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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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sie im Bunker ihre Depressionen in Alkohol ertränkte, nie so lange gedauert.
    Jedenfalls waren die Reinigungsarbeiten an Mitch hängengeblieben, und die Erinnerung an jenen Tag lauerte stets knapp unterhalb seines Bewusstseins. Eine lange, lange Zeit hatte Mitch seine Mutter dafür gehasst, sich fürs Saufen entschieden, den bequemen Fluchtweg gewählt und sich jeglicher Verantwortung entzogen zu haben. Dafür, dass der kleine Junge sie finden musste. Und ich anschließend aufräumen durfte.
    Er hatte seinen Stiefvater dafür gehasst, dass er ihr das Herz gebrochen, sie in den Selbstmord getrieben und sich geweigert hatte, Cole als seinen eigenen Sohn anzuerkennen. Er, der seine Frau jahrelang betrogen hatte, hatte tatsächlich die Frechheit besessen, sie des Ehebruchs zu bezichtigen!
    Aber das war nicht wahr gewesen. Mitch wusste genau, dass seine Mutter das niemals getan hätte. Aber selbst wenn es gestimmt hätte, so war Cole doch nur ein kleines Kind gewesen, das die Grausamkeit dieses Mannes nicht verdient hatte. So wie dieser Mann es nicht verdient hatte, dass Mitchs Mutter ihn selbst dann noch liebte, als er schon längst auf und davon gewesen war.
    Doch Mitch hatte sich wieder aufgerappelt und nach vorne geblickt. Er hatte es tun müssen – der kleine Junge brauchte ihn. Also hatte er die letzten Monate Militärzeit abgerissen und war dann nach Hause gekommen, um sich um Cole zu kümmern und ihm Vater und Mutter zu ersetzen.
    In jenen schlimmen Jahren hatte Mitch vieles auf die harte Tour gelernt.
    Zum Beispiel dass das, was er für Hass auf seine Mutter gehalten hatte, nur Trauer war, und dass die Zeit tatsächlich Wunden heilte. Irgendwann war der Schmerz über den Verlust abgestumpft, der Hass zu Zorn geworden. Und dann war es nur noch die traurige Verachtung für eine Frau, die einem Mann verfallen gewesen war, der sie nie geliebt hatte.
    Außerdem hatte er erfahren, dass manche Menschen gar nicht so schlimm waren, wie man glaubte – sondern viel, viel schlimmer. Auf seinen Stiefvater traf das ganz gewiss zu.
    Als Mitch aus dem Irak wiedergekommen war, hatte er so gut wie keinen Cent besessen. In seiner Verzweiflung hatte er sich auf etwas eingelassen, das ursprünglich als Aushilfsjob bei seinem Stiefvater gedacht war. Fehler Nummer eins.
    Fehler Nummer zwei war zu erfahren, womit sein Stiefvater wirklich sein Geld verdiente, und nicht sofort davonzurennen. Drogen sind böse, Mitch, hatte ihn seine Tante Betty mit erhobenem Zeigefinger gewarnt. Versprich mir, dass du die Finger davon lässt. Wie er sich wünschte, er hätte auf sie gehört!
    Denn Fehler Nummer drei war sein größter gewesen. Geblendet durch das Versprechen, das schnelle Geld zu machen, hatte Mitch tatsächlich geglaubt, sein Stiefvater würde ihm einen Platz im familiären Drogenimperium einräumen. Hatte geglaubt, dass er durch den Aushilfsjob einen Fuß in die Tür bekommen konnte. Sobald er erst einmal drin war, würde ihm schon etwas einfallen, wie er den jämmerlichen Bastard loswerden konnte.
    Über diesen dummen Fehler nachzudenken, hatte er anschließend viel Zeit. Drei Jahre, um es genau zu sagen, denn so lange musste er wegen Dealerei in einer Zelle sitzen.
    Man hatte Mitch bei einer verbockten Auslieferung geschnappt. Zunächst hatte er sich keine Sorgen gemacht. Angestellte – sogar welche ohne Familienanbindung – bekamen Unterstützung vom Anwalt des Unternehmens. Doch kein Anwalt tauchte auf. Mitch bekam nur den Pflichtverteidiger.
    Die Saat für Mitchs Rache war an dem Tag ausgestreut worden, an dem er den Bunker von Blut und Hirn seiner Mutter gereinigt hatte. Sie hatte Gestalt und Substanz angenommen, als er den Geschworenen zuhörte, die ihn des Drogenbesitzes mit Handelsabsicht für schuldig befanden, und während der drei Jahre im Gefängnis war ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan daraus geworden. Sein Ziel: seinen Stiefvater fertigzumachen. Und vor die Hunde gehen zu sehen.
    Doch um den Plan umsetzen zu können, hatte er ein wenig Taschengeld gebraucht. Zum Glück war ein Gefängnis stets gepackt voll mit Jungs mit Verbindungen. Mitch hatte draußen bereits einen hochgradig illegalen, aber höchst lukrativen Job in der Tasche, bevor er noch durch das Gefängnistor in die Freiheit marschiert war. Aber zunächst war er hergekommen. In dieses Haus. Er liebte dieses Haus.
    Was ihn hier jedoch erwartet hatte, hatte ihn innerlich nur härter gemacht. Tante Betty war zu alt, um sich ausreichend um einen

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