hinzufügen. Ich habe mich nach deiner ehemaligen Hauslehrerin erkundigt – Joy Howard. Sie ist bei einem Autounfall umgekommen. Kurz nachdem sie bei dir aufgehört hat.«
»Das war kurz vor Fords Geburt«, stellte Daphne mit einem Stirnrunzeln fest. »Ich habe ein paar Monate später einen anderen Hauslehrer bekommen.«
Grayson schob ihr ein Foto über den Tisch. »Kennst du diese Frau?«
Daphne riss die Augen auf. »Das ist Claudia Baker.«
»Das habe ich befürchtet«,
Weitere Kostenlose Bücher