Todeskind: Thriller (German Edition)
Sie deutete auf seinen schwarzen Ledertrenchcoat. »Tashas Fell passt jedenfalls hervorragend zu Ihrem Outfit.«
Deacon grinste. »Man sollte die äußere Erscheinung niemals unterschätzen.«
Joseph legte ihr einen Arm um die Schultern. »Lasst uns zurückfahren. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sehne mich nach einem kalten Bier und einer Woche Schlaf.«
»Eine Minute noch«, sagte Daphne. Sie blickte sich um und entdeckte das Gesicht, das sie suchte. Mit schnellen Schritten näherte sie sich mit Joseph an ihrer Seite der schwarzen Limousine, die Agent Kerr gehörte. Neben der Tür zum Rücksitz stand Hal, dem man die Hände auf den Rücken gefesselt hatte.
»Was hattest du überhaupt hier zu suchen, Hal?«, wollte sie wissen.
Hal schwieg und sah weiterhin geradeaus.
»Er lag hinten in Dougs Jeep«, sagte Coppola. »Man hat ihn offenbar betäubt, denn er war verdammt groggy, versuchte aber zu flüchten. Das Blut auf seinem Hemd scheint allerdings nicht von ihm zu stammen.«
»Er ist Dougs Stiefvater«, sagte Joseph.
Daphne nickte. »Ich habe vorhin gehört, wie du es Ford gesagt hast. Aber was genau hat er mit der ganzen Sache zu tun?«
Hals Kiefer spannte sich an. »Ich will einen Anwalt«, sagte er leise.
Daphne holte aus, als wolle sie ihn ohrfeigen, riss jedoch die Hand im letzten Moment zurück. »Du willst einen Anwalt? Pech gehabt«, sagte sie ebenso leise. »Denn ich will Antworten, und zwar jetzt. Wessen Blut ist das auf deinem Hemd?«
Hal sah weg und starrte ins Leere.
»Wahrscheinlich das seines Sohnes«, sagte Deacon. »Man hat Matthew Lynch in der Mülltonne hinter dem Haus in Ihrer Straße gefunden. Er hatte keine Finger und Zehen mehr, und gefunden haben wir sie dort nicht.«
»Wieso hinter einem Haus in unserer Straße?«, fragte Ford verwirrt. »Und wieso ohne Finger und Zehen?«
»Weil Hal dort wohnt«, antwortete Daphne tonlos. »Und weil er offenbar ein Stalker ist.«
»Abgetrennte Finger und Zehen sind das Markenzeichen eines russischen Verbrecherclans, der im Moment versucht, hier an der Ostküste Fuß zu fassen«, erklärte Joseph.
Daphne blickte Joseph an. Wut mischte sich mit Unglauben. »Die Russen, denen die Gewehre gehörten, die Doug an die Millhouses verkauft hat?« Sie sah wieder zu Hal. »Ist das wahr? Du handelst mit Waffen? Hal?«
Hal schüttelte den Kopf. »Ich. Will. Einen. Anwalt.«
»Sie stehen noch nicht unter Arrest«, sagte Joseph. »Das alles klingt für mich so, als hätte Doug sich an euch beiden rächen wollen, Daphne. Ich bin gespannt, was Sie Ihrem Stiefsohn angetan haben, Lynch. Da bekommen wir bestimmt noch eine tolle Geschichte zu hören.«
»Hal.« Daphne blickte ihm ins Gesicht und versuchte, den Freund, den sie seit zwanzig Jahren kannte, mit dem Mann in Einklang zu bringen, der nun vor ihr stand und ihrem Blick auswich. »Hast du den Brief ans FBI vor zwanzig Jahren abgefangen? Hast du Becketts Totenschein gefälscht? Bitte. Wenn ich dir je etwas bedeutet habe, dann sag’s mir. Ich muss endlich die Wahrheit wissen.«
Hal erwiderte ihren Blick, und Daphne musste alle Kraft aufwenden, um nicht zurückzuweichen. Der Blick in seinen Augen war … verdammt unheimlich. »Ja. Ich habe die Urkunde gefälscht. Wenn du der Sache weiter nachgegangen wärst, hätte es eine aufwendige Ermittlung gegeben, und du hättest gegen Beckett aussagen müssen. Das hätte Nadine niemals zugelassen. Sie hätte dich vor die Tür gesetzt. Ich wollte, dass du bleibst.«
»Aber, Hal … Beckett hat weitergemordet. Das musst du doch gewusst haben. Hat dich das denn völlig kalt gelassen?«
»Natürlich nicht, ich bin ja kein Ungeheuer. Ich hatte ihm befohlen, damit aufzuhören und zu verschwinden, und er hat es mir versprochen.«
Daphnes Augen wurden groß. »Du hast ihn gekannt? Du hast mit ihm gesprochen? Wo und wie denn?«
»Ich hatte ihn in der Nähe des Hauses in Georgetown herumlungern sehen. Das erste Mal, nachdem deine Mutter aus Riverdale gekommen war. Ich nehme an, er war ihr gefolgt. Ich war dein Leibwächter, Daphne, ich weiß, wer eine Bedrohung darstellt. Aber erst nachdem du dich mit Claudia Baker getroffen hast und sie mir die ganze Geschichte erzählt hat, begriff ich, wie groß die Bedrohung war. Als er sich das nächste Mal blicken ließ, schnappte ich ihn und sagte ihm, er sei ein toter Mann. Er flehte um sein Leben. Ich wollte mir nicht die Hände schmutzig machen. Also befahl ich ihm, dich nie wieder zu belästigen.«
»Wer war
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