Todeskleid: Thriller (German Edition)
einer Boulevardzeitung einen Artikel über Reba gefunden, weil sie eine Soiree für eines ihrer Wohltätigkeitsprojekte gegeben hat. Für die richtig großen Anlässe nutzen sie immer noch die Villa. Kommt mir ziemlich verschwenderisch vor, so einen Riesenkasten zu unterhalten, wenn praktisch keiner mehr dort wohnt.«
Der Fahrstuhl brachte sie hinauf zu Rex’ Etage, und sie betraten einen luxuriös ausgestatteten Flur.
»Hausarrest«, brummte Paige. »Schreckliches Schicksal. Mit Geld ist wirklich alles einfacher.«
»Ich weiß.« Die gespannte Erwartung ebbte ab und hinterließ eine grimmige Entschlossenheit. Hier war sie, seine Chance, es richtig zu machen, den wahren Mörder vor Gericht zu bringen. Er hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, hielt jedoch verdutzt inne, als Paige sein Handgelenk fasste. »Was ist?«
»Du kannst zwar ›Scheiß auf Familienbande‹ sagen, und ich applaudiere dir dafür, aber du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass das hier nach außen dringen wird. Wenn wir Fragen über damals stellen, wird Rex ziemlich sicher seinen Anwalt kontaktieren.«
»Der meinen Chef kontaktieren wird«, erwiderte er ruhig. Welcher seine Drohung wahr machen könnte. Er hatte auf der Fahrt hierher jedes mögliche Szenario durchgespielt. Und mit Ausnahme der Vorstellung, dass Anderson vielleicht doch den Mund hielt, war keines nach seinem Geschmack gewesen.
Ihm war bewusst, dass er an einem jener Scheidewege stand, die ein Leben prägten. Ich will nicht mit Bedauern zurückblicken. Und unter keinen Umständen würde er sich erpressen lassen. »Ja«, sagte er. »Das weiß ich.«
Sorge flackerte in ihrem Blick auf. »Du musst dir sicher sein. Das hier könnte dich deine Karriere kosten.«
Er war sich nicht sicher, ob er gerührt über ihre Anteilnahme sein sollte oder wütend, weil sie meinte, ihm könne seine Karriere wichtiger sein als die Gerechtigkeit. »Meine berufliche Zukunft bedeutet mir nichts mehr, wenn ich das hier schleifenlasse.«
Sie zog die Stirn in Falten. »Ich würde nie davon ausgehen, dass du das schleifenlässt. Aber vielleicht gibt es … diplomatischere Mittel.«
»Bis die greifen, würden Monate ins Land gehen – wenn man überhaupt etwas erreicht. Und währenddessen verfault Ramon weiterhin im Knast, und ein Mörder feiert selbstzufrieden, dass er noch immer nicht gefasst wurde.« Nun sah er Anerkennung in ihrem Blick. »Ich weiß, was ich tue, Paige.« Zumindest hoffe ich das von ganzem Herzen. »Aber danke.«
Sie lächelte und deutete zur Tür. »Dann los. Ich gebe dir Rückendeckung.«
Auf sein Klopfen hin kam Rex selbst zur Tür. Er trug nichts als eine knappe Sporthose, die Manschette um den Fußknöchel und ein großspuriges Lächeln auf den Lippen. »Da sieh mal einer an. Ich dachte, der Portier hätte sich geirrt. Ich kriege nicht oft Besuch.« Er betrachtete Paige eingehend und unverhohlen lüstern. »Und solchen wie Sie schon gar nicht.«
Der jahrelange Drogenmissbrauch war ihm nicht gut bekommen. Trotz seines Lächelns wirkte er hohlwangig, hager. Einst war er ein attraktiver junger Mann gewesen. Nun hatte er etwas Mitleiderregendes.
Doch Grayson hatte kein Mitleid mit ihm. »Ich bin Grayson Smith vom Büro der Staatsanwaltschaft.«
Rex’ Lippen kräuselten sich. »Ich weiß. Ich erinnere mich. Wegen Ihnen durfte ich einige Zeit in einer Entzugsklinik verbringen.«
Paige blickte fragend zu Grayson auf.
»Es war ein Deal im Austausch für das Überwachungsvideo von der Poolparty«, erklärte Grayson. »Seine Familie sagte, man würde es uns nur geben, wenn wir keine Klage wegen Drogenmissbrauchs einreichten.«
»Ich habe an diesem Abend nichts genommen«, sagte Rex. »Ich habe gesoffen, ja, aber nicht gesnifft.«
»Deswegen sind wir nicht hier«, sagte Grayson. »Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne.«
»Weswegen sind Sie dann hier? Im eigentlichen Sinne?«
»Lassen Sie uns rein, dann sage ich es Ihnen.«
Rex winkte sie hinein. »Aber unbedingt doch. Treten Sie ein. Nicht dass ich Sie daran hindern könnte.«
»Nein das können Sie nicht«, stimmte Grayson zu. Zu den Haftbedingungen unter Hausarrest gehörte, dass Rex sich unangemeldete Besuche von Polizisten oder Vertretern des Gerichts gefallen lassen musste. Rex wandte sich um und überließ es ihnen, ihm zu folgen. Sie betraten einen luxuriös ausgestatteten Raum mit Heimkino und Poolbillardtisch. In einem solchen Raum eingesperrt zu sein … Warum macht man sich da denn noch die
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