Todeskleid: Thriller (German Edition)
hättest du denn gemacht, wenn ich verurteilt worden wäre und im Gefängnis säße? Hättest du mich aufgeben?«
»Nein. Aber sie ist umsonst gestorben. Und jetzt wird er auch dich umbringen!«
»Nein. Ich werde mich verstecken. Und du und CeCe geht irgendwohin, wo es sicher ist.« Er nahm die Kette, die er um den Hals trug, ab und legte sie ihr um. An der Kette hing ein Schlüssel. »Ich habe dir die Nummer des Safes gemailt, zu dem du nun fährst. Wenn mir irgendwas zustoßen sollte, machst du das Fach auf.«
Tina begann wieder zu weinen. »Nein, Jorge, bitte nicht. Schick mich nicht fort.«
Er packte sie an den Schultern. »Tu es für CeCe. Ich finde eine Möglichkeit, Kontakt mit dir aufzunehmen. Sag ihr, dass ich sie liebe. Sag es ihr jeden Tag. Und sag ihr, dass ich bei allem, was ich getan habe, immer nur ihr Bestes gewollt habe.«
»Das werde ich. Versprochen.«
»Gut. Dann wisch dir jetzt die Augen, Liebling, und spiel noch einmal deine Rolle. Sei so überzeugend, dass weder die Nachbarn noch CeCe misstrauisch werden.«
Sie straffte den Rücken und konzentrierte sich, bis ein missbilligender Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien. »CeCe!«, rief sie ungeduldig. »Wir müssen jetzt gehen. Es wird spät.«
CeCe kam die Treppe herunter. »Ich will nicht zu Oma zum Essen«, quengelte sie. »Das ist so langweilig da, und sie macht immer bloß Eier.«
»Hör auf deine Mutter«, sagte Jorge barscher, als er beabsichtigt hatte. Doch auch wenn ihm fast das Herz brach, musste er die Fassade aufrechterhalten. Seine Kleine ging nicht zur Oma. Sie ging auch nicht zum Abendessen. Seine Kleine floh nur mit den Kleidern, die sie am Leib trug, und vielleicht würde sie nie wieder zurückkommen. Aber es war zu ihrer Sicherheit. Alles galt ihrer Sicherheit.
Seine Frau und seine Tochter rannten um ihr Leben. Doch niemand durfte davon wissen.
CeCe senkte den Blick. »Warum kannst du denn nicht mitkommen?«
Jorge sank vor ihr auf die Knie, schlang seine Arme um sie und hielt sie fest an sich gedrückt. »Cecilia, mein Schatz. Vergiss nie, dass ich dich liebe. Und nun tu deiner Mama einen Gefallen und sei brav.« Er ließ sie los und schnallte sie auf ihrem Autositz fest, dann sah er zu, wie die einzige Frau, die er je geliebt hatte, hinter das Steuer kletterte und davonfuhr.
Dienstag, 5. April, 17.30 Uhr
Mit Grayson an der Seite folgte Paige Lisa in die Küche, in der köstliche Düfte durch die Luft zogen. Ein schlanker Mann, der eine Ravens-Kappe verkehrt herum trug, verzierte gerade eine dreistöckige Torte, während Holly einen weißen Klumpen knetete.
»Das ist mein Mann Brian«, stellte Lisa vor.
Brian sah Paige prüfend an. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Paige.«
»Mich auch«, gab Paige zögernd zurück. »Danke für das köstliche Essen.«
»Hi, Paige«, trällerte Holly. »Hi, Grayson«, fügte sie mit einem wissenden Grinsen hinzu.
»Hi, Holly«, sagte Paige, dann wandte sie sich zu Grayson um. »Worum geht’s?«, flüsterte sie.
»Keine Ahnung«, gab er leise zurück. »Aber es kann nichts Gutes sein.«
»Das kommt wohl ganz auf den Standpunkt an«, sagte Lisa. »Du wirst vermutlich nicht glücklich sein, aber deine Mutter dürfte in Ekstase geraten.« Sie wandte sich dem Fernseher zu. »Ich habe auf Aufnahme gedrückt, sobald ich eure Namen hörte.«
»O nein.« Paiges Herz begann zu hämmern. Wieder sah sie sich auf dem Bildschirm, diesmal jedoch im Parkhaus. Die Aufnahme war aus großer Entfernung gemacht worden und alles andere als gut, aber dass es sich um sie handelte, war unverkennbar. »Nein. Nein, nein, nein.«
Brian stellte sich hinter Lisa und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Das ist nicht der Teil, der Graysons Mutter gefallen wird«, sagte er zu Paige, dann beugte er sich zu seiner Frau herunter und flüsterte ihr ins Ohr: »So wie du das sagst, könnte man meinen, Judy sei sadistisch veranlagt.«
Paige hörte Lisas Antwort nicht mehr. Der Anblick des Messers an ihrer eigenen Kehle und ihr verzweifelter Kampf, sich zu befreien, ließ sie erstarren. Unwillkürlich flog ihre Hand zu dem Verband an ihrem Hals.
»Aber … aber wie können die so was tun?« Sie sah zu Grayson auf, dessen Gesicht dunkel vor Zorn geworden war – und zwar sowohl in der Realität als auch im Film. Dort hatte er gerade ihren Angreifer mit dem Aktenkoffer niedergestreckt. In der Realität sah er aus, als wolle er dasselbe nun am liebsten mit Radcliffe machen.
»Jetzt wissen wir also auch,
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