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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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einen revitalisierenden Nebeneffekt. Mochte sein Rücken ihn auch umbringen und sein Nacken steif sein, sein Herz schlug schnell und stark, und sein Verstand war glasklar. Ein Schmerzmittel und eine Mütze Schlaf würden seinen Wehwehchen den Garaus machen.
    Aber zuerst hatte er noch etwas zu erledigen. Er zog an einem Bord an der gegenüberliegenden Wand der Garage und lächelte unwillkürlich, als das gesamte Konstrukt mühelos herausschwang. Fast sechzig Jahre nach ihrem Einbau ließ sich die geheime Wand immer noch mit dem kleinen Finger bewegen.
    Mitchs Urgroßvater Myron Douglas war ein Teufelskerl von Heimwerker gewesen.
    Die Garage war dem Haus später hinzugefügt worden, irgendwann in den neunzehnhundertfünfziger Jahren. Damals, als man den Bürgern einschärfte, sich im Fall eines Atombombenangriffs unter dem Tisch zu verstecken. In einer Zeit, als ein Mann seiner Familie einen Bunker baute, von dem die Nachbarn nichts erfahren sollten. Weil dort unten nur wenig Platz und nur wenig Luft bleiben würde.
    Also hatte sein Urgroßvater den Bunker gebaut, die Garage obendrauf gesetzt, die Tür hinter einer beweglichen Wand verborgen und seinen Töchtern eingeschärft, es ja niemandem zu verraten.
    Betty hatte Mitch den Bunker gezeigt und ihm die Zugangskombination verraten, als er sechzehn geworden war. Es war ihr Geburtstagsgeschenk gewesen, wodurch sie ihm indirekt zu verstehen gegeben hatte, dass nun er der Herr des Hauses war.
    Sein jüngerer Bruder Mutt wusste bis heute nichts von dem Bunker, was Mitch sehr freute. Cole wusste Bescheid, aber Mitch machte sich keine Sorgen, dass sein kleiner Bruder dort herumschnüffeln würde. Coles erster und letzter Besuch im Bunker war ein grässliches Erlebnis gewesen, und selbst wenn Cole sich an die Kombination erinnern würde, hätte er mit Sicherheit keinerlei Bedürfnis, dort hinunterzugehen.
    Mitch drehte den Knopf, der den Riegel sicherte, stieg in die Zugangsröhre, sprang unten von der Leiter und trat ein. Der ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter große Raum war möbliert mit Tisch und Stuhl sowie drei Armeeliegen aus dem Jahr 1957. Drei der vier Wände waren mit Regalbrettern versehen, in denen Vorräte in Dosen lagerten. Zwei der Regale waren an Scharnieren befestigt und verbargen Türen, hinter denen unterirdische Gänge lagen.
    Der eine führte hinaus und endete etwa fünfzig Meter vom Haus entfernt. Der andere führte zum Keller, genauer gesagt zu einem Kellerraum, der ursprünglich als Vorratskammer angelegt worden war. Auch der Zugang vom Tunnel in den Keller war von einem drehbaren Regal verdeckt.
    Wenn eine Idee einmal funktioniert hatte, hatte sein Urgroßvater weidlich Gebrauch davon gemacht. Im Grunde nicht die schlechteste Strategie.
    Der Bunker sah noch genauso aus, wie Betty ihn hinterlassen hatte, also exakt so, wie Mitchs Mutter ihn hinterlassen hatte.
    Minus Blut und Hirnmasse, versteht sich. Mitch war derjenige gewesen, der wieder sauber gemacht hatte, und es war keine angenehme Arbeit gewesen. Die Erinnerung war da, sobald er hier hinunterkam. In Anbetracht der Tatsache, dass der Raum kaum größer war als seine ehemalige Gefängniszelle, geschah das nicht allzu oft. Doch jedes Mal bekam sein Hass einen frischen Schub.
    Seine Mutter hatte sich in diesem Raum umgebracht. Er besaß noch immer das Gewehr, das sie benutzt hatte. Die Polizei hatte es ihm irgendwann wieder zurückgegeben. Er hatte es an einem Ort versteckt, wo Cole es nicht finden konnte, denn sein kleiner Bruder hatte genug schlechte Erinnerungen an die Zeit, in der er erst fünf gewesen war. Zumal er derjenige gewesen war, der seine Mutter gefunden hatte.
    Mitch war einundzwanzig und im Irak stationiert gewesen. Es hatte eine Woche gedauert, bis er zum Begräbnis eingetroffen war. Eine Woche, in der die Sauerei, die seine Mutter veranstaltet hatte, verfaulte und verweste. Die Polizei hatte das Gewehr mitgenommen, der Leichenbeschauer die Leiche, aber niemand hatte sauber gemacht.
    Tante Betty hatte derart unter Schock gestanden, dass ihr nicht in den Sinn gekommen war, eine professionelle Firma damit zu beauftragen. Ohnehin hätte ihr das Geld dafür gefehlt. Und selbst wenn sie die Sauerei hätte beseitigen wollen – sie war inzwischen zu alt, um noch die steile Leiter hinabzusteigen. Deswegen hatte sie Cole überhaupt erst die Zugangskombination verraten: Ihre Mutter war seit vier Tagen verschwunden gewesen, und bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Phasen, in denen

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